Italo Splatterikone Lucio Fulci drehte diesen gelungenen Gruselfilm, der typische Italo Athmosphäre (Kameraführung, Kulissen und der brilliante Score) aufweist im Jahre 1980, also in seiner fruchtbarsten Schaffensphase! Dennoch wird dem Film sehr wenig Beachtung geschenkt, was in in meinen Augen viele Gründe hat: Zum einen der Splatter. Falls sich irgendjemand, der den Film noch nicht kennt, gefragt hat, warum ein LUCIO FULCI Film im Bereich Horror, und nicht etwa im Splatterbereich steht, der bekommt nun die Lösung des Rätsels: es gibt eigentlich keinen Splatter in dem Sinne. Zwar
verbrennt eine Frau, einer fällt auf einige Spieße usw, aber dies wird alles äußerst unspekatakulär und beiläufig gezeigt, sprich es wird nur gemordet, wenn es die Handlung weiterbringt. Wo wir schon beim nächsten Punkt wären, der Handlung. Sie funktioniert in meinen Augen sehr gut (besser als in den Fulci Filmen mit höherem Gore-Gehalt), und man fragt sich wirklich bis zum Ende, was es mit der Beziehung zwischen dem alten Mann (übrigens der Darsteller des Schriftstellers aus Kubrick's "Clockwork Orange") und der fiesen Katze auf sich hat. Ständig gibt es neue Twists, die zwar nicht wirklich vom Hocker hauen, aber die Handlung schön auf Trab halten.
Das beste am Film ist natürlich die geniale Italo Athmosphäre, die es natürlich so nie wieder geben wird. Es macht einfach Spaß Fulci's Markenzeichen in einem normalen Horrorfilm zu sehen, denn in diesem sehr ruhigen Film kann man viel besser darauf achten, und sich selbst klar machen, was für ein begnadeter Regiesseur der alte Herr aus Italien doch war. Vom Flair her kann man ihn mit einigen Hammer Produktionen oder älteren Poe Verfilmungen mit Vincent Price vergleichen, denn obwohl der Film ganz klar in den 80ern angesiedelt ist, wirkt alles sehr romantisch, verspielt und rustikal. Sehr gelungen und ein definitiver Gewinn für das Gesamtpaket.
Für Splatterfans taugt das Teil nicht, Fans von L'Adila, Paura nella citta... und Quella villa accanto al cimitiero dürften enttäuscht sein, nachdem die diese Red Edition mit der riesen Aufschrift "Lucio Fulci" gesichtet haben, aber wer einen schönen Horror mit unverkennbarem Fulci Schriftzug sucht, der hat hier ein schönes Teil gefunden, dass durchaus seine Vorzüge hat. Kein Splatter-, aber ein sehr gelungener Gruselfilm mit okkultem Touch. Mit der Grundgeschichte von Poe hat die Geschichte allerdings nicht sehr viel zu tun, bis auf das Ende eigentlich garnichts. Schade, aber verschmerzbar, man hat ja nie behauptet eine werkgetreue Verfilmung zu drehen.