Day of the dead (9/10)
Roger Ebert von der Chicago Sun Times hat Day of the Dead, im Vergleich zu Dawn of the Dead, als schwächer bezeichnet, da Day zwar perfektere EFX vorzeigen kann, aber auch seelenloser daherkommt. Ich bin nicht einer Meinung mit ihm. Zwar hat Day of the Dead nicht mehr den ironischen Unterton von Dawn, ist aber als Splatterfilm mit Message gut gelungen.
Ich habe den Film vor jetzt 10 Jahren in der belgischen Fassung gesehen, und hatte damals noch nicht viel Ahnung von Horror. Aber nach dem Sehen war ich begeistert. Denn Day lässt den Zuschauer zwar lange warten, bietet aber in den letzten 45 Minuten eine Kompensation an Gewalt, die in ihrer naturalistischen Art ihresgleichen sucht.
Trotzdem ist der Film nicht gewaltverherrlichend, mögen einige Richter und Staatsanwälte dass finden. Zum einen fehlt die extreme Gewalt gegen Frauen, die in den meisten italienischen Filmen vorherrschen, und die den Abend versauen können. Filme a la Fulci sind für einen Filmabend für Interessierte geeignet, sie sind aber in ihrer Grundtendenz so mies und deprimierend, dass ich Romero immer vorziehe.
Und dies ist meines Erachtens auch der Fehler, der bei der Beschlagnahme dieses Films gemacht wird. Romeros Perfektion, und die Gewaltszenen sind Grand Guignol der feinsten und besten Art (Dank an Tom Savini und Kollegen), mildern aber die Wirkung auch erheblich ab. Da werden Finger zu schnell und zu schlabbrig abgebissen, und öffnet selbst ein abgetrennter Kopf noch den Mund. Dies ist so naturalistisch (?) dargestellt, dass zwar Freude am Gemansche, aber nicht Ekel aufkommt. Die Schmutzigkeit der italienischen Filme wie Man-Eater, Zombie Flesh Eaters o.a. Werke wird nie erreicht. Die latente Frauenfeindlichkeit fehlt auch.
Soll ein Film in seinem Gesamtzusammenhang erwähnt werden, wie dies einige FSK-Menschen immer gern ausposaunen, so würde Day eigentlich mit einigen wenigen Schnitten auskommen, und wäre in Deutschland für den Handel nicht verboten. Denn trotz StGB 131 mit „menschenähnlichen Wesen“ (wird durch Rechtswissenschaftler abgelehnt, da es eine „Zombiewürde“ nicht gibt), werden die Bösen, wie im Märchen auch, bestraft, und die Guten bleiben am leben.
Daß Romero, wie in Dawn und selbst Night of the Living Dead, einen Schwarzen und eine Frau zur Heldin macht, ist ebenso erwähnenswert wie die Gewaltverherrlichung gegen Frauen eines Herrn Fulci und seiner Frustrationsfilme. Vergleicht man Day mit Zombie 2 von Fulci (und der ist von der JK wieder freigegeben!), so sind die Unterschiede schreiend. In Fulcis Machwerk wird die Gewalt zur Pornographie: Leichen stehen ganz langsam auf, alles wie in Zeitlupe, Frauen kriegen langsam Splitter ins Auge gebohrt, und werden Hälse aufgebissen. Das alles ist so schmierig dargestellt, dass einem der Magen rebelliert.
Romeros Day dagegen ist hell, hat ein positives Ende und zeigt eindeutig: die Heldin ist weiblich, sie ist stark, und sie kämpft aktiv gegen die Untoten an. Keine Zeitlupenhafte Gewalt gegen Frauen, keine schmierige Gewalt. Romeros Naturalismus gewinnt spielend gegen Fulcis frauenfeindliche Einstellung vom Begriff Horror.
Day stellt keine hohen Ansprüche. Es gibt einige Pseudo-philosophischen Sprüche über das Leben, Kinderkriegen, Gottes Strafe und und und. Es macht den Film etwas schwächer, aber nicht wertloser. Romeros Day ist wie Dawn ein Beispiel für die Mischung aus Philosophie und der Freude am Zeigen von perfekt vom Körper getrennten Armen, Beinen, Darmschlingen und und und. Wie gesagt, grand guignol in Vollendung, aber eines, dass in der Erträglichkeit seines gleichen sucht.
Auch wenn es seltsam klingt: in Romeros Day ist eine Art humaner Einstellung enthalten, die Fulci und italienischen Schlachplatten vollends abgeht. Das macht ihn zu einem modernen Märchen, und das wissen in Europa, außer deutschen und finnischen Staatsanwälten, die meisten europäischen Filmkenner.
Ein Film, der nicht verboten, sondern diskutiert gehört.
Sehenswert