"War das der schwarze Mann?,
Wenn sie mich fragen, war er es."
Eines der wohl bekanntesten Zitate des Horror-Genre, welches aus keinem geringeren Film stammt, als aus John Carpenters "Halloween". Zu Recht gilt der 1978 gedrehte "Halloween" als Kultstreifen und Wegbreiter des Slasherfilms, auch wenn dies oftmals, zu Unrecht dem zwei Jahre später erschienenen "Freitag der 13." zugesprochen wird.
John Carpenters Film beginnt mit einem sechsjährigen Jungen, der seine ältere Schwester kaltblütig ermordet. Daraufhin wird der kleine Michael Myers in der Psychatrie eingesperrt. Fünfzehn Jahre nach dieser schrecklichen Tat, genau an Halloween, gelingt Michael Myers die Flucht aus der Irrenanstalt. Er kehrt zurück in seine Heimatstadt Haddonfield, um sein blutiges Werk, welches er fünfzehn Jahre zuvor begann, zu vollenden. Er hat es auf (wie sich im zweiten Teil herausstellt, Halbschwester) Laurie Strode abgesehen, die in dieser Nacht babysittet und von ihrem Unglück noch nichts weiß. Es gibt nur einen Menschen, der Myers´ Vorhaben schnell erkennt und den Sheriff in Haddonfield warnt, Myers´ Psychiater Dr. Loomis.
Mit der Figur des Michael Myers wurde ein Charakter erschaffen, der zu den einprägsamsten Gesichtern des Horrorfilms gehört, was unter anderem an seinen
Markenzeichen liegt, die weiße Maske und die Stille bzw. Ruhe mit der er vorgeht. Obwohl die Handlung sehr einfach gestrickt und zudem nicht gerade sehr originell ist, was vielleicht daran liegt, dass John Carpenter und Produzentin Debra Hill nur ca. zehn Tage für das Drehbuch brauchten, hat es der Film seiner unglaublichen Atmosphäre und den überragenden Schauspielern zu verdanken, dass er ein Riesenhit wurde. Trotz des geringen Budgets, welches bei 325.000$ angesetzt war, spielte der Film über 55 Mio$ ein. Neben dem Hauptdarsteller Donald Pleasence
( "Gesprengte Ketten", "James Bond - Man lebt nur zweimal"), der sehr überzeugend, als wäre er für diese Rolle geboren, den Dr. Loomis verkörpert, dürfte vielen, die junge Jamie Lee Curtis aufgefallen sein, die mit der Rolle der Laurie Strode ihren Durchbruch erreichen konnte und heute zu Hollywoods größten Schauspielerinnen gehört.
Wer kennt das Halloweenfest nicht? Kleine Kinder, die sich verkleiden und von Haus zu Haus, von Tür zu Tür rennen und immer wieder dieselbe Frage stellen: "Trick or
treat?" Die Kinder wollen Süßigkeiten und wer ihnen keine Süßigkeiten gibt, wird mit einem Streich bestraft. Da das Halloweenfest in den USA sehr populär ist und auch hier in Europa immer mehr Beachtung findet, waren die Produzenten und Regisseur John Carpenter von der Idee begeistert, den Film am 31. Oktober, nämlich an Halloween spielen zu lassen. (Idee stammt übrings von Executive-Producer Irwin Yablans). Nicht nur weil dies ein idealer Tag für einen Horrorfilm ist, sondern weil man dadurch auch einen perfekten Filmtitel fand. Aus dem ursprünglichen Titel "The Babysitters Murders" wurde "Halloween". John Carpenter gelingt es eine sehr spannungsgeladene und zugleich auch eine etwas bedrohliche Atmosphäre aufzubauen. So sieht man den Mörder Michael Myers zunächst immer nur kopfabwärts, später dann mit dem ganzen Körper, das Gesicht mit der Maske jedoch aus nur weiter Entfernung und erst am Ende des Filmes in Nahaufnahme. Durch diese Kameraeinstellung wird die Bedrohung, die von dem bösen Michael Myers ausgeht, dem Zuschauer immer bewusster. Diese spannenden Szenen sind untermalt von der wohl bekanntesten Filmmusik, die einiges zum Spannungserhalt beisteuert. Nicht nur die Main-Theme, sondern auch die "Hintergrundmusik", welche aus "hämmernden bzw. schlagenden'" Klaviertönen besteht, erweckt im Zuschauer ein bedrohliches Gefühl und verleiht dem Film eine unbeschreiblich grauenvolle, emotionslose Stimmung. Dem Regisseur gelingt es sogar den Zuschauer gleich zu Beginn des Filmes, als Michael seine Schwester ersticht, mit einzubeziehen, indem er die Ich-Kameraperspektive aus der Sicht des Michael Myers verwendet. Auch durch die ruhige Kameraführung nimmt der Zuschauer immer die Rolle des Beobachters ein. Wer in "Halloween" einen blutigen Slasher erwartet, wird sehr enttäuscht sein, denn der Film hat es gar nicht nötig auf blutige Effekte zu setzen, sondern setzt hingegen auf Suspense.
Zugegebenermaßen wirkt der 25 Jahre alte "Halloween" aus heutiger Sicht etwas langweilig, weil die Kamerafahrten sehr langsam und die Szenen sehr lang gezogen sind. Außerdem leidet der Film an manchen Stellen an dem Effekt, dass die Spannung immer wieder bis zum Höhepunkt ansteigt, aber dennoch nichts passiert.
Als Fazit ist dennoch zu sagen, dass "Halloween" mit seiner unglaublichen Atmosphäre zu Recht als "Meisterwerk" des Genres bezeichnet werden kann und ein Muss für jeden Horror- aber auch für den "normalen" Filmfan ist.
10/10 B.Vaupel