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SHOCK MARIO BAVA 1977

Mit einem kleinen Jungen scheint etwas nicht zu stimmen, denn er verhält sich sonderbar, so scheint es seiner Mutter. Doch schnell wird klar, dass auch mit der Mutter irgendetwas nicht völlig in Ordnung ist. Beider Verhalten lässt sich nach und nach auf das Verschwinden des Vaters bzw. des Ehemannes zurückführen, von dem wir nach und nach erfahren, dass er zumindest geisteskrank und drogenabhängig war, wenn nicht noch schlimmeres, was aber eher unausgesprochen und unter Anführungszeichen im Raum stehen bleibt.
Nun spitzt sich das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn zunehmend zu. Der Kleine entwickelt eine bösartige Eifersucht auf seinen Stiefvater und hat einen sadistischen Spaß daran, seine Mutter in Angst und Schrecken zu versetzen, während die Mutter zunehmend von der Idee heimgesucht wird, der Junge könnte vom Geiste seines Vaters besessen sein, den sie noch immer fürchtet, der sie noch immer in ihren Alpträumen verfolgt und wegen dem sie ihr, zurecht, schlechtes Gewissen plagt....

Daria Nicolodi, sonst so etwas wie Dario Argento's Monica Vitti, eine Rolle, in der sie sehr gut funktioniert, wirkt in ihrer Rolle als verwirrte, psychisch kranke Mutter weniger überzeugend und etwas überfordert, wobei der Umstand, dass diese Figur schon von der ganzen Anlage her etwas konfus bleibt sicherlich zu diesem Umstand beiträgt. So klassisch die ganze Geschichte an sich ist, so unklassisch wirkt diese Mutterrolle. Man hat von Anfang an den Eindruck, das Kind wäre ohnehin nicht gewollt und selbst banale Kleinigkeiten, welche die Erziehung mit sich bringt, würden diese Frau wie einen schreienden Derwisch davon eilen lassen. Natürlich sind wir beim Horrorfilm, aber wo soll der Horror denn ansetzten, wenn es zwischen Mutter und Sohn nie annähernd eine emotionale Bindung gibt?
Und eben ohne diese Grundlage wird das Ganze viel zu schnell eine Aneinanderreihung vieler Ideen, von denen die schlechtesten darin gipfeln, dass der Junge mit purer Geisteskraft Turbolenzen im Flugzeug des Stiefvaters auslöst.
Überhaupt bleibt auch das ganze Treiben des kleinen Mannes immer etwas nichtssagend. Mal ist er normal, mal wieder ehr abnormal und denkt man an die Grausamkeit kindlicher Unschuld, ist da auch vieles verschenkt.

Wahrscheinlich krankt das ganze auch einfach an der für Mario Bava so ungewohnten völligen Humorlosigkeit. Auch wenn der Film, ob seines ernsteren Inhaltes, das Potential gehabt hätte, etwas mehr in die Tiefe zu gehen und stofflich etwas mehr herzugeben, als sein ganzes restliches Oeuvre, so sind es auch hier ganz klar die stilisierten, mit ausgefuchster Kamera eingefangen Szenen, die sein volles, wenn nicht einziges Interesse genießen. Gerade die Alptraumsequenzen, oder das Ende, in dem die Mutter vollkommen dem Wahnsinn verfällt, sind wirklich eindrucksvoller gelungen, mit gut platzierten Spannungsmomenten und ein paar Abstechern ins Surreale, die einen schon packen.
Bava ist eben ein Meister der Oberfläche, der Beleuchtung, der Interieurs, ein virtuoser Dirigent wundervollster Bilderbogen aus perfekten Tableaux, der Josef von Sternberg aus San Remo, dessen beste Werke nur dann gefährdet scheinen, wenn die Handlung mal störend hervortritt.

Deshalb will ich jetzt auch gar nicht kritischer werden. SHOCK ist ein sehenswerter Film, aber eben bei weitem nicht Bava's bester.
Ich möchte es jetzt auch nicht damit bewenden lassen, zu sagen, er hätte den Horror auf der inhaltlichen Ebene eben nicht hinbekommen. Er hat das doch gar nicht versucht. Er hat eben das nicht arg so dolle Drehbuch seines Sohnes verfilmt und zu gegebener Zeit durchblicken lassen, dass er eben ein Meister des Horrorfilms war. Und als Abschlusswerk finde ich das doch vollkommen okay.

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