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Als Kind tötet Michael Myers seine Schwester an Halloween, woraufhin er in ein Sanatorium verbracht wird. Doch gelingt ihm fünfzehn Jahre später die Flucht und es zieht ihn dorthin zurück, wo er einst dieses schreckliche Verbrechen verübte.
John Carpenters Klassiker beginnt mit der eingangs erwähnten Tat, zeigt diese aus der Perspektive von Michael, teilweise schon durch eine Maske blickend. Das Publikum wird schon am Anfang eingefangen und in der Tatausführung zur Untätigkeit verurteilt. Schon hier entsteht eine Anspannung, die der Film über ein Gros seiner Spielzeit aufrechterhalten kann. Dazu tragen diverse Puzzleteile bei, die gekonnt ineinandergreifen.

Schon im Vorspann fällt die Musik auf, ebenfalls von Carpenter erstellt. Allein das Titelthema ist Kult, aber auch die restliche Untermalung des Films sorgt trotz ihrer relativen Einfachheit für ein permanentes Unbehagen. Carpenters Synthiesoundtrack ist effektiv komponiert und eingesetzt, gleichsam weiß er aber auch, wann mal Stille angebracht ist.
Die andere Stärke von „Halloween“ ist seine Atmosphäre. Die Anzahl der Kills hält sich in Grenzen, blutig ist das hier auch nicht, aber eben dennoch szenenweise ausnehmend spannend geraten. Selbst im Tageslicht, in welchem man sich eine ganze Weile lang bewegt, werden bekannte Mechanismen effektiv eingesetzt. Michaels (vielleicht auch etwas zu oft eingesetztes) Auf- und Abtauchen sorgt hier dafür, dass über dieser beschaulichen Kleinstadt das dräuende Unheil spürbar bleibt. Die Nacht macht es da natürlich noch etwas einfacher, doch auch hier wird mit verhältnismäßig einfachen Mitteln der Stress etabliert. So finden sich immer wieder Bereiche, die völlig im Schwarz versinken, aus ihnen kann jederzeit das Böse hervorbrechen. Dieses ist in Form von Michael Myers ein weiterer Baustein. Sein stummes Atmen, diese nicht definierte Bösartigkeit, die ihn so wenig greif- und erklärbar macht – mit der Figur erschuf das Werk eine der bekanntesten des Slashergenres. Und definierte dieses gleich mit, wenn die hier vorgefundenen Mechanismen in manch folgenden Derivaten auch exzessiver bebildert wurden. So wie sie jedoch hier eingesetzt wurden, war das letztlich stilbildend.

Eine weitere Figur mit Bekanntheitsgrad entstand mit Laurie Strode, verkörpert von Jamie Lee Curtis in ihrer ersten Kinorolle. Mit ihrem Charakter verbringt man einiges an Zeit, sodass man sie kennenlernt und sie somit nicht zum namenlosen Slasherfutter verkommt. Sie verhält sich nicht dämlich oder nervig, sondern gibt sich relativ verantwortungsvoll und sympathisch. In ihrer zurückhaltenden Art mit manchem Komplex beladen schafft sie einen Verbindungsaufbau zum Publikum. Eine angenehme Herangehensweise, auch wenn sie nicht auf die Idee kommt, im Nachbarhaus mal das Licht anzumachen. Curtis spielt die junge Dame im Hinblick auf die Genrekonventionen nachvollziehbar und ungekünstelt, der Film funktioniert dramaturgisch dadurch gleich mal eine ganze Ecke besser. Den Titel der „Scream Queen“ bekam sie jedenfalls auch nicht umsonst verliehen.
Ebenfalls durch das Szenario bewegt sich Donald Pleasence als Dr. Loomis, ein wiederkehrender Charakter in der Reihe. Seine prophetische Art mag überzogen scheinen und es wirkt nicht sehr glaubwürdig, wie schnell er den örtlichen Sheriff herumscheucht. Dennoch sind seine Auftritte neben der mitschwingenden Exposition eine nette Abwechslung zu den Babysittersequenzen.
Denn inhaltlich läuft hier nicht alles rund und wenn man es genau nimmt, hat das Werk eigentlich nichts zu erzählen. Dazu kommen Ungereimtheiten, über die man hinwegsehen mag. Das Tempo ist überhaupt recht gemächlich, was allerdings nicht negativ ist. Denn Carpenter weiß all das fast immer sinnvoll für den Gesamtaufbau zu nutzen. Sofern man sich darauf einlassen kann, ist das letztlich der Spannung zuträglich.

Mit „Halloween“ erschuf John Carpenter eine der bekanntesten Slasherreihen, mithin aber einen Film, der das Subgenre definierte. Mit einer gekonnten Inszenierung steigert er stets das Unbehagen und liefert eine simple und doch so effektive Musikspur frei Haus. Man kann zwar auch an dem Klassiker herumkritteln, muss man aber nicht. Ja, er hat seine (inhaltlichen) Schwächen, funktioniert als das Schauerstück, das er sein will, jedoch immer noch verdammt gut und ist nicht zur zum titelgebenden Tag stets eine gute Wahl.

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