Review

"Halloween" stellte mich beim Review vor eines meiner meistgehassten Probleme: Wie soll man einen Film, der fast 25 Jahre alt ist und vom heutigen Standpunkt aus gesehen altmodisch erscheint, gerecht bewerten? Wie soll man überhaupt bewerten? Vom Unterhaltungsstandpunkt der heutigen Zeit aus oder von der Rolle, die der Film in der Kinogeschichte einnahm?
Ich selbst habe Halloween zum ersten Mal 2003 gesehen. Vorher kam ich nur mal in den "Genuss" von Halloween H20, den ich äußerst durchschnittlich fand und aufgrund der viele positiven Reviews waren meine Erwartungen an den ersten Teil der Serie ziemlich hoch. Vielleicht war das ja mein Fehler?
Hm, um mal das Ende meiner Kritik vorwegzunehmen: Ich halte Halloween für einen durchschnittlichen, unspektakulären und stellenweise äußerst langweiligen Film, der nur einige wirklich guten Momente hat. Einer davon wäre der Beginn, wo man aus der Sicht von Michael sieht, wie dieser seine Schwester umbringt. Die ganze Szene besteht aus einer ewig langen Kamerafahrt und wirkt sehr unkonventionell.
Aber ansonsten frag ich mich auch bei diesem Film, wo denn Carpenters hochgelobtes Talent sein soll. Ich habe von diesem Mann nun schon sehr, sehr viele Filme gesehen, immer in der Hoffnung, endlich mal zu erkennen, warum er damals so erfolgreich war. Aber bis jetzt waren alle seine Filme entweder Schrott oder Durchschnitt (nur "The Thing" fehlt mir noch, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass der noch viel rausreißt).
Und auch Halloween gibt sich gleich als typischer Carpenter zu erkennen, nämlich an seinem äußerst billigen 70er Jahre Look. Alles wirkt schmuddelig und irgendwie stümperhaft gemacht, das geht von den effektehaschenden Synthesizer Soundeffekten bis hin zu den wenigen und billigen Sets. Einzig hervorhebenswert ist das Theme, was schnell zu einem Ohrwurm wird.
Auch Schauspielerische Leistungen braucht man in diesen Film nicht erwarten. Die Akteure unterhalten sich entweder über belangloses Zeugs oder schreien ein bisschen rum, mehr ist da nicht. Einzig Donald Pleasence passt etwas mehr zu seiner Rolle, leider wird das aber nicht ausgenutzt und er steht die Hälfte vom Film untätig in der Gegend rum. Welch Verschwendung!
Der Lacher schlechthin ist aber Michael Myers. Diesen bekommt man erst ab der Mitte des Filmes richtig zu sehen (was ja an sich nicht schlecht ist), aber seine Aufgabe besteht einzig und allein darin, immer irgendwo in der Gegend rumzustehen und dann ganz plötzlich weg zu sein. Wirklich, bis auf das Finale steht er immer nur in der Botanik und guckt Leute an oder kurvt mit seinem Auto durch die Gegend. Das mag vor 25 Jahren vielleicht spannungsfördernd gewesen sein, heute ist das nur noch unfreiwillig komisch. Bloß dann gegen Ende wird’s ärgerlich, wenn nach einer Stunde Film immer noch nichts passiert ist und man langsam die Nase voll von der ach-so-unheimlichen Dudelmusik hat, die zu Beginn zwar die Spannung steigerte, jetzt aber nur noch Nervtötend wirkt, da ja sowieso nichts passiert.
So freut man sich dann, dass es ganz zum Schluss doch noch ein kleines bisschen Slasher und Horrorfeeling gibt, wenn Jamie Lee Curtis vor Michael flieht. Diese Jagd ist aber genauso schnell wieder vorbei wie sie angefangen hat. Und wenn dann unvermittelt der Abspann einsetzt fragt man sich: "Das soll also der große Halloween gewesen sein??" Für mich ist es nichts weiter als eine langatmige Durchschnitts-billig-Horror-Produktion. Bloß hatte Carpenter hier wieder das Glück, zur rechten Zeit den richtigen Film gedreht zu haben.
5/10

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