"I saw the Boogeyman outside!" -
John Carpenters großzügig zur Geburtsstunde eines gesamten Subgenres verklärtes Lehrstück in Sachen narrativer Reduktion, dass doch nie mehr war, als der bloße Ausgangspunkt eines einzig seinem bodycount verschriebenen späteren Franchise: Was mit der - in ihrer Intensität zweifellos herausstechenden - Aufarbeitung inzestuöser Verarbeitungsphantasien ihren Anfang findet, verliert sich mit der Rückkehr des damaligen Killers aus dessen verordneten Exil zunehmend in den stets gleichen Gedankenspielchen um Gewalt als Sexsurrogat und der sich damit selbst verordneten Simplizität.
Voll seiner atmosphärischen Inszenierung verschrieben, bleibt HALLOWEEN deshalb doch auch stets ein sehr dumpfer Film, einer der sich nie traut, die Gedankengänge seiner Vorbilder weiterzudenken oder neu auszuleuchten, sondern sie stattdessen vereinfacht, und nicht zuletzt unbedacht (?) in die falsche Richtung politisiert: Dass Carpenters Zitatfreude samt seiner Genrereminiszenzen vor niemanden Halt macht, und auf der Hitchcock-Skala verdächtig weit in Richtung Brian dePalma ausschlägt, stört dabei weitaus weniger, als die gräuliche Ministrantenmoral, die mit HALLOWEEN Einzug hielt, und es klammheimlich zum Inventar einer ganzen Filmsparte gebracht hat.
So argumentationsarm der Regisseur diesen Vorwurf im Nachhinein wegzuwischen versuchte, so offensichtlich ist letztlich doch: Michael Myers war nie der wahlweise motivlose, wahlweise durch seine Biographie motivierte Mörder, als den ihn HALLOWEEN verkaufen möchte, sondern stets auch Scharfrichter einer sehr konsequenten gesellschaftspolitischen Reaktion - der Boogeyman aller Bürger und Vorgärten handelt schlussendlich in deren scheinmoralischen Mandat.
In seiner leidlich originären Verschmelzung aus Suspense-Mechanismen, Thriller-Versatzstücken und einer jugendlichen Zielgruppe sicherlich ein nicht zu unterschätzender Genrebeitrag, in all seiner verklemmten Sexual- und Spaßfeindlichkeit aber doch auch ein inhaltliches Ärgernis.