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Halloween - oder "All Hallow's eve" - ist der Tag vor Allerheiligen. Mittlerweile ist dieser Feiertag auch in Deutschland weit verbreitet. Nicht mehr auf Grund seiner Geschichte, die kennt nämlich kaum jemand, sondern vielmehr auf Grund seiner Attraktivität und der Möglichkeit, sich schaurig zu verkleiden. Den Ursprung des Festes finden wir in Irland, wo einst die Kelten ihr Unwesen trieben. Sie hatten wahrscheinlich wenig Spaß an Halloween. Für sie stellte der erste November den Winteranfang dar, ein Tag, an dem es kalt wird und somit die Barriere zwischen der lebenden und der toten Welt geschwächt ist. Daher ist man der Gefahr ausgesetzt, von bösen Geistern heimgesucht zu werden. Um das zu verhindern, wurden verschiedene Rituale in die Wege geleitet, beispielsweise eben das Verkleiden oder das Vollziehen großer Lagerfeuer. Gleichzeitig dachte man, dadurch, dass die Barriere zur geisitigen Welt geringer ist, hat man die Gelegenheit, in die Zukunft zu blicken. Daher wurden auch zu diesem Zwecke Rituale eingeführt. Ich weiß nicht genau, wie sie aussahen, heutzutage werden aber beispielsweise Münzen oder Ringe in kleine Kuchen eingebacken und wer das Geldstück erwischt, kann auf ein finanziell erfrischendes Jahr hoffen. Die Iren brachten Halloween nach Nordamerika, wo es schnell auch Nicht-Iren überzeugen konnte. Die Ausbreitung ging immer weiter, mittlerweile dürfte das Fest jeder kennen und vielleicht gefeiert haben.


Die Geschichte von Halloween, vor allem der Ursprung, besitzt zweifelsohne einen gruseligen Hauch. Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf die Idee kommen würde, daraus einen Film zu machen. 1978 war es so weit. Dabei sollte das Thema Halloween zunächst nicht im Mittelpunkt stehen. Carpenters zweiter Film "Assault - Anschlag bei Nacht" wurde beim Milan Film Festival 1976 gezeigt und machte die Produzenten Yablans und Akkad auf Carpenter aufmerksam. Sie gaben ihm die Chance, einen Film über einen Babysittermörder zu drehen. Carpenter kam erst später mit der Idee auf, diesen Babysittereinfall auf ein Halloweenthema zu münzen. Halloween war in die Wege geleitet. Wenige wissen vielleicht, dass Carpenter sehr wenig Geld zur Verfügung stand. 325 000 Dollar waren es, was auch für die damalige Zeit wenig war. Er selbst bekam insgesamt für das Drehen, das Schreiben des Drehbuchs sowie das Erstellen der Musik 10 000 Dollar. Diese Aufopferung hat sich aus heutiger Sicht natürlich gelohnt. Tommy Lee Wallace war der Produktionsdesigner und verantwortlich für Michaels Maske. Um zu sparen, erwarb er eine Captain Kirk Maske für knapp 2 Dollar und kreierte daraus das schaurige Michael Myers Gesicht. Mit Erfolg. Dass sie gut gelungen ist, wird wohl kaum jemand bezweifeln. Auch die Schauspieler durften keine zu hohen finanziellen Ansrpüche haben. Am meisten Cash verdiente noch Donald Pleasance, der Dr. Sam Loomis verkörperte (20.000 Dollar). Christopher Lee, ein schillernderer Name, lehnte ab, weil er mehr Geld wollte. Auch Jamie Lee Curtis war nicht erste Wahl, um Laurie Strode zu spielen. Trotzdem waren John Carpenter und Debra Hill (Drehbuch und Produktion) von ihr überzeugt, sie ist schließlich die Tochter der "Psycho"-Darstellerin  Janet Leigh.

Konnte das funktionieren? Ein Film über einen Mörder, der an Halloween Babysitter zur Strecke bringt? Klingt das nicht arg einfallslos? Der Dreh dauerte insgesamt nur 21 Tage, das Drehbuch war an 3 Tagen geschrieben. Konnte ein solcher Film tatsächlich zu einem Kultfilm werden? Schon an den Kinokassen wurden allein in Amerika 55 Millionen Dollar eingespielt - Wahnsinn, verglichen mit dem gebrachten Einsatz. Und wenn man dann noch die Einnahmen auf der ganzen Welt betrachtet plus die Einnahmen durch Verleih, VHS und DVD, dann steigt der Gewinn deutlich an. Eine genaue Zahl kann ich da leider nicht vorlegen, aber jedem dürften die Dimensionen klar sein. Das Konzept hat also funktioniert. Aber warum? Das soll in den nächsten Absätzen erläutert werden.

Wir beleuchten die Geschichte von Michael Myers, einem Jungen, der schon in der ersten Szene der Hauptakteur ist. Die Kamera zeigt seine Perspektive. Er ist zunächst im Garten und beobachtet seine (gut gebaute) Schwester dabei, wie sie mit ihrem Freund herumwitzelt. Der Freund verlässt sie bald, woraufhin sich Michael ein Küchenmesser schnappt und die Treppe hinauf zu seiner Schwester hinter sich bringt. Oben angekommen, setzt er sich noch eine Maske auf und sticht schließlich ohne Vorwarnung und erkennbaren Grund auf seine Schwester ein, bis diese reglos am Boden liegt. Es war der Abend von Halloween, 1963, in dem kleinen Dörfchen Haddonfield in Illinois. Michael war gerade mal 6 Jahre alt. Er wird daraufhin in eine psychiatrische Klinik gesteckt, wo er die nächsten 15 Jahre verbringt. Dr. Sam Loomis ist dort für ihn verantwortlich. 8 dieser 15 Jahre versucht er, an Michael heranzukommen, danach gibt er auf. Michael spricht kein Wort und Loomis ist sich sicher, das Böse hinter Michaels Augen gesehen zu haben. Daher macht er es sich zum Ziel, Michael für immer wegzusperren. Das gelingt ihm leider nicht. 1978 kann Michael entfliehen und fängt das Morden an. Seine Motive bleiben dabei weitgehend im Dunklen. Scheinbar geht es ihm darum, alle niederzumetzeln, die seinem ehemaligen Heim zu nahe kommen. Kann Loomis Michael aufhalten?

Simple Story mit viel Potential. Anrechnen muss man dem Film an erster Stelle seine Stimmung. Es ist einfach wahnsinnig gut gemacht, der Film behandelt lediglich den Halloween Tag 1978, was dazu führt, dass die erste Hälfte des Films am Tage spielt. Trotzdem wird der Zuschauer schon damit konfrontiert, was sich abends ereignen wird. Michael taucht hinter diversen Büschen auf oder steht regungslos und bedrohlich im Garten rum. Er handelt nicht, scheint auf die Dunkelheit zu warten. Die kommt dann in der zweiten Hälfte des Films und zieht den Zuschauer in seinen Bann. Michael kommt seinen Opfern immer näher, bis er schließlich zuschlägt und ein Feuerwerk der Herzlosigkeit und Brutalität entfacht. Auf Blut verzichtet Carpenter dabei vollkommen. Im Vordergrund steht die Stimmung, die Trostlosigkeit und eine Brutalität, die kein Blut benötigt. Besonders einprägsam dürfte dabei die Szene sein, in der er in der Küche die Brillenschlange zur Strecke bringt und danach sein totes Opfer scheinbar neugierig und befriedigt anstarrt.

Hervorheben muss man noch die Musik, die Carpenter kreiert hat.Wahrscheinlich hat es nicht lange gedauert, sie zu komponieren, sie hat wenige Elemente, die trotzdem sehr schaurig daherkommen und das Thema von Halloween ist mittlerweile eine Art Prototyp der schaurigen Horrormusik. Sie duchzieht den gesamten Film und ich fragte mich an manchen Stellen, was "Halloween" wohl ohne diese eingängige Melodie geworden wäre. Jedenfalls ist der Streifen untrennbar mit seiner Musik verbunden, sie bilden eine perfekte Einheit, die man nicht so leicht vergessen kann. Hinzu kommen zahlreiche Schockeffekte. Diese, die Musik sowie die nicht so extrovertierten Grausamkeiten von Myers rechtfertigen die Bezeichnung "Horrorfilm". Ich kann mir nicht erklären, dass manche behaupten - auch unter den hiesigen Reviews - dass es sich lediglich um einen Thriller handle.

Hallowenn hat zahlreiche Sequels nach sich gezogen, mittlerweile sind es 7 Stück, insgesamt 8 Teile. Die sind nicht alle gut, ich denke vor allem an den vernichtend schlechten 3. Teil. Aber wenn ein Film so viele Fortsetzungen nach sich zieht, dann spricht das für sich. Carpenter und Hill haben ein Werk geschaffen, das wahrscheinlich nie in Vergessenheit geraten wird, solange es Filmkenner gibt. Zeitlos würde ich den Film möglicherweise auch nennen. Er wird immer Leute finden, denen er gefällt, auch wenn es in der heutigen Zeit schwierig ist. Jugendliche und Horrorfans meiner Generation wollen Blut und ausschweifende Gewalt sehen, das kann ihnen Halloween nicht bieten.

Einen kleinen Kritikpunkt möchte ich noch anbringen: Der Film braucht ein bisschen zu lang, um in Fahrt zu kommen. Ich meine das nicht so wie viele gelangweilte Kritiker. Denn ich finde es genial, wie die Spannung in diesem Film aufgebaut wird. Aber im Endeffekt wird Michaels "Explosion" ein wenig zu lange herausgezögert. 
Seine Widerstandsfähigkeit ist kaum zu fassen. Er scheint ein unbesiegbares Wesen zu sein, kein Mensch mehr. Wenn man das so darstellt, bin ich damit einverstanden. Allerdings ist dann ein wenig unschön dargestellt, dass Jamie Lee Curtis regelmäßig ihre Waffe loswird, wenn Michael am Boden liegt, obwohl sie irgendwann merken müsste, dass Michael mehr verträgt als eine Nadel im Hals. Das sind nur kleine Kritikpunkte, das Gesamtbild bleibt phänomenal und sollte nicht in Vergessenheit geraten. 

Fazit: Halloween ist ein phänomenaler Horrorfilm aus dem Jahre 1978, der sich intensiv (wer hätte es gedacht) mit der Thematik um den Halloween-Kult beschäftigt. Herausragend ist die düstere und spannende Stimmung, die aufgebaut werden kann. Untermalt wird das Ganze von einem legendären Score und gut in Szene gesetzten Schockeffekten. Leider braucht der Film einen Tick zu lange, um in Fahrt zu kommen, das schmälert das Gesamtbild aber nur in geringem Maße. Carpenter und Hill haben ohne Blut einen legendären Horrorfilm geschaffen. 9 Punkte von mir. Euer
Don

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