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Die Toten leben. Die Welt ist in dieser Endzeitfantasie von Altmeister George Romero einmal mehr von recht lebendigen Leichen bevölkert, denen es nur nach warmem Menschenfleisch dürstet. Dies ist grob umrissen die Ausgangssituation für Day of the Dead, den Nachfolger zu Romeros zu Recht gefeiertem Dawn of the Dead.

Viele Jahre sind seit der Zombieapokalypse vergangen, und die Untoten haben sich überall erbarmungslos ausgebreitet. Doch es gibt immer noch Menschen, die den Massen an kalten Brüdern strotzen. Irgendwo in Florida haben sich einige Militärs und Wissenschaftler in einem unterirdischen Stollen verschanzt, um eine Lösung für die verfahrene Situation zu finden. Dabei scheuen sich die Wissenschaftler um die junge Sarah und dem seltsamen „Doktor Frankenstein" auch nicht, krude und unmenschliche „Operationen" an jüngst verstorbenen Menschen vorzunehmen um die Zombieplage vielleicht einmal kontrollieren zu können. Alle Beteiligten stehen jedoch unter der unbarmherzigen Fuchtel von Captain Rhodes, dem langsam aber sicher der Geduldsfaden reißt, weil Resultate erwartet. So sehen sich die Menschen im Bunker bald nicht nur der Zombies gegenüber, sondern führen untereinander auch einen eigenen Krieg...

Day of the Dead spielt als Zombiefilm geschickt mit der moralischen Frage: Wie weit darf man gehen, um ein Gegenmittel gegen die Zombies zu finden? Dies ist essentiell und zieht sich durch den kompletten Film, und verleit ihm somit eine gehörige Portion Tiefe. Doch auch die hervorragenden Darsteller, allen voran natürlich Joseph Pilato als eiskaltem Captain Rhodes, können brillieren. Vor allem Rhodes kann sich problemlos als einer der baddest badguys ever bezeichnen. So einen möchte man weder als Vorgesetztem, noch als Nachbar, noch sonst wo in seiner näheren Umgebung. Doch auch Sarah, schön dargestellt von Lori Cardille, ist ein interessanter Charakter. Eingeführt als hartgesottene, unerschütterliche Wissenschaftlerin mit vielen Idealen, zweifelt sie alsbald an ihrem eigentlichen Ziel und den fragwürdigen Methoden mit denen auch sie bislang gearbeitet hat.

Was wäre ein Zombiefilm von George Romero, ohne die appetitlichen Effekte? Wie schon bei „Dawn" ist auch hier wieder Tom Savini für alles verantwortlich, was irgendwie auch nur ansatzweise in Ketchupsauce durchs Bild fliegt. Und im Vergleich zum Vorgänger, legt er hier noch mal eine ordentliche Schippe drauf. Die Effekte lassen noch 25 Jahre später manch anderen Genrevertreter vor Neid erstarren.

Was die Geschichte anbelangt, halte ich „Day" für den stärksten Vertreter seiner Zunft. Der Film beginnt wesentlich gemächlicher als sein Vorgänger und spielt noch dazu hauptsächlich in einem dunklen, schlecht ausgeleuchteten Tunnelsystem. Dies ist der eigentlichen Idee des Films aber absolut zuträglich, denn hier wird weniger der Fokus auf möglichst achtion-betonte Unterhaltung gelegt, sondern das Handeln der einzelnen Charaktere und ihr jeweiliger Antrieb in den Vordergrund gerückt. Verknüpft wird dies mit immer wieder punktuell durch die moralisch fragwürdigen Taten der Wissenschaftler. Letztlich läuft natürlich auch bei „Day" alles auf ein fulminantes Zombiegememetzel hinaus, aber selbst das bleibt im Vergleich mit anderen Filmen dieser Art eher klein. Das bedeutet aber nicht, dass Day of the Dead ein zahmer Film wäre. Das genaue Gegenteil ist vielmehr der Fall. Die Effekte sind unter Garantie nichts für Zartbesaitete, die Atmosphäre ist extrem bedrückend.

Unterm Stich hat Romero einen hervorragenden Nachfolger geschaffen, der sich durchaus in die Riege der besten Sequels einordnen darf. Dabei ist „Day" vom konzeptionellen Design her durchaus anders gestrickt als der Vorgänger und kann sich somit von ihm auch auf dieser Ebene absetzen.

10/10 Punkte

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