Review

Bavas belangloses oder bravuröses Bye Bye


Ist das hier Mario Bavas letzter Film? Offiziell eindeutig (wenn man das allerletzte TV-Projekt und Beraterrollen ausklammert), doch es kommen natürlich immer wieder berechtigte Fragen auf, ob hier sein Sohn Lamberto nicht doch schon fast noch mehr seine Griffelchen in der Spuksuppe hatte. Wäre auch nicht schlimm, da ich auch von dem manches abfeiere. Und spielt im Endeffekt auch kaum eine Rolle, da der Film so oder so sehr solide Geisterkost bietet, er bis heute in diesem Subgenre unbemerkt Wellen schlägt, da „böse Kinder“ scheinbar nach wie vor Hochkonjunktur haben oder zumindest nicht aussterben. In diesem leider etwas untergehenden Klassiker aus der zweiten Reihe (soweit man das bei einem Bava überhaupt sagen darf) zieht eine Mutter mit ihrem Lover und Sohn in ein neues, graues, spinnbewebtes Haus - nur um dann vom eigenen Kleinen mehr oder weniger gespenstig wieder herausgejagt oder in den Wahnsinn getrieben zu werden, da dieser nicht mit dem neuen Liebhaber und Ersatzvater zurecht zu kommen scheint oder gar von einer bösen Instanz vereinnahmt worden sein könnte...

Im Grunde eine Mischung aus „The Omen“, „Amityville Horror“, „Repulsion“ und „Haus an der Friedhofsmauer“, mit sichtbar großem Einfluss auf aktuelle Horrorhits wie „The Prodigy“ (einen kompletten, fiesen JumpScare geklaut!), „Babadook“ (das „nervige Kind-Thema“) und „Annabelle“, habe ich mir bei diesem mehr oder weniger offiziellen Bava-Abschied oft gedacht. „Shock“ ist klassisch langsam aufgebaut, deutet dann aber immer öfters in Richtung Zukunft was Schocks und Entwicklung betrifft. Das Abdriften in den Wahnsinn wird gekonnt zugezogen, das letzte Drittel hat es in sich und ist allem Vorangegangenen meilenweit überlegen, die Darsteller spielen intensiv und die Gruselstimmung ist nicht zu verleugnen. Hier darf, nein muss sogar der Kinderdarsteller nervig sein. Eine Zeit lang plätschert das Geschehen etwas vor sich her, doch Geduld und Einlullenlassen zahlen sich aus. Spätestens auf den schön nihilistischen, auf persönliche Weise sogar apokalyptischen letzten Metern. Score und Setting bleiben dagegen etwas unterkühlt und blass, gleichlautend und schwammig. Die ganz großen Raffinesse und auch die Verbindung zur Mutter fehlt mir. Für das eine Oho oder die andere Gänsehaut reicht’s aber. Und die Darsteller, vom teuflischen Mini bis zur gebeutelten Miss Nicolodi, machen ihre Sache immerhin deutlich über dem damaligen italienischen Schnitt. 

Fazit: unterschätzt und durchaus creepy - ein einflussreicher und zu unrecht oft übersehener „Evil Child“-Vorläufer vom Meister höchstpersönlich. Von „Poltergeist“ bis Damien haben hier viele gut hingeguckt. Ruhig, persönlich, beunruhigend, staubig, atmosphärisch. Beileibe keine astreine Glanztat mehr, Fans von ihm (und welcher Horrorhead ist das nicht?!) machen mit „Shock“ dennoch absolut gar nichts falsch. Sein letzter und wahrscheinlich modernster Grusler. Nicht groß, aber gut. Und nicht vom „Beyond the Door“-Titel irritieren lassen - die Reihe wurde eh zusammengefrankensteint und ist eigentlich gar keine. 

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