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Als 1985 George A. Romeros dritter Zombiefilm „Day of the Dead" erschien, waren die großen Tage des Subgenres „Zombie" eigentlich schon vorbei. Hier und dort erschienen zwar noch Nachzügler, jedoch war das Publikum, gerade mit der Welle italienischer Trash- Zombiefilme, nahezu erschlagen worden. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass „Zombie 2" (unter diesem Titel ist „Day of the Dead" in den deutschen Kinos erschienen) nie die Popularität von Romeros „Dawn of the Dead" erreichte, der 1978 ja einschlug wie eine Bombe. Trotz allem sollte „Day of the Dead" aber Effekttechnisch alles bisher da gewesene in den Schatten stellen. Vor allem eine Tatsache für die der Make-Up Techniker Tom Savini verantwortlich war. Das autodidaktische Multitalent, seines Zeichens nicht nur Spezial FX- Mann, sondern auch Schauspieler, Stuntman und in einem Fall auch Regisseur, wurde hier mit seiner schier unglaublichen Blutorgie zum Meister der abgerissenen Köpfe und halbierten Körper - in dieser handgemachten Form nie besser gesehen und auch nie wieder erreicht.

„Dawn of the Dead" begann und endete im Chaos. Bei "Day of the Dead" sollte sich daran nichts ändern. Der Film wartet mit einem Weltuntergangsszenario auf, in dem Zombies das Leben auf dem Planeten Erde praktisch zum erliegen gebracht haben. Vereinzelte Gruppen Überlebender ziehen umher auf der Suche nach einem zombiefreien Lebensraum. Im Mittelpunkt von „Day of the Dead" steht wieder ein bunt zusammen gewürfelter Haufen unterschiedlicher Charaktere, die in einem Hubschrauber durch die Lande fliegen, um ein Platz zum überleben zu finden. Es sind drei Männer und eine Frau, die Mitglieder eines Militärcamps sind, in dem Versuche aller art an den Zombies durchgeführt werden - eine Notgeborene Allianz aus Wissenschaft und Militär. Die Wissenschaftlerin Sarah ist die kluge, rational denkende Frau. Ihr Freund, der Soldat Miguel ist ein einziges Nervenbündel und ständig am herumheulen - Es ist dem Zuschauer schon anfangs klar, dass er wahrscheinlich derjenige ist, der am Ende durchdreht. Dazu gesellen sich der Funker McDermott, der das alles nur im Suff ertragen kann und der ängstliche Hubschrauberpilot John.
In einer düsteren Umwelt, in der die Zivilisation nicht mehr besteht und staatliche Strukturen, der Vergangenheit angehören, ist das Militär nichts mehr, als das moderne Raubrittertum. Im Mittelpunkt soll aber zunächst der ebenso verrückte wie geniale Dr. Logan, der von allen nur „Dr. Frankenstein" genannt wird, stehen, der seine abartigen Experimente an Zombies durchführt. Über das Ziel, ein Mittel gegen die Menschenhungrigen Untoten zu erfinden, hat er längst hinausgeschossen. Dem herrschsüchtigen Cptn. Rhodes, der nach dem Ableben Major Coopers zum Oberbefehlshaber wird, sind die Forschungen sowieso ein Dorn im Auge. Er plant den - in seinen Augen ergebnislosen - Experimenten ein Ende zu setzen. Dass sich hinter Dr. Logan ein entsetzliches Geheimnis verbirgt, weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Der Zuschauer bekommt gleich am Anfang des Films einen Eindruck der Trostlosigkeit und Leere in Romeros postapokalyptischer Hölle, als die vier Protagonisten mit ihrem Helikopter In eine leergefegte Stadt landen um eventuell auf Überlebende zu treffen. Ein Szenario wie in einer Geisterstadt eines Italowesterns. Die Großaufnahme des Kopfes eines Fremden hätte dann auch glatt von Sergio Leone sein können. Das Gesicht jedoch, welches den Zuschauer in seinen Bann nimmt, ist weder das Antlitz Clint Eastwoods noch Lee van Cleefs. Es ist ein verfaulter Zombie, dessen Unterkiefer nur noch zum Teil vorhanden ist und dessen Zunge an seinem Hals rumschlabbert. Er soll auch nicht alleine bleiben. Die Geräusche des Hubschraubers locken die Zombies zu hunderten an und in ihrer Gier nach Menschenfleisch stimmen sie alle zusammen ein Ohrenbetäubendes Gejaule an, welches selbst den Helikopter übertönt.
Die spektakulären Effekte Tom Savinis habe ich oben schon angesprochen. Savini hat auch selbst keine Rolle bekleidet, so wie er es immer gerne getan hat. Die Rolle des Anführers der Rockerbande in „Dawn of the Dead" bleibt jedem Zombiefan sicher immer in Erinnerung. Hier jedoch hat er sich voll auf die Effekte konzentriert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:In zwei Hälften gerissene Körper und abgerissene Köpfe bei lebendigem Leibe, aufgeschnittene Zombies, deren das Gedärm aus der Bauchhöhle plumpst... Alles aufzuzählen wäre zuviel.
Bei den Zombies gibt es einige Unterschiede zum Vorgänger „Dawn of the Dead". Die Zombies stöhnen hier nicht leise vor sich hin, sondern stoßen zuweilen entsetzliche Schreie aus. In ihren Bewegungen sind sie etwas schneller. Die Zombies ähneln zwar dem des Vorgängers, doch hat man hier bei einigen Einzelexemplaren eine Menge Aufwand getrieben.Zudem gibt es Ansätze von intelligentem Verhalten. Bei „Day of the Dead" sind die Zombies mehr oder weniger Lernfähig.
Schauspielerisch kommt „Day of the Dead" (ungewollt) um einiges trashiger daher, als sein Vorgänger. Die Qualität der Darsteller reichte hier leider nicht aus, um einen gewissen Identifikationsfaktor beim Publikum zu erzielen. Die Charaktere sind auch zu ideenlos gespielt. Beim Vorgänger stimmte die Chemie der Hauptdarsteller - Das Team im Helikopter besser. Das waren Typen! In diesem fünfköpfigen Team der Hauptdarsteller in „Day of the Dead" ist eigentlich keine herausragende Persönlichkeit. Bei den Bösen - Capt. Rhodes und sein fetter, biersaufender Handlanger Steel sieht es nur zum Teil anders aus. Zumindest beim immer grimmigen Capt. Rhodes hätte ich mir einen etwas facettenreicheren Charakter gewünscht. Den weinerlichen Soldaten Miguel habe ich oben schon erwähnt. Das Gejammer von dem ist so sauschlecht, dass es schon wieder schön ist. Trash pur in einem Film, der eigentlich qualitativ weit über „Meisterwerke" wie „Rückkehr der Zombies" steht. Trash, der hier eigentlich fehl am Platze ist. Einzig und allein der verrückte Dr. Logan kann wirklich mit seinem Irrsinn gefallen.
Trotz allem haben wir allein schon durch die hier schon gewürdigte Leistung von „Special-FX Papst" Tom Savini ein Meisterwerk des Zombiefilms. Was fehlt sind Identifikationsfiguren.Als Ersatz bekommt der Zuschauer eine Vielzahl völlig absurder Spezialeffekte, die so nicht mehr erreicht wurden und die man ganz sicher niemals in einem anderen Film zuvor so bewundern konnte. Qualitativ fällt mir höchstens noch Peter Jacksons „Braindead" ein, der in dieser Liga mitspielen kann. Allerdings kann man diese beiden Filme nicht eins zu eins miteinander vergleichen. „Day of the Dead" ist Pflichtprogramm für jeden Horrorfan.

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