Irgendwann 1981 zwischen seinen Zombiefilm-Meisterwerken „Ein Zombie hing am Glockenseil“, „Das Haus an der Friedhofmauer“ und „The Beyond“ inszenierte Italo-Regisseur Lucio Fulci „The Black Cat“, einen nur lose auf der gleichnamigen Erzählung Edgar Allan Poes basierenden Horrorfilm um eine mörderische Katze. Zwischen den eben genannten, populären Werken Fulcis ging „The Black Cat“ etwas unter, was aber nicht zuletzt der Mittelmäßigkeit dieses Films geschuldet sein dürfte.
Der zweigeteilte Prolog beginnt mit einem Autounfall, in den eine schwarze Katze verwickelt zu sein scheint, und enthält bereits in den folgenden Aufnahmen des über die Dächer eines englischen Dorfs tippelnden Stubentigers vieles, was man am italienischen Kino so schätzt: Eine spannende, kunstvolle Kameraführung zwischen Totalen, subjektiver Kamera und Close-ups – auf die Augenpartie der Katze; dazu eine wundervolle musikalische Untermalung, die noch offen lässt, wohin die Reise geht. Im Prinzip könnte dies auch der Vorspann einer Kinderserie o.ä. sein.
Doch der Zuschauer weiß im Optimalfall natürlich, dass er sich in einem Horrorschinken befindet und so bekommen wir das alternde Medium Professor Robert Miles (Patrick Magee, „A Clockwork Orange“) vorgestellt, der Kontakt zum Totenreich aufnehmen kann und in irgendeinem Verhältnis zur Katze steht. Im Folgenden erscheint der Film wie ein Slasher, nur eben mit einer Katze als Mörder. Die zugereiste Fotografin Jill Trevers (Mimsy Farmer, „Vier Fliegen auf grauem Samt“) geht den mysteriösen Todesfällen nach...
Neben den bereits Erwähnten sind auch Al Cliver („Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies“) und David Warbeck („The Beyond“) als gern gesehen Genregesichter mit von der Sause, aber „The Black Cat“ tut sich schwer, in Fahrt zu kommen. Die Katze wird zwar oft und besonders gegen Ende gut in Szene gesetzt, aber das Bemühen um eine unheimliche Atmosphäre in ruhigem Erzähltempo wirkt durch langgezogene nichtige Szenen häufig hypnotisch einschläfernd. Das wiederum schließt aber den Kreis zum Professor, der nicht nur eine Standleitung ins Jenseits hat, sondern auch noch der Hypnose mächtig ist – wie die Katze übrigens auch, wie sich später herausstellen wird. Der eingangs noch so hörenswerte Soundtrack wird auf nur sporadisch eingesetzte, austauschbare Klangkulissen heruntergefahren, was der Stimmung des Films nun auch nicht zuträglich ist. Was die Morde betrifft, die gerade ein Fulci i.d.R. sehr exlizit und eindrucksvoll zu inszenieren verstand, fiel die Brandszene richtig gut aus, der Rest ist eher miau, äh... mau und gesplattert wird ausdrücklich nicht. Müde Ermittlungsarbeiten mit Cliver als Sergeant Schnauzbart und uninspiriertes Liebesgeplänkel, das so gar nicht Farmers Rolle entsprechen will und glücklicherweise überhaupt nicht weiter verfolgt wird, bringen den Film auf seine knapp 90-minütige Laufzeit.
Diese allerdings wird darüber hinaus mit wirklich wahnsinnig vielen Augenpartie-Close-ups ausgefüllt, die stets schön anzusehen sind und den Beziehungen der Charaktere untereinander Dramatik verleihen. Die Dorfkulissen können sich ebenfalls sehen lassen und die Nummer, wie die Katze eine verriegelte Tür öffnet, ist nicht von schlechten Eltern bzw. Tierdompteuren. Mimsy Farmer macht eine gute Figur, wenn ihre Rolle auch vollkommen unerotisch ausgerichtet wurde. Für den kleinen Sleazehappen zwischendurch sorgt eine entkleidete Teeniegöre, die bald den sicheren Erstickungstod erleidet. Patrick Magee hat durchaus eine unheimliche Erscheinung, mit der er über die Unzulänglichkeiten seiner Rollencharakterisierung hinwegtäuscht. Denn die Quintessenz der ganzen Geschichte – der verbitterte Hass, die Rachsüchtigkeit eines mit paranormalen Fähigkeiten ausgestatteten Menschen – wird kaum näher beleuchtet, bleibt in ihren Ursachen vage und damit nicht allzu gut nachvollziehbar. Eine stärkere Gewichtung auf diesen Aspekt der Handlung, möglicherweise gepaart mit etwas Pathos, hätte den Film sicherlich aufgewertet.
Geschickt ist hingegen, wie der Bezug zur Katze in ihrer Eigenschaft als mysteriöses Unglückssymbol, als durchtriebene, eigen- und starrsinnige Kreatur hergestellt wird. Die Pointe, die dann fast voll und ganz Poe ist, ist ein netter Aha-Effekt, ein Schlusspunkt unter einen dramaturgisch schwachen, aber nicht uninteressanten und keinesfalls richtig miesen Film, den man sich als Genrefreund einmal anschauen kann. Und der eben auch gut als Einschlafhilfe geeignet ist...