Dora, die Frau des Piloten Bruno, mit dem sie in zweiter Ehe verheiratet ist, zieht sich mit ihm und Marco, dem aus Doras erster Ehe stammenden Sohn, in das alte Haus ihrer Familie zurück. Dort hat vor Jahren ihr erster Gatte, ein Junkie, Selbstmord begangen. Plötzlich beginnt Marco, sich sehr merkwürdig zu benehmen. Er entwickelt regelrechte sexuelle Gelüste in bezug auf seine Mutter. Dora glaubt bald, daß der Geist ihres ersten Mannes sich in dem Jungen reinkarniert hat. Doch wer soll ihr Glauben schenken? Und warum sollte der Geist sich jetzt aus dem Jenseits melden?
„Schock“ ist ein Geisterfilm erster Güte und ein Beweis dafür, das Mario Bava selbst im Alter nichts von seiner visuellen Gestaltungskraft verloren hat. In Kameraführung, Musik und Inszenierungsstil beweist der italienische Genreregisseur eine sichere Hand, auch wenn ihm Sohnemann Lamberto als Assistent zur Seite stand. Die zunehmende Irritation Doras, die sich steigernden übersinnlichen Erscheinungen und das immer rätselhaftere Verhalten Marcos, das in einer inzestuösen Schlüsselszene gipfelt, bringen den Film zusehends auf Horror-Hochtouren, bis sich die Spannung in einem grandiosen, der makabren Tradition E. A. Poes verschriebenen Finale entlädt. Durch das Gespür Bavas für Symbole, Bilder und Sinnzusammenhänge kann der Film in seiner Schlußeinstellung auch als analytisches Drama gesehen werden. „Schock“ ist die letzte Regiearbeit Mario Bavas, der danach noch an Dario Argentos „Horror Infernal“ mitarbeitete, aber keinesfalls sein Schwanengesang. Die UK-Fassung ist geschnitten, dafür aber letterboxed (1,59:1), denn das US-Video ist cropped. Mit Daria Nicolodi, John Steiner, David Collin jr., Ivan Rassimov u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin