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Die Wölfin, das ist die Anführerin einer Gruppe Frauen auf Motorrädern. Alle in Leder, alle verdammt gut aussehend, männerhassend, und äußerst hart im Austeilen. Sie entführen Babys, um die weiblichen Säuglinge von Wölfen aufziehen zu lassen. So wie die Wölfin selber einst von einem Wolfsrudel großgezogen wurde. Die männlichen Kinder werden an einen schmierigen Barbesitzer vertickt, und ansonsten besteht das Leben aus hübsch machen, durch die Gegend fahren und Spaß haben.
Bruce ist der Anführer der Geborenen Verlierer. Seit Vietnam hat Bruce ein Stück Stahl im Hirn, und dieser Stahl beschert ihm Visionen, welchen die Gruppe folgt. Bruce hat drei Aufgaben in seinem Leben: Das Böse finden, es vernichten, und das Geheimnis von gutem Fassbier ergründen.
Als die Wölfin und Bruce sich treffen, dann ist das wie … Na ja, weder Micky und Mallory noch Lula und Sailor wollen da so richtig passen. Aber immerhin ist dies das erste Mal, dass die Wölfin ihren Frauen befiehlt, mit Männern zu schlafen! Igitt …

Und so, wie die Kamera im Vorspann die Kurven der Motorräder ergründet, so genießt sie auch die Kurven der Darstellerinnen. In engem schwarzem Leder und mit wenig Oberteil für viel Inhalt verdrehen die Girls jedem Mann in Iowa den Kopf. Zumindest so lange, bis er in Reichweite ihrer Fäuste kommt, dann verdreht sich da schnell was ganz anderes. Die Mädels sind nicht zum Schmusen aufgelegt, und Paco, der in der Kneipe meint Ace und Merilee anbaggern zu können, wird es sehr schnell leid und weh tun. Seinen Kumpels auch …

Und was jetzt klingt wie ein tougher Girls-on-Bikes- Actioner mit viel Benzin, Blut und Titten, ist tatsächlich das genaue Gegenteil. Bruce auf den Knien in einem Maisfeld, klug philosophierend über den Sinn der Liebe. Die Wölfin und Bruce im Dialog über verpasste Chancen, und um Himmels Willen darf keiner auch nur einen Ticken seiner bzw. ihrer Coolness dabei zurückweichen. Die Geborenen Verlierer, wie sie perfekt Rock of Ages singen. Bruce, der alleine heroisch einen Holzbalken in die Luft erhebt, an dem drei andere vorher gemeinsam gescheitert sind. Wer die Szenen kennt dürfte sich einen Schmunzelns nicht erwehren können, und wer sie nicht kennt darf sich sicher sein, dass er im Leben etwas verpasst hat. Und der Initiationsritus von Wendy ist eindeutig bei DAS LEBEN DES BRIAN geklaut.
Natürlich auch jede Menge Stoff, den man eigentlich erwartet: Paco, der hinter einem Motorrad hergezogen wird, mit gespreizten Beinen, genau auf einen Staketenzaun zu (Autsch). Bruce, der immer eine gefüllte Büchse Bier in der Westentasche parat hat („Ich habe seit 4 Stunden kein Bier mehr getrunken. Ich leide schon unter Vitaminmangel!“). Wendy, die ihrem Arschloch-Chef zeigt, wozu sich die üblichen Bestandteile eines Diners alles gebrauchen lassen: Heißer Kaffee, ein heißes Waffeleisen, eine Pfanne. Und die Wölfin sieht in ihrer ersten Einstellung nicht umsonst so aus, als ob sie einen Blech-Bikini tragen würde.

- Sieht aus, als wollten wir beide dasselbe.
- Schon möglich. Ich weiß was ich will.
- Wirklich? Also warum machst Du nicht den Deckel auf? Ich häng den Rüssel rein, und füll Dir den Tank. Du kannst es gebrauchen.
Also macht sie den Tankdeckel auf, er nimmt den Zapfhahn von der Säule, steckt ihn in den Tank, und sie fängt an zu stöhnen. Denn die Szene spielt schließlich an einer Tankstelle. Und zeigt einen Tankvorgang, wie wir ihn schon immer sehen wollten …

Ich glaube, für solche Filme wurde der Begriff Guilty Pleasure erfunden. Die angezogene Vorstufe eines Andy Sidaris Films, ausgestattet mit Motorrädern anstatt mit großen Wummen, aber mit dem gleichen köstlichen Unfug bestückt. Ausgesprochen lohnend!

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