Na, die unrühmliche Entstehungsgeschichte ließ bereits erahnen, dass sich mit „A Sound of Thunder“ kein Blumentopf gewinnen lassen würde, doch dass sich der Film letztlich also so miese Obergurke herausstellt, der man jegliche Kinoqualitäten absprechen muss, überrascht dann doch.
Nun muss man allerdings schon ein wenig fair sein. Als eines der vielen, großspurig angekündigten Prestige-Projekte, der inzwischen bekanntermaßen vom Pleitegeier aufgefressenen, Flops in Serie produzierenden Franchise Pictures, soff die Crew, ähnlich wie damals auch „The League Of Extraordinary Gentlemen“, 2002 beim Jahrhunderthochwasser in Prag mitsamt der Sets ab, was die Produzenten schon einmal finanziell arg in die Bredouille brachte. Als das kurzlebige Major-Studio dann auch noch Konkurs anmeldete, wurde der unfertige Film in die Archive verbannt, um 2005 von Warner wiederentdeckt zu werden, die dem Film noch eine kleine Finanzspritze verpasste, um ihn doch noch ins Kino zu hieven – ein heilloser Fehlschlag übrigens.
Mit dem, was Regisseur Peter Hyams („Outland“, „Timecop“), der nach seinem Flop „The Musketeer“ seinen ehemals guten Ruf wohl endgültig ramponiert haben dürfte, ursprünglich einmal vor vorgehabt haben dürfte, hat das, was wir hier letztlich zu sehen bekommen, aber auch, so hoffe ich jedenfalls, nicht mehr allzu viel zu tun.
Die Effekte sind saumies, die Greenscreen-Tricks offensichtlich und auf dem Niveau veralteter Computerspiele (Erinnerte mich schwer an den Pro 7 Quoten-Serien-Hit „The Lost World“), aber das Schlimmste ist eigentlich die Story selbst.
Wenn das finale Drehbuch der „Sahara“ – Schreiberlinge Thomas Dean Donnelly und Joshua Oppenheimer wirklich so ausgesehen hat, dann Gute Nacht. Die Vorlagen von Ray Bradbury (u.a. „Fahrenheit 451“) taugen eigentlich etwas mehr und zu viel stinkt hier penetrant nach „Jurassic Park“: Das revolutionäre, futuristisch anmutende Projekt, von dem die Menschheit lieber die Finger lassen sollte, der kommerzielle Nutzen, der Fehlschlag und die Rennerei ums Überleben durch Dschungel-Gelände, bis der Re-Boot geschafft ist.
Die Vermutung liegt zudem nah, dass aufgrund nicht fertiger Effekte und nicht mehr möglicher Nachdrehs einfach einiges der Schere im Schneideraum zum Opfer fiel, um aus den Zelluloidfragmenten noch so etwas wie einen nachvollziehbaren Film zu machen.
Filme rund um das Thema Zeitreise gab es in den letzten Jahren regelmäßig und sie waren abgesehen von den dramatisch gemeinten „Donnie Darko“ beziehungsweise „The Butterfly Effect“ alle enttäuschend, wenn man beispielsweise die beiden bekanntesten Vertreter „Timeline“ oder „Time Machine“ heranzieht.
„A Sound of Thunder“ befindet sich also in prominenter Gesellschaft und hebt sich eigentlich nur dadurch, ab, dass der sein Szenario in das zukünftige 2055 verlagert, denn dort sind nun Zeitreisen möglich und sie sollen wie eine Art Safari vermarktet werden. Reiche Stinker dürfen nun ihr Geld verprassen, um unschuldige Dinos abzuknallen.
Bereits enttäuscht von den klar unterdurchschnittlichen, vielleicht noch DTV-Qualitäten aufweisenden Effekten eines Zeitsprungs als Opener, wobei auch gleich flugs ein T-Rex (Oder was auch immer das sein soll...) angreift und von den Reisenden mit Eis-Projektilen (Die schmelzen, so wird die Zeitlinie nicht verändert) abgeknallt wird, bekommt der geneigte Zuschauer dann auch gleich in den ersten Minuten die volle Breitseite. Oberflächliche, schnell in Vergessenheit geratende Stereotypen wohin man sieht, ein furchtbar peinlich chargierender, sich bis auf die Knochen blamierender Ben Kingsley („Sexy Beast“, „Suspect Zero“) als gewissenloser, geldgeiler Schirmherr, mittendrin Heike Makatsch („Männerpension“, „Anatomie 2“) als dümmlicher Betthoppler und Armin Rohde spielt auch eher bedrückt, als würde er sich nicht ganz wohl fühlen. Nun ja, die deutschen Finanzierungsgelder erforderten es halt, dass man auch den einen oder anderen deutschen Star integrierte.
Quer durch die Botanik üblicher Genrestandards, wie der kurzen, oberflächlich abgehandelten Thematisierung von Pro (u. a. ausgestorbene Spezies neu klonen) und Kontra (gefährliche Beeinflussung der Zeit) der Zeitreisen, den eisernen Regeln für jeden Trip (Nichts anfassen, nichts mitnehmen, etc.), dem Gewissen von Wissenschaftler Travis Ryer (Edward Burns, „Saving Private Ryan“, „15 Minutes“), der alsbald Leaderqualitäten entwickeln muss, bereitet man nach der letzten Generalprobe die ersten steinreichen Klienten auf den ersten Kommerz-Trip vor. Doch bereits da soll etwas schief gehen. Die Waffen funktionieren nicht, der T-Rex als ewig wiederkehrende Attraktion rückt den lediglich auf einer, aus dem Wurmloch führenden, Art Brücke stehenden Besucher gefährlich auf den Pelz und Regeln werden gebrochen. Es kommen zwar alle wieder heil in der Gegenwart an, nur ein Fehltritt soll schwere Folgen haben, als kurze Zeit später Zeitwellen über die Erde fegen und sie in eine prähistorische Welt verwandeln, in der die Evolutionsgeschichte etwas anders ablief und von gefräßigen Käfern über Riesenfledermäusen, Killerpflanzen und Seeschlangen bis hin zu einer Horde aggressiver Affen, alle im Amok-Modus, den im Labor Überlebenden das Leben schwer machen, während die fieberhaft darum bemüht sind, den Fehler zu finden.
Der Rest ist eine einzige Hetzjagd durch die Dschungel-Welt, um erstens herauszufinden, was denn nun schief lief und zweitens die Tat rückgängig zu machen. Viele kommen nicht mit dem Leben davon, denn mit wiederkehrender Berechnung fordert die Expedition ihre Opfer. Sie werden vergiftet oder meistens gefressen, festgehalten in den qualitativ nun einmal minderwertigen CGI-Sequenzen. Ryer muss anführen und sich die klugen Sätze der Projekt-Entwicklerin Sonia Rand (Catherine McCormack, „The Tailor of Panama“, „Spy Game“), die von Anfang an wusste, dass mit einer derartigen Zukunftstechnologie kein Unfug mit betrieben werden sollte, anhören, bleibt jedoch brav.
„A Sound of Thunder“ hat wirklich so wenig Handlung! Aber, die eigentliche Lachnummer ist, dass in irgendeiner Phase der Produktion wohl tatsächlich ein paar Verantwortliche geglaubt haben, dass man mit Filmen der Marke „The Matrix“ konkurrieren könnte. So sehen einige unausgegorenen Effekt-Ansätze nämlich aus.
Einmal ganz abgesehen von irrsinnigen Logiklücken, die wohl wirklich auf das überarbeitungswürdige Drehbuch oder eine Art Kommerz-Cut (Ein Audiokommentar von Hyams wäre wahrscheinlich sehr aufschlussreich...) zurückzuführen sind, ist ab Eintreten der Katastrophe „A Sound of Thunder“ nur noch eine Lachnummer erster Garnitur, die leider nicht die Trash-Klasse eines immerhin unterhaltsamen „The Core“ erreicht.
Die sich nun wahrlich nicht ins Zeug legende Darstellerriege, denen man teilweise auch die Unlust im Gesicht ablesen kann, freuen sich über ihr verfrühtes Ableben, Spannung gibt es eigentlich keine und Aufregung noch weniger. Die Hatz durch die zugewucherte Welt hält regelmäßig aggressive Fauna oder ein exotisches, tödliches Exemplar der Tierwelt bereit, bis am Ende dann der praktisch symbolisch verantwortliche Schmetterling gefunden wird, und den dann schon ziemlich dezimierten Überlebenden ein Lichtlein aufgeht, dass man mit Mühe und Not, letzter, gespeicherter Restenergie im inzwischen gänzlich zerstörten, aber irgendwie noch funktionstüchtigen Labor die rettende Zeitreise gebacken bekommt, um alles wieder gerade zu biegen.
Ich würde ja wirklich gern, ein paar positive Worte über den Film verlieren, zumal ich Peter Hyams aufgrund seiner früheren Arbeiten sehr schätze, nur ist „A Sound of Thunder“ ein komplettes Desaster bis in die letzte Distanz, dass in dieser Version höchstens ein wenig beachteter DTV-Release hätte werden dürfen und kein 80 Millionen – Dollar – Kinofilm (So war das Budget jedenfalls einmal offiziell angegeben).
Wenn denn schon total hohl, und sich mit dem eigentlich Thema nie ernsthaft auseinandersetzend, dann doch bitteschön schon actionreich, kurzweilig und mit adrenalinfördernden Kämpfen ums nackte Überleben , aber was dem Zuschauer hier aufgetischt wird, ist eine einzige Frechheit. Wer Abzocke schreit, hat recht, denn so etwas dem zahlenden Kunden vorzusetzen, ist eigentlich eine Dreistigkeit sondergleichen.
Fazit:
Bös’ unfertig ausschauendes, lächerliches Relikt von Franchise Pictures, das eigentlich nie wieder das Tageslicht erblicken hätte dürfen. „A Sound of Thunder“ ist das Fragment eines Films, für den Peter Hyams sich vermutlich schämt, auch wenn er zu einem Großteil nichts dazu kann. Die wirklich schlechten Effekte, die löchrige Handlung, die unmotivierten Darsteller und der arg zerstückelte Ablauf mit seinen schwach getricksten, regelmäßigen Tierattacken lassen eigentlich nur Rückschlüsse auf einer drittklassige DTV-Produktion zu. Mit viel Ironie aufgrund teilweise haarsträubender Handlungsweisen und Ideen der Protagonisten oder als Liebhaber schlechter Filme noch zu ertragen, ansonsten gehen hier ganz schnell die Lichter aus.