Durchgestylte, locker flockig inszenierte Gangsterfilme sind ja spätestens seit „Oceans Eleven“ wieder sehr gefragt. Egal ob nun der genannte Film, seine eher missglückte Fortsetzung oder auch Filme wie „Verlockende Falle“, immer steht nicht die Action im Vordergrund, sondern die Intelligenz und Überlegenheit des Gangsters. In die selbe Richtung läuft auch „After the sunset“.
Brett Ratner hat nach den eher wenig aufsehenerregenden „Rush Hour“ Filmen insbesondere mit der Thomas Harris Verfilmung „roter Drache“ für Aufsehen gesorgt. Lange war es ruhig geworden danach, bis jetzt. Ratner ist zurück und das mit einer herrlichen Gangsterkomödie, die sowohl optisch als auch durch ihren Humor überzeugt.
Pierce Brosnan und Salma Hayek spielen hier das Gangsterpärchen, das mit einem grandiosen Coup den zweiten der drei Napoleon Diamanten stiehlt und dabei den zuständigen FBI Beamten Stan nicht nur überrumpelt sondern auch der Lächerlichkeit preis gibt. Anschließend will sich das diebische Duo in der Karibik zur Ruhe setzen, doch nach etlichen Monaten steht Stan vor der Türe und weckt den Ehrgeiz in Meisterdieb Max Burdett. Der letzte der Napoleondiamanten wird für wenige Tage mit einem Kreuzfahrtschiff auf der Insel halt machen und diesmal will sich Stan nicht täuschen lassen. So entwickelt sich dann ein vergnügliches Geflecht aus witzigen Situationen, Romantik, Betrug und natürlich ist da auch noch der Diamant.
Ratner hat hier ersichtlich mit viel Freude und vielen Freunden einen Film gedreht, der so herrlich erfrischend und voller karibischer Postkarten-Atmosphäre daher kommt, dass man sich unweigerlich in Urlaubsstimmung versetzt fühlt. Weiße Strände, strahlendblauer Himmel, Tauchen im Meer, schöne Frauen, ab und an ein wenig Arbeiten, das Paradies ist greifbar nahe. Die Bilder wirken dann auch alle, als ob sie direkt aus dem nächsten Reiseprospekt wären. Immer wieder fängt der Film die Landschaft ein, schwelgt in den Aufnahmen und weiß doch ganz genau, dass er seinen Zuschauer damit nur einlullen will. Denn es darf wieder einiges an Wendungen und Kniffen erwartet werden. Auch wenn sich die ein oder andere dem geneigten Genrefan durchaus andeuten mag und das Finale es dann doch ein wenig übertreibt, Spaß macht das Ganze eine Menge.
Das liegt auch an den Figuren die Ratner hier präsentiert. Woody Harrelson als manischer FBI Agent, der sich schon bald in der Luxussuite wiederfindet und letztlich nicht nur mit seinem „Feind“ einen Hai angelt und erschießt (!!), sondern auch mit ihm im Bett landet, ist so gut wie seit Jahren nicht mehr. Pierce Brosnan, mit dauerpräsentem Brusthaarpelz, macht das, was er schon seit Remington Steele Zeiten am besten kann, den charmanten Verführer mimen, auch wenn es hier nur der Zuschauer ist, der verführt wird. Absolutes Highlight aber ist ganz eindeutig Salma Hayek, der Ratner mit diesem Film ein Denkmal setzt. Keine Szene, in der sie auftritt, in der sie nicht nahezu perfekt und pure Erotik versprühend von der Kamera eingefangen wird. Sie sah noch nie so gut aus und wurde auch noch nie so grandios in Szene gesetzt. Dazu noch Omar Epps als Insel-Gangsterboss und fertig ist die perfekte Besetzung für eine lockere, sicherlich nicht anspruchsvolle, aber auch nie restlos alberne, Gangsterkomödie.
Jede einzelne Szene atmet hier pures Urlaubs- und Karibikfeeling, Ratner weiß genau wie er den Zuschauer fesselt und nutzt dieses Wissen gnadenlos aus. Da verkommt dann der Finale Diebeszug zwar etwas zum Stimmungsdrücker aber was soll´s? Hier geht es nicht um eine möglichst originelle Story, hier geht es ausschließlich darum Spaß zu haben. Und den kann man als Zuschauer hier wirklich ohne schlechtes Gewissen empfinden. Keine Längen, Humor der gehobenen Sorte und Darsteller die sichtlich selber jede Menge Spaß bei den Dreharbeiten hatten.
Sicherlich ist „After the sunset“ nichts für die Ewigkeit, aber wer im trüben Winterwetter etwas Abwechslung und Urlaubsstimmung braucht ist hier absolut richtig. 7 von 10 Punkten.