Bringt kein Pech… bringt den Tod!
Von Poes haarigster Geschichte gibt’s dutzende Versionen - von der Stummfilmzeit über Argentos Version in „Two Evil Eyes“ bis eben zu Fulcis Versuch, die schwarze Katze aus dem Sack zu lassen. Das war schon Anfang der 80er und genau zwischen seinen legendären Zombieergüssen. Aufgehangen am Glockenseil hinter der Friedhofsmauer wurde diese mörderische Pussy sozusagen. Kein Wunder also, dass sein „Il Gatto Nero“ immer verkannt, unterschätzt und unter Wert verkauft wurde. Dennoch sage ich: die feine Arrow Blu-Ray ist Pflicht und „The Black Cat“ (1981) ist womöglich die beste und eigenständigste Version dieser Gruselgeschichte überhaupt. Erzählt wird aus einem idyllischen englischen Vorort, an dem mysteriöse Todesfälle und womöglich Morde geschehen. Wir wissen, es scheint die kuschelige schwarze Katze zu sein, aus deren Augen wir die ersten Kills clever und elegant mitverfolgen. Und besonders mit einem alten Dorfbewohner und ihrem kauzigen „Landlord“ sozusagen entspinnt ein Kampf auf Fell, Leben und Tod…
Für Katzenfreunde killer
Einer so oft adaptierten, ausgetretenen und bekannten Geschichte muss man erstmal einen dermaßen frischen Anstrich verpassen. Fulci schafft das mit seiner „schwarzen Katze“ irgendwo zwischen Slasher, Tierterror und psychologischem Gothic Horror. Und viel seines damaligen Nebels, Charmes und etwas seiner Fleischeslust. Die PoV-Shots der Katze hat nicht umsonst Argento Jahre später dreist übernommen, selbst die kreativsten Kills der Katze verkommen nie zu unfreiwillig komischem Trash, der delikate Score grenzt an meisterhaft und die Breitwandbilder der englischen Idylle strotzen nur so vor Eleganz, kargen Dächern und blinden Winkeln. Dazu feine Kätzchen, perfekt dressiert, oft im Bild und immer zwischen knuffig und garstig. Die perfekte Tarnung. Und die hatte „Il Gatto Nero“ irgendwie auch, im Sandwich zwischen Friedhofsmauern und Geisterstädten. Doch er drängt mit Schönheit, Schauer und sogar etwas dann doch in die Fulci-Ära passendem Splatter (Verbrennung!) auf sein Recht einer Wiederentdeckung. Vielleicht nicht Fulcis absolute Sternstunde. Aber ich könnte mir vorstellen, einer seiner persönlichen Favoriten, da er ja bekanntlich seine Werke umso lieber hatte, desto mehr sie in der allgemeinen Betrachtung untergingen. Und bei „The Black Cat“ kam auch noch der direkte Vergleich mit Konkurrenten, Wegbegleitern und Vorbildern dazu, den er meiner Meinung nach eventuell sogar für sich entscheiden konnte. Und auf solche Dinge bildete er sich glaube ich schon etwas ein - ganz einfach weil er zu Lebzeiten unerhört wenig Ruhm, Ehre und Anerkennung erfuhr!
Fazit: besonderer Zeitraum, die etlichen anderen „Black Cat“-Versionen und die eher mäßig gorige Ausrichtung ließen Fulcis „Il Gatto Nero“ untergehen. Zu unrecht. Eine echt tolle, spannende und eigensinnige Poe-Adaption. Runder und warzenfreier als viele berühmtere Fulcis. Giftig, gallig, gruselig und die „Katzenkamera“ war ein Geniestreich!