Review

Das Böse destilliert

"Halloween" ist der Granddaddy des modernen Slashers, ohne ihn wäre das Horrorgenre nicht das, was wir unter ihm verstehen. Carpenters endgültiger Durchbruch und jahrelang der finanziell erfolgreichste Independent-Film aller Zeiten ist an Einfluss, Standing und Spannung nicht hoch genug einzuschätzen. Seine noch immer anhaltende Popularität zeigt auch das gerade absahnende Paralleluniversums-Sequel. Doch das Original bleibt unerreicht und ist wohl nicht zu toppen, wenn es um Must Watchs im Monat des Kürbis geht. Die Form, die Ikone, das Gefühl, der Schock - "Halloween" sitzt perfekt, an ihm ist nicht ein Haar krumm.

Hier nach hätte Carpenter sich zur Ruhe setzen können - hat er zum Glück nicht gemacht. Unsterblich blieben er und dieser Slasherprimus, dessen Brillanz in jedem Frame spürbar ist, trotzdem. Ein Diamant, ungeschliffen und rau. Damit schließ J.C. nicht nur zu seinen Vorbildern wie Hawks auf, er überholte sie sogar. Danach wurde eine solche gerade, sture, pure Spannung nie wieder auf Film gebannt. Michael Myers ist nach diesen 90 Minuten weit mehr als ein schlitzender Psychopath - er ist der Boogeyman, das Böse in Form einer unaufhaltsamen Klinge, die Inkarnationen der Angst. Der ultimative Babysitteralptraum.

Um was geht's? Muss ich das wirklich... ok. Wenn es sein muss. Der junge Michael tötet als kleiner Knirps seine Schwester am Halloweenabend. Und nun, nach 15 Jahren ohne Worte und Reue in einer Anstalt, ist er ausgebrochen und macht sich auf nach Haddonfield, seiner Heimat. Wieder ist Halloween... Jamie Lee Curtis schreit sich hier zum Star und Sexsymbol, macht ihrer Mutter, Norman Bates Duschopfer, alle Ehre. Die Atmosphäre ist düster und fast nihilistisch, es gibt kein Entkommen. Das Grauen kommt. Nicht schnell. Aber sicher an sein Ziel. Und das ist dein Tod. Am Ende ist das kein Mann mehr. Denn du realisierst: Shit, das Ding kann man nicht besiegen. In seinem Kopf hat ein Schalter umgelegt, an den sich selbst der Teufel persönlich bis dato nicht herangetraut hatte.

Michael Myers macht, dass meine Hose braungelb wird. Bei seinem ersten Kill als Erwachsener, wenn er hinter Lauries Freundin im Auto auftaucht. Wenn er langsam aber bestimmt vom Haus gegenüber in Richtung der schreienden Laurie geht. Wenn er da am Ende einfach nicht mehr auf dem Rasen liegt. Alles Horrormomente für die Ewigkeit, die mir eine fette Gänsehaut in den Nacken treiben. Und den Jahrhundertscore kennt selbst meine Oma. Alles an dem Ding geht dir an die Gurgel. Ohne Umwege und ohne Mätzchen.

Fazit: schwarz wie die Nacht, unaufhaltsam wie der Tod, böse wie der Teufel und unterhaltsam wie die Hölle - "Halloween" ist noch immer der ultimative Slasher und daran wird sich wohl auch nie mehr etwas ändern. Michael Myers Blutspur ist eine Legende und das völlig zu Recht. Spannend, wegweisend, bahnbrechend. Objektiv gesehen Carpenters Zenit. Und ein Grundpfeiler des Genres der Angst. 

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