"Day of the Dead" greift einerseits auf die Stärken der zwei vorangegangenen Zombiefilme Romeros ("Night of the Living Dead" (1968) und "Dawn of the Dead" (1978)) zurück, weist aber auch bereits erste Schwächen auf, die sich knapp 20 Jahre später in weiteren Beiträgen (dem vierten Teil und Abschluss "Land of the Dead" (2005), der Elemente aus dem ursprünglichen "Day of the Dead"-Drehbuch aufgreift, sowie dem Neueinstieg "Diary of the Dead" (2007) samt der deutlich als solche ausgewiesenen Fortsetzung "Survival of the Dead" (2009)) niederschlugen.
Die Stärken des Films liegen in der bedrückenden Enge, in der gegensätzliche Figuren sich ebenso zusetzen, wie es die belagernden Untoten ihrerseits schon tun: Nach dem abgelegenen Haus aus "Night of the Living Dead" und dem Schutz bietenden Einkaufszentrum aus "Dawn of the Dead" gerät hier ein Bunker zum Schauplatz des Geschehens. Im Gegensatz zu den späteren Filmen, greift Romero ganz effektiv die Aspekte von Enge, Eingesperrtsein und Belagerung auf, während er sie ab "Land of the Dead" mehr und mehr verwässert, indem er mehr und mehr den Aspekt des Reisens, des Umherirrens hereinbringt.
(Vom Hochaus durch die Stadtgebiete über die Grenzzonen hinaus in die Wildnis in "Land of the Dead", ein tatsächliches Umherfahren im Van von einer Station zur nächsten in "Diary of the Dead", ein Verbannt-werden von der Insel, die Reise der Soldaten zu jenem Verbannten, die Rückkehr auf die Insel, sowie das recht gefahrlos mögliche Herumlaufen auf der Insel in "Survival of the Dead" - all dies sind weit komplexere Bewegungen, die die beklemmende Enge und die bedrohliche Atmosphäre der Belagerungssituation vermissen lassen. Hinzu kommt, dass sich zu den immer mehr werdenden Schauplätzen auch immer mehr Figuren hinzugesellen: dass hier entweder aus den kleinen, eingeschlossenen und in sich in zwei Teile aufgespaltenen Gruppen - Keller-Fraktion und Ergeschoss-Fraktion in "Night of the Living Dead", vier Protagonisten und die Rocker in "Dawn of the Dead", Militär und Wissenschaft in "Day of the Dead" - Ansammlungen von vielen kleinen Grüppchen werden, dass aus einem Interessenkonflikt zwischen zwei Parteien ein größeres Beziehungsnetz wird (etwa in "Land of the Dead"); oder dass eine Gruppe bei ihrer Reise einzelnen Individuen begegnet (etwa in "Diary of the Dead"). In beiden Fällen wird das Beklemmende des Eingeschlossenseins nicht mehr durch die bloße Größe und Vielfalt der Schauplätze aufgebrochen, sondern auch durch die reicheren Kommunikationsmöglichkeiten, durch die Abwechselung, die das viel weiter gefächerte Miteinander durchdringt.)
In diesem Punkt der Enge und des Eingeschlossenseins erreicht "Day of the Dead" sogar den Höhepunkt der Reihe. Das Verhältnis zwischen Untoten und Lebenden beträgt mittlerweile 400000 zu 1, ein Verlassen des geschützten Ortes ist bloß noch per Helikopter möglich, das Tageslicht ist dementsprechend selten zu sehen und zudem befinden sich etliche der Angreifer mit den Protagonisten zusammen im Bunkersystem, wenn auch in einem abgezäunten Bereich oder angekettet oder -geschnallt im Laboratorium.
Das macht aus Romeros Film auch den kammerspielartigsten der Reihe und keinesfalls den bombastisch apokalyptischen, den sich viele Zuschauer erhofft hatten. Lediglich die Szenen eines Erkundungsflugs zu Beginn stoßen in diese Richtung vor und zeigen leere, entvölkerte Straßenansichten, durch die sich mehr und mehr die Untoten schieben. Eine dort umherwehende alte Zeitung mit der Schlagzeile "The Dead Walk" und ein unterkieferloser Zombies mit herabbaumelnder Zunge (eine von Savinis beeindruckendsten Kreationen) machen dem Zuschauer die Situation ebenso kurz wie krass klar, ehe sich ganze Wellen von Zombies zeigen: die Städte sind menschenleer, die letzten Menschen sind beinahe Vergangenheit, fast ausgerottet.
Ihre Suche nach Auswegen findet den Film über unter der Erde statt: Eine Gruppe von Soldaten [Achtung: Spoiler!] soll einem Team von Wissenschaftlern mit der Unterstützung eines Funkers und eines Piloten hilfreich zur Hand gehen, macht sich aber - vor allem unter Captain Rhodes, der seinen toten Vorgänger ablöst - mehr und mehr daran, ihre überlegene Stärke genüßlich auszuspielen. Zur Belastung der Belagerung gesellt sich nun recht geschickt der Zeitdruck, denn Rhodes ist nicht länger gewillt, Monate unter der Erde zu verbringen und plant eher, alle ihrem Schicksal zu überlassen und sich mit seinen besten Männern im Helikopter irgendwohin abzusetzen. Die Forscher hingegen erzielen kaum Fortschritte: ein Gegenmittel ist nicht zu finden und nur Dr. Logan hat es nach langer Arbeit geschafft, einen Zombie (den er nach seinem Vater Bub getauft hat) derartig zu konditionieren, dass er einige seiner alten menschlichen Fähigkeiten wiederentdeckt und seinen Hunger auf warmes Fleisch verliert.
Im Finale wird die Situation schließlich eskalieren: Rhodes erschießt Logan und die anderen Wissenschaftler bis auf die einzige Frau, die zusammen mit dem Funker und dem Piloten nach draußen entkommt und im Helikopter flieht, während die Untoten über die Soldaten herfallen und sie wortwörtlich auseinandernehmen. Rhodes selbst wird - kurz bevor man ihn in der Mitte auseinanderreißt - von Bub angeschossen, der die liebgewonne Vaterfigur Logan rächt. In dieser Tat und der erfolgreichen Flucht der drei Protagonisten auf eine einsame Insel erreicht der Film an seinem Ende auch den Funken Hoffnung, den "Dawn of the Dead", vor allem aber "Night of the Living Dead" noch vermissen ließen - wenn Romero den auch sofort wieder relativiert und die Möglichkeit einer Traumsequenz offen lässt. Insofern bietet der ansonsten sicherlich düsterste und ernsteste Teil der Reihe immerhin den bis dahin versöhnlichsten Schluss - gleichzeitig aber auch den bis dahin konventionellsten.
Hat in "Night of the Living Dead" nicht mal der Held des Films überlebt und entkamen in "Dawn of the Dead" nur zwei der vier Hauptfiguren in eine zudem ungewisse Zukunft mit einem nur unzureichend aufgetankten Helikopter, so zeichnen sich hier schnell die drei Hauptfiguren ab, die allesamt überleben dürfen, während gerade die gehässigsten der Soldaten besonders grausam zu Tode kommen. Damit reichert Romero seinen Film auch um ein paar Plattheiten an, die nicht hätten sein müssten: war der Held in "Night of the Living Dead" ein Farbiger, die Überlebenden in "Dawn of the Dead" eine Frau und ein Farbiger, so gerät hier das Dreiergespann von Frau, Farbigen und Alkoholiker besonders betont politisch korrekt.
Auch die Darstellung des Militärs - beinahe ausnahmslos sexistische Machos, unsensibel und weitestgehend gewissenlos, gewaltbereit und teilweise sadistisch veranlagt - leidet doch beträchtlich unter dieser schwarz/weiß-Malerei, die Romero hier nirgends abzufedern weiß.
Und hier macht sich erstmals ein negativer Aspekt in Romeros Zombiefilmen bemerkbar: Die offen und ehrlich angestrebte, eindeutige, konkrete Aussage, die das Anschneiden und Streifen, das Anspielen und Andeuten, das assoziative Verweisen aus "Night of the Living Dead" und "Dawn of the Dead" ersetzen soll. Als hätten die positiven Stimmen, die auf diese Elemente verwiesen, Romero dazu angestiftet, es diesmal nicht beim Anschneiden und Streifen zu belassen, sondern sie zu unübersehbaren Eindeutigkeiten aufzublähen, in der Hoffnung, das lobenswerte Anliegen würde deutlicher auffallen und noch mehr Lob einbringen.
Doch leider erweist sich Romero als unfähig, eine allzu detaillierte Gesellschaftskritik auf die Beine zu stellen (gleichwohl er ein einigen anderen vorausgegangenen Filmen wie "Season of the Witch" (1972) oder "The Crazies" (1977) durchaus gute Ansätze für ein solches Vorhaben lieferte), was womöglich auch in der Natur seines Sujets liegt.
Denn Romero macht zwar eindeutig klar, dass Logans Ansatz einer Konditionierung bzw. Resozialisierung Rhodes Ausrottung gegenüber humaner ist (einfach weil ausgerechnet der untote Bub zu einer der menschlichsten, einfühlsamsten und bemitleidenswertesten Figuren des Films gerät), gleichzeitig wird aber im Film immer wieder (auch von Logan) betont, dass die Situation nie zustande gekommen wäre, hätte man von Anfang an kurzen Prozess mit der Bedrohung gemacht, anstatt sich überrennen zu lassen. Der Status, den er hier in Ansätzen seinen Zombies verleiht (in "Dawn of the Dead" war das bereits spürbar, wenn die einzige Frau mitleidig durch die Glasscheiben auf die tumben Kreaturen blickt), diese Annahme, es sei aus moralischer Sicht dringend erforderlich, die Untoten menschlich zu behandeln, passt ganz einfach nicht zu der sich rasant ausbreitenden Bedrohung, als die Romero sie darstellt. ("Land of the Dead" ist zwar handwerklich ordentlich ausgeführt und spannend, scheitert aber erst recht an dieser Prämisse, dass die Untoten nicht nur Bedrohung, sondern auch Opfer sind, die eine friedliche Koexistenz verdienen. Erst "Survival of the Dead" kann dank besseren Ausgangsbedingungen - auf der nicht sehr dicht bevölkerten Insel kann man die Untoten halbwegs unter Kontrolle halten - diesen Aspekt schlüssiger abhandeln.)
Seine Militärkritik hätte da schon eher Chancen gehabt, schlüssig auf Spielfilmlänge abgehandelt zu werden, kommt aber nicht über oberflächliche Vorwürfe hinaus, die aufgrund des ernsthaften Tonfalls des Films nicht mal als satirische Überspitzung genossen werden können.
Sowohl "Night of the Living Dead" als auch "Dawn of the Dead" konnten ihren Themen weit gerechter werden, einfach dadurch, dass Romero sich mit seinem Anliegen etwas mehr zurückhielt. Ein auf den ersten Blick zufälliger Versprecher, der aus Washington Saigon macht; ein Führer einer Bürgerwehr, der an damals ganz gegenwärtige Eindrücke aus Vietnam erinnerte, etwa an den enthusiastischen Airforce-Piloten, der 1967 frohlockend über die Taktiken des Tötens und die Wirkung von Napalm plauderte; ein wie selbstverständlich präsentierter farbiger Held, der genau dieser Bürgerwehr zum Opfer fällt (vor dem Hintergrund des lange Zeit Muhammad Ali zugeschriebenen Ausspruches, kein Vietnamese habe ihn jemals einen Nigger genannt, und der Ablehnung des Vietnamskrieges durch Martin Luther King); und nicht zuletzt das dokumentarisch anmutende Ende, das mit seiner Schilderung des Todes an die immer präsente Berichterstattung gemahnt - all dies machte ganz nebenbei aus dem seinerzeit krassen Reißer auch eine Wiedergabe der damaligen Stimmung, auch wenn dies Romero zufolge eher unbewusst geschehen ist. Dies haben auch einige Kritiker nach wenigen Monaten bereits erkannt, und diejenigen, die dem Film erst ablehnend gegenüberstanden, revidierten ihre Meinung mitunter einige Zeit darauf.
"Dawn of the Dead" spielt hingegen auf die Vorstellung der Apokalypse an, nimmst Stellung zu einem emanzipierten Frauenbild im frühen Stadium, kratzt an rassistischen Ansichten und kritisiert auf vielerlei Arten den herrschenden Konsumwahn und geht dabei ganz sicher niemals groß in die Tiefe, macht aber eben auch nicht den Fehler, diese Punkte übermäßig zu strapazieren und sorgt mit Slapstickeinlagen, comicartigen, bunten Bildern und dem grellen Tonfall für ausreichende satirische Distanz, um jeden Hinweis mit einem Augenzwinkern zu versehen. Eine Vielzahl von Andeutungen, die sich niemals ernster geben, als der Zuschauer sie auffassen mag, sorgten hier für ein hohes Diskussionspotential, dem noch nicht der Stempel der Oberflächlichkeit aufgedrückt ist.
"Day of the Dead" hingegen wird ganz deutlich, wälzt seine Aussagen breiter und breiter aus, ohne ihnen dabei jedoch mehr Tiefe zu verleihen und bereitet den Weg vor, den die stellenweise unangenehme Geschwätzigkeit seiner späteren Filme geht.
Anflüge der Satire machen sich nur ganz selten bemerkbar - die Zombies, die sich hier wie schon in "Dawn of the Dead" vor allem aus verschiedenen Stereotypen zusammensetzen (etwa eine Nonne, ein Hare Krishna, eine Krankenschwester in "Dawn of the Dead"; ein Clown, ein Pilot, eine Putzfrau, eine Braut usw. hier) geben erneut einen respektlos-erheiternden Blick auf den Schnitt durch die Gesellschaft ab, die hier wie dort nicht als Masse in Erscheinung tritt, sondern als Parodie auf die Vorstellung einer Einheit vieler, vieler Individuen, die sich ihre Individualität trotz der Einheit in der Masse bewahren können, die aber letztlich nur im zombiehaften Gleichschritt umhertrotten.
In seiner Aussage zu penetrant aufdringlich, zu platt und oberflächlich, ist der Film dennoch ein bedrückender, düsterer und spannender Genreklassiker geworden, dem man zudem immerhin noch den guten Willen anrechnen kann. Handwerklich lässt der Film kaum zu wünschen übrig, besonders die Arbeit von Tom Savini besticht besonders: vom Augenlid an abgerissene Kopfhaut, abgebissene Finger, herausrutschende Gedärme, abgetrennte Köpfe (mal am Hals, mal über dem Unterkiefer), abgetrennte Arme, haufenweise Kopfschüsse und einige liebvoll gestaltete Masken sorgen für reichhaltige Schock- und Ekeleffekte, die unwahrscheinlich glaubwürdig geraten sind. Dieser Mut, dieser Wille zur möglichst graphische Darstellung verdient ebenfalls Bewunderung, denn in einer Zeit, in der sich selbst ein Aushängeschild des ruppigen Films wie die "Friday, the 13th"-Reihe selbst zensierte oder zumindest der Zensur beugte, bleibt Romero hier seiner künstlerischen Vision treu, nahm einen Budget-Schwund von knapp 7000000 $ auf etwa 3500000 $ in Kauf und verzichtet für seine blutigen Effekte somit auch auf modischen Schnickschnack wie den 3D-Effekt, musste allerdings auch die Handlung etwas kammerspielartiger zusammenfassen (was vielleicht generell keine schlechte Wahl war). Lässt man einmal den Splatterfilm der Low Budget und Video-Produktionen unberücksichtigt und beschränkt sich auf größere, ambitionierte Kinofilme, ist "Day of the Dead" zusammen mit Tobe Hoopers "The Texas Chainsaw Massacre 2" (1986) und den zeitgenössischen Filmen David Cronenbergs ("Videodrome" (1983), "The Fly" (1986)) eines der wenigen Beispiele für konsequenten, harten und schonungslosen Horror in der Mitte der 80er Jahre.
Die unbekannten Darsteller werden oftmals schlechter gemacht, als sie sind: gerade Sherman Howard als lernfähiger und beinahe liebenswerter Zombie und Richard Liberty als Mischung aus Mad Scientist und Nutty Professor können voll und ganz überzeugen, Joseph Pilatos Captain Rhodes ist sicher nicht frei von Overacting, aber effektiv.
Insgesamt einer der großen Klassiker des modernen Horrorkinos, wenngleich auch keine Offenbarung mehr, wie es bei den zwei Vorgängern noch der Fall war.
8,5/10