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Der Teufel kommt in ein schmuckes kleines Örtchen in Buckinghamshire. Er hat gelbe Augen, ein schwarzes Fell, ist ungefähr 30 cm groß und schnurrt. Das Grauen kommt in Gestalt einer Katze in den Ort, und die Todesfälle häufen sich: Mr. Foreman verunglückt in seinem Auto auf völlig freier Straße, ein junges Liebespaar verschwindet spurlos, ein stadtbekannter Säufer stirbt einen mysteriösen und schrecklichen Tod. Und mittendrin der alte Professor Miles, der nachts mit einem Tonbandgerät auf den Friedhof geht um die Gespräche der Toten aufzunehmen. Und die amerikanische Touristin Jill Trevers, die mit ihrer Kamera in mittelalterliche Krypten eindringt und die Ruhe der Toten stört.

Katzen, zumindest die vielgeliebten Parkpanther und Sesselzahntiger, sind ja standardmäßig nicht unbedingt die großen Slasher und blutigen Killer. Sollte man zumindest meinen, und genau hier setzt das (offizielle) Problem des Films an: Im Jahre 1981 hat Lucio Fulci 3 Filme gedreht, und mit DAS HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER und ÜBER DEM JENSEITS (a.k.a. DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES) sind zwei davon eher klassische Zombie-/Horror-Streifen. Zu dieser Zeit haben Zombies bekanntlich gerade geboomt, ausgehend von George A. Romeros 1978er Megaerfolg ZOMBIE a.k.a. DAWN OF THE LIVING DEAD, und auch Fulci hat in den 2 Jahren zuvor zwei seiner absoluten Zombie-Klassiker gedreht: WOODOO – DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES und EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL (OK, letzterer ist nun auch eher ein “klassischerer“ Horrorstreifen, ließ sich aber mit dem Rest der Welle themenbedingt ganz gut vermarkten). HALLOWEEN (1978) und FREITAG DER 13. (1980) starteten kurz zuvor die megaerfolgreiche Slasher-Welle, und da ist es nur natürlich, dass so ein kleines, unterbudgetiertes und geradezu  altmodisches Gruselfilmchen nach Motiven von Edgar Allan Poe völlig untergeht. Umso unverständlicher ist es allerdings, dass auch heute die Qualitäten des schwarzen Miezepanthers noch nicht so recht gesehen werden.

Ich gebe zu, dass THE BLACK CAT seine Schwächen hat, aber er hat auch verdammt viele Stärken. Da wäre zuerst einmal die Stimmung, und zwar eine geradezu altmodisch zu nennende Gruselstimmung. Nicht das nervenzerfetzende Dauergeschocke von heute, sondern stattdessen ein langsames und sich ständig steigerndes Crescendo, das aber immer mit der gebotenen Ruhe einherkommt und dadurch umso intensiver wirkt. Das kleine Städtchen wirkt mit seinen alten Ziegelsteinhäusern fast wie das Lovecraft’sche Arkham mit seinen “alten Fachwerkhäusern mit Walmdächern“ und der dazugehörigen Atmosphäre. Da stört auch der motorradfahrende Großstadt-Cop nicht, der Film hat einfach eine von Grund auf gotische Stimmung. Das Haus von Professor Miles mit seinen labyrinthisch verschachtelten Gängen und Gemächern, in denen Raum und Zeit fast aufgehoben wirken, entführt mitten in die gelungensten Poe-Verfilmungen Roger Cormans, und böge plötzlich Vincent Price in einem Gehrock aus dem 19. Jahrhundert um die Ecke biegen, niemanden würde das wirklich verwundern. Anhand dieser Referenzen (also Poe und Lovecraft bzw. Vincent Price) ist auch klar zu sehen, in welche Richtung THE BLACK CAT steuert, und mit was er, wenn überhaupt, verglichen werden sollte. Nämlich auf gar keinen Fall mit der SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES, sondern eher mit der FOLTERKAMMER DES HEXENJÄGERS.

Wobei THE BLACK CAT ja gar nicht mal ein reinrassiger “Horrorfilm“ ist, sondern vielmehr eine gelungene Mischung aus Horror und Giallo. Was bedeutet, dass viele Elemente aus dem Giallo übernommen wurden und in ein Gruselsetting gepackt wurden. So trägt der Mörder hier zum Beispiel schwarze Pfoten, ein deutlicher Verweis auf die schwarzen Handschuhe des klassischen Giallo. Die Frage ob die Katze ferngesteuert wird, oder ob sie vielleicht tatsächlich ein Sendbote aus dem Jenseits ist (wie es Al Cliver in seiner kleinen Rolle als Dorfpolizist mit Pornobalken zu Beginn des Filmes andeutet), wird zwar geklärt, aber diese Auflösung ist sehr giallo-esk und stellt Freunde strikter Logik-Auflösungen vor gewisse Probleme. Auch sehr schön und stimmungsvoll, sowie ebenfalls aus dem Fundus des Giallo entliehen, ist die Kameraführung aus Sicht des Killers, hier als sogenannte “Paw-Cam“ genutzt, also als Kamerafahrt aus der Sicht der Katze. Sehr stylisch und verdammt eindrucksvoll! Und gruselig!!

Aber um die Schwächen komme ich trotzdem nicht drumherum. Dazu gehören zum einen eine oft lieblos wirkende Inszenierung (vor allem im ersten Drittel habe ich einiges an Regie- und Detailfehlern gesehen, die einem Routinier wie Lucio Fulci eigentlich nicht passieren sollten, außer er war am Endprodukt nicht interessiert), und zum anderen eine irgendwie holprig wirkende Erzählung. Der Erzählfluss kommt mir immer vor wie ein Kind das beim Himmel-und-Hölle spielen die Verbindungsstriche auslässt, und dadurch immer nur punktuell auf dem Boden landet, niemals aber eine zusammenhängende Bewegung macht. Ich weiß, das nennt man dann Set Piece-Methode, und das soll für abstrakten Grusel sorgen. Mmh, irgendwie verstehe ich das wohl nicht …
Gesehen wurde die italienische Fassung mit englischen Untertiteln, und zumindest diese driften öfters in den Bereich des Schwachsinns ab. Ob das im Original oder in der deutschen Fassung auch so ist entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich nehme es mal schwer an, denn normalerweise sind die Untertitel bei Arrow Video qualitativ sehr hochwertig. So aber wirken die Dialoge oft reichlich dämlich, und die sehr sehr maue Musik von Pino Donaggio reißt an dieser Stelle leider auch nichts mehr raus. Wobei es mir sehr wichtig ist anzumerken, dass die Titelmusik während des Vorspanns mit das perfekteste Stückchen Musik ist seit der Erfindung der Note. Die Bilder der streunenden Katze zusammen mit dieser unglaublichen Musik – Ich glaube, ich habe selten etwas harmonischeres und schöneres gesehen. Nur während des Films passiert musikalisch leider das genaue Gegenteil: Ein uninspiriertes Geplänkel, das weder die Bilder unterstützt noch richtig nervt, sondern einfach nur überflüssig ist (Sorry Pino!).

Trotzdem, die Stärken überwiegen. Schnitt und Kameraführung sind erstklassig, und das herausragende Stilmittel ist eine Schnitt/Gegenschnitt-Kombination auf die Augen. Die Augen der Katze versus die Augen des potentiellen Opfers, immer wieder gegeneinander gesetzt, diese oft wiederkehrende Bildfolge sorgt jedes Mal für eine rapide Spannungssteigerung. Auch wenn sich die Menschen begegnen tun sie das über die Augen(blicke), und wenn Lillian Grayson an der Tür von Professor Miles steht, so sehen sie durch einen Riss in der Holztür von ihrem jeweiligen Gegenüber immer nur die Augen, was hochgradig irritierend wirkt und eine ganz eigene Stimmung erzeugt. Und auch wenn die kleine Reminiszenz an Hitchcocks DIE VÖGEL eher “knuffig“ wirkt, setzt die Kameraarbeit von Sergio Salvati insgesamt durchaus Maßstäbe im Bereich des gotischen Horrors,
Was man ebenfalls von Patrick Magee als sinisterem und einzelgängerischem Professor Miles sagen kann. Er hat eine Art sich zu bewegen und zu schauen, mit der er ganz klar drohendes Unheil verkündet. Ich glaube, wenn Magee 90 Minuten in die Kamera starren würde, wäre dies schon ein veritabler Horrorfilm. Mimsy Farmer und Dagmar Lassander können daneben keine so rechten Akzente setzen, zu stark ist Magees Dominanz, und vor allem Mimsy Farmer wirkt oft als ob sie auf Urlaub ist: Alte Ruine – Check. Angekettetes Skelett – Check. Unheimliche Mordserie – Check. Fotos von schrecklich zugerichteten Leichen – Check. Kurze Affäre mit attraktivem Cop – Check. Aber mehr kommt da irgendwie nicht rüber. David Warbeck ist hochattraktiv und macht seine Sache sehr gut, unterliegt aber ebenfalls der Ausstrahlung Patrick Magees. Ein Hauptdarsteller allerdings kann mit diesem grandiosen Darsteller mühelos mithalten, und das ist - die Katze! Wenn sie über Dächer huscht und das Kopfsteinpflaster unsicher macht, dann kommt das Böse auf leisen Pfoten, und es wird klar warum abergläubische Menschen früher vor schwarzen Katzen Angst hatten und ihnen teuflische Kräfte andichteten.

Obwohl, ist das wirklich alles nur Dichtung und Aberglaube? Werden schwarze Katzen nicht vielleicht doch von bösen Mächten geschickt um Menschen Tod und Verderben zu bringen? THE BLACK CAT anschauen und selber entscheiden …

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