136 Beats per Minute, 5/4 Takt und im Kern nur drei Spuren: Das von John Carpenter binnen kurzer Zeit komponierte Hauptthema ist so minimalistisch wie effektiv zugleich und ein akustisches Sinnbild dessen, was man mit wenig Budget unter Zeitdruck zustande bringen kann. Mit nur 325.000 Dollar binnen drei Wochen abgedreht, entstand ein Slasher, der bis dato acht Nachfolger und zwei Remakes nach sich zog.
Nachdem der damals sechsjährige Michael Myers (Nick Castle) anno 1963 seine kleine Schwester an Halloween erstach, wurde er in die Nervenheilanstalt und damit in die Obhut von Dr. Loomis (Donald Pleasence) übergeben. Fünfzehn Jahre später gelingt dem nunmehr Maskierten die Flucht. Erneut ist es Halloween und die Babysitterin Laurie (Jamie Lee Curtis) gerät ins Visier des Killers…
Bereits mit der Exposition veranschaulicht Carpenter, wie effizient die subjektive Perspektive ausfallen kann, als die Kamera die Sicht des mordenden Kindes einnimmt. Im Verlauf spielt jedoch nicht nur die Egoperspektive des Killers eine Rolle, auch die Wahrnehmung des Maskierten durch andere verstärken die Thesen um den Schwarzen Mann, der sich von einem Moment zum anderen hinter einer Hecke in Luft aufzulösen scheint. Dass der Killer kein Wort von sich gibt und bis zuletzt keinen genaueren Hintergrund erfährt, macht ihn umso unberechenbarer.
Allerdings fällt sein potenzielles Opferklientel nicht sonderlich erquickend aus, denn die Babysitter und die jeweiligen Boyfriends geben die Bedingungen vor, die mittlerweile zu Genreklischees verkommen sind: Vorehelicher Sex wird nahezu umgehend bestraft, genauso wie der Konsum von Alkohol und anderen Drogen und wer kurz mal nachsehen will, kehrt selten zurück, zumindest nicht lebendig. Entsprechend ereignet sich rund 40 Minuten relativ wenig, bis Myers gegen Ende ein wenig die Geduld zu verlieren scheint und das Tempo gen Finale angezogen wird.
Das Flair der oftmals nächtlichen Kleinstadt schürt indes Atmosphäre, zumal diese phasenweise wie ausgestorben wirkt. Die versierte Kamera sorgt für Szenerien irgendwo zwischen Hitchcock und Giallo, während der markante Score nicht unerheblich zur dichten Stimmung beiträgt und einige Erschreckmomente adäquat untermalt.
Das Treiben kommt ohne explizites Blutvergießen aus, allerdings auch ohne Auflockerungen, mal abgesehen von der Szene, als Myers mit Bettlaken und Brille im Türrahmen aufkreuzt, um sein nächstes Opfer zu veräppeln.
Auf darstellerischer Ebene brillieren klar Pleasence, mit sparsamen, jedoch nuanciertem Spiel und Jamie Lee Curtis, die im letzten Drittel ordentlich aufdrehen kann. Weniger überzeugend performen einige der Kinderdarsteller, die dazugehörigen Insektenstimmchen machen dies auch nicht besser.
Nach heutigen Gesichtspunkten gestaltet sich das Treiben phasenweise ein wenig behäbig, das Morden verläuft nicht sonderlich kreativ und schon gar nicht blutig, doch anderweitig reichten Carpenter eine überaus versierte Kamera, ein effektives Timing und ein einprägsamer Score, um aus dem minimalen Unterfangen viel Atmosphäre und einigermaßen Suspense herauszuholen. Inhaltlich, besonders im Mittelteil mit Schwächen behaftet, doch handwerklich sehr versiert und zu Recht ein historisch bedeutsamer Wegweiser des Slashers.
7,5 von 10