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Im Zuge der Wiedergeburt altgedienter Metzelmeister Ende der Neunziger durfte dann 1998 auch Chucky sein Comeback nach siebenjähriger Kinoabstinenz feiern. Seit dem unterirdischen „Child's Play 3“ schien das Franchiseende eigentlich besiegelt und so musste Chucky-Erfinder Don Mancini sich auch etwas Neues einfallen lassen. Neben Selbstironie standen bei „Bride of Chucky“ vor allem ein neuer Charakter und schwarzer Humor im Vordergrund. Regisseur Ronny Yu, der auf ähnlich erfolgreiche Weise sich danach auch zwei weiteren Horrorikonen mit „Freddy vs. Jason“ widmete, verstand das Konzept und lieferte den erwarteten Streifen mit grundsolidem Erfolg (32 Millionen Dollar Einspiel bei 25 Millionen Dollar Budget) ab.
Ganze sechs Jahre später entschloss sich Produzent David Kirschner nun die Reihe um einen weiteren Film zu erweitern und stattete Don Mancini dafür nahezu mit Narrenfreiheit aus – Drehbuch und Regie war sein.

Mancini ist nun leider das größte Problem, das „Seed of Chucky“ hat, denn er verfügt bisher über keinerlei Erfahrung auf dem Regiestuhl und glaubt seine aus ihm sprudelnden Ideen alle kanalisieren und im Film unterbringen zu müssen. Daraus resultiert ein nur bedingt gelungenes fünftes Abenteuer. Ob es noch kinotauglich ist, muss der Zuschauer für sich entscheiden, der Trashappeal ist jedenfalls beachtlich hoch. Weder entwickelt Mancini hier so etwas, was man Stil nennen kann, noch hat er irgendwie Gefühl für Dramaturgie oder Spannungsaufbau. Er filmt nach dem Baukastenprinzip folgt den anleitenden Genreregeln und macht, das ist schon mal etwas, nichts total falsch.

Zunächst einmal meint Mancini querbeet durch das Genre Klassiker zitieren zu müssen und das Publikum zum Mitraten zu animieren. Zu Beginn gibt es dann auch gleich „Halloween“ – Kamerafahrten, eine Reminiszenz an die Duschszene in „Psycho“, später noch „Frankenstein“, „The Shining“ und „The Matrix“. Die Idee an sich ist nicht schlecht, nur muss man solch einen Schabernack auch clever in den Film einbauen und ihn nicht nur bemüht hineinquetschen. Insbesondere die Matrix-Veralberung und Chuckys kurze, tödliche Begegnung mit einer gewissen Britney, die er mit einem „Oops, I did it again“ kommentiert, sind viel zu bemüht und aus dem Kontext gerissen, als das sie wirklich funktionieren.

Wie es „Bride of Chucky“ nun schon ankündigte, ist Nachwuchs im Anmarsch. Über Umwege in England gelandet, fristet der nun sein elendes Dasein in einer Freakshow, macht sich aber bald nach Amerika auf, nachdem er im TV gesehen hat, dass Hollywood nach den Ereignissen in „Bride of Chucky“, einen Film über die legendären Kultpuppen Chucky und Tiffany dreht. Nun ist dieses Film-im-Film-Szenario spätestens seitdem Wes Craven es zweimal bei „Freddy’s New Nightmare“ und „Scream 2“ beziehungsweise „Scream 3“ anwandte längst nicht mehr neu, aber Mancini belässt es auch bei dem Aufhänger und kümmert sich nicht weiter darum. Ein Beweis seiner Kreativität ist das trotzdem nicht.

Vom Sohnemann wieder zum Leben erweckt, killen die beiden Puppen auch gleich drauflos und ja es suppt gar ordentlich, Köpfe werden abgetrennt und fliegen durch die Luft, aufdringliche Paparazzis mit Säure übergossen, Rapper ausgeweidet und Assistentinnen durchgebrutzelt – alles schön graphisch, wie die Franchisefans es lieben. Dabei setzt Mancini jeweils rein auf den blutigen Effekt. Mit Aufbau von Spannung ist also Essig.

Punkten kann „Seed of Chucky“ besonders, wenn wirklich nur die Puppen aktiv werden. Chucky, im O-Ton wieder mit Brad Dourifs Stimme ausgestattet, ist immer noch herrlich sarkastisch, zynisch und abgrundtief gemein. Man setzt bei ihm auf die in „Bride of Chucky“ neu entdeckten Tugenden und füllt ihn bis obenhin mit schwarzem Humor ab. Funktioniert übrigens auch prächtig. Höhepunkt ist ein wichsender (!) Chucky, der auf dem Klo die Hochglanzmagazine durchkramt und dann bei Fangoria hängen bleibt *gg*
Während der Sohnemann nun völlig aus der Art schlägt, gar kein Killer werden will und auch nicht weiß zu welchem Geschlecht er sich nun orientieren soll, will Papa Chucky ihn ohne Umwege in die Lehre nehmen, weswegen Tiffany, angetrieben von Mutterinstinkten, interveniert. Mit dem Töten soll Schluss sein und man möge doch endlich geeignete menschliche Körper finden, in die man schlüpfen kann. Der Nachwuchs soll sich letztlich ganz eigenständig entwickeln...

Ganz böse hat es hier Jennifer Tilly erwischt. Nach ihrer Oscar-Nominierung für Woody Allens „Bulletts Over Broadway“ und der skandalösen Rolle in „Bound“ ging es mit ihrer Karriere steil bergab. Daran kann „Seed of Chucky“ nichts ändern, ganz im Gegenteil, er wird diesen Trend vorantreiben. Entweder muss Tilly extrem verzweifelt sein oder sie glaubte hiermit wieder Aufmerksamkeit erregen zu können. Fakt ist aber, dass sie sich hier selbst offenbart und völlig demontiert. Als am Sets des Chucky-Films wandelnde B-Schlampe spielt sie sich eigentlich nur selbst. Sie ist neidisch auf Julia Robert, muss ständig Witze über ihre Körperfülle ertragen, schläft, nein fickt, mit Regisseuren um bessere Rolle zu bekommen und krankt an grenzenloser Selbstüberschätzung. Was sie hier zeigt, ist eine wahrhaft peinliche Vorstellung, die man niemandem wünscht. Nun ja, niemand zwang sie zur Annahme der Rolle.

In Nebenrollen fungieren hier neben einem absolut unterirdischen Redman (Warum glauben eigentlich alle Hip-Hoper seit Ice-T und Ice Cube (immerhin beschränkt einsetzbar) sie könnten schauspielern?) übrigens noch, und das ist für Insider ganz witzig, in undankbaren Rollen „S Club 7“-Sternchen Hannah Spearrittt als die heimlich für Tilly Fanpost verfassende Assistentin und B-Routinier John Waters („Hairspray“, „Serial Mom“) als Paparazzo, der feststellen muss, dass Neugier tödlich ist.

Unterhalten kann „Seed of Chucky“ dann trotz seiner etlichen Mängel soweit dennoch. Auf 80 Minuten komprimiert, hält Mancini, wenn auch mit Müh’ und Not, den Gagmotor am laufen und Chucky himself läuft auch tatsächlich zu Höchstform auf (Wenn auch nicht wie früher, als dämonischer, von Natur aus bösartiges Wesen, sondern als killsüchtiger Messerwetzer, für den der Blutrausch eine Droge darstellt). Es gibt zwischendurch Ehezoff, Diskussionen zum Thema Erziehung oder Geschlecht (Soll das Kind nun ein Glen oder eine Glenda sein?) und schließlich führt man auch noch einen Disput, welche Vorteile nun das Puppen- und das Menschendasein mit sich bringen.
Den Schlussgag, der selbstverständlich wieder die Möglichkeit einer Fortsetzung eröffnet, hätte man sich indes sparen können. Die Abnutzungserscheinungen werden deutlich und auch wenn man das Budget plus etwas Gewinn eingespielt hat, muss nicht noch einmal nachgeschoben werden. Es wurden schon genug Horrorserien zu Tode geritten – siehe „Halloween“ oder „Hellraiser“.


Fazit:
Man bekommt eigentlich das Erwartete. Don Mancini übernimmt sich hier zwar ganz schön und werkelt deswegen ein allerhöchstens zweckmäßiges Drehbuch zusammen, wer seinen Spaß aber schon bei „Bride of Chucky“ hatte, der sollte auch zum launigen Nachfolger ja sagen. Die explizite Gewalt erschreckt zwar nicht, gerade weil sie völlig over the top ist, aber Chuckys permanenter Wortwitz reißt es noch mal. Trotz Abnutzungserscheinungen und fehlender Innovation (Sicher, wer will kann hier auch einen Aufruf zur Toleranz für Zwitter entdecken *gg*) daher gerade noch überdurchschnittlich.

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