An Halloween 1963 ermordet der erst sechsjährige Michael Myers seine Schwester Judith. Wenig später wird er in eine psychatrische Anstalt eingewiesen, wo sich Dr. Loomis mit dem Jungen, der seit jener Tat kein Wort mehr gesprochen, keine Regung mehr gezeigt hat, beschäftigt.
15 Jahre später, an Halloween, bricht Michael nach einer unendlich langen Zeit des Wartens aus der Anstalt aus und macht sich auf den Weg nach Haddonfield, jenem Ort, an dem er einst seinen ersten Mord verübte. Dr. Loomis, der in Michael längst das pure Böse erkannt hat, und damit begonnen hat, seinen Patienten nicht länger als Menschen zu sehen, ist klar was Michael vorhat. Wie einst ist er losgezogen, um Tod und Schrecken zu verbreiten. In Haddonfield tötet Michael mehrere Teenager, wobei sein Hauptziel Laurie Stode bleibt, ein Mädchen, das gemeinhin von jedem geschätzt wird, als moralisch angesehen gilt und dem die braven Bürger von Haddonfield auch gerne ihre Kinder zum Babysitten überlassen.
In dieser Nacht verliert Laurie einen Freund nach dem anderen und muss sich schließlich alleine Michael Myers stellen. Trotzdem sie ihn mehrfach verletzt, steht der stumme Schrecken stets von Neuem auf und stellt ihr hinterher. Als Dr. Loomis endlich dazukommt, schießt er mehrmals auf Michael, woraufhin dieser über die Brüstung fällt und am Boden liegen bleibt. Als Laurie von Dr. Loomis wissen will, ob das der schwarze Mann war, bejaht dieser es. Der Blick auf den Platz, wo Michael liegen sollte, gibt ihm recht: Der Killer ist verschwunden...
Seinen Ursprung nahm "Halloween" unter dem Titel "The Babysitter Murders". Nachdem John Carpenter mit seinen Kultfilmen "Dark Star" und "Assault - Anschlag bei Nacht" gezeigt hatte, wozu er fähig war, war Irwin Yablans gerne bereit, mit ihm ein Projekt zu produzieren. Die Idee der Babysitter-Morde ging von Yablans aus, der schließlich sogar den Titel "Halloween" prägte, woraufhin Carpenters kreative Mühlen zu mahlen begannen. Er und seine Partnerin Debra Hill erkannten des Potential des Stoffes und begannen am Drehbuch zu arbeiten.
Nach gerade einmal zehn Tagen hatten die beiden ihre erste Fassung, die nur noch leichte Veränderungen durchlaufen sollte, bereits abgeschlossen. Wie es bei Independent-Filmen oftmals der Fall ist, verlief die Produktion sehr schnell. Nur wenige Wochen nach Beendigung des Drehbuchs begannen die Dreharbeiten, die in gerade einmal drei Wochen abgeschlossen waren. Bei einem Budget von nur 300.000 Dollar war Carpenter natürlich gezwungen, seinen Film kostengünstig zu inszenieren. Dem jungen Regieseur, dessen erste Filme jedoch noch ein gutes Stück billiger waren, erschien diese Summe freilich unendlich groß.
Für seine Darstellerriege konnte sich Carpenter natürlich keine großen Namen leisten. Lediglich für Donald Pleasence griff man ein bisschen Tiefer in die Tasche, da Carpenter davon überzeugt war, dass die wichtige Rolle von Dr. Loomis, der als einziger weiß, was Michael Myers eigentlich ist, von einem echten Charaktergesicht interpretiert werden musste.
Jamie Lee Curtis, die heutzutage zu den weiblichen Topverdienerinnen in Hollywood gehört, gab mit "Halloween" ihr Debüt und wurde in den folgenden Jahren zur "Scream-Queen" abgestempelt, was nicht zuletzt daran lag, dass sie einen Horrorfilm nach dem anderen abdrehte.
Ansonsten griff Carpenter auf Leute zurück, die er bereits kannte. Mit Nancy Loomis hatte er beispielsweise schon in "Assault - Anschlag bei Nacht" zusammengearbeitet. Ohnehin ist Carpenter einer jener Regieseure, die gerne mit Leuten zusammenarbeiten, die sie kennen und schätzen. Darum finden sich vor und hinter der Kamera bei seinen Filmen auch immer wieder Gesichter ein, die den Fans nur zu gut bekannt sind.
"Halloween" entwickelte sich vom Fleck zum Erfolg. Innerhalb der ersten Wochen hatte der Film mehr als 10 Millionen Dollar eingespielt, was ihn in der Relation der Kosten zum Einspiel zu einem der erfolgreichsten Filme des Genres machte. Mit "Halloween" trat Carpenter auch einen Trend los, denn nachdem er mit seinem Schlitzer-Film Erfolg gehabt hatte, sprangen andere auf den Zug auf, woraufhin in den folgenden Jahren Dutzende, wenn nicht Hunderte ähnlich gelagerter Filme auf die Kinozuschauer losgelassen wurden. Die Qualität des Auslösers "Halloween" erreichten nur noch "Freitag der 13" und "Nightmare on Elm Street".
"Halloween" ist ein eleganter Film, der mehr Wert auf Spannung und die Schaffung von Atmosphäre legt als auf Blut und Eingeweide. Während sich die zahlreichen Epigonen auf die Vorzüge des roten Lebenssaftes verlegten, war Carpenter daran gelegen, einen Spannungsstreifen zu schaffen.
Dabei beginnt er seinen Film, abgesehen vom Prolog aus dem Jahr 1963, sehr ruhig und lässt sich Zeit, dem Grauen in Haddonfield Gestalt zu verleihen. Vielmehr führt Carpenter dem Zuschauer die Charaktere vor, zeigt genau, wer Laurie und ihre Freunde sind, indem er auf ihr Leben draufhält und Michael Myers nur im Hintergrund agieren lässt. "The Shape", wie der Killer im Original auch genannt wird, manifestiert sich oftmals nur als unheilvoller Schatten im Hintergrund. Erst nach mehr als der Hälfte des Films nimmt Michael Myers eine aktivere Rolle ein und das Grauen beginnt.
Carpenter nutzte bei der Einleitungssequenz übrigens verschiedene Kunstgriffe, welche die Stimmung des Films prägen. Zum einen wählte er die subjektive Kamera und lässt den Zuschauer damit die Position des kleinen Michaels einnehmen, wodurch er das Spiel mit dem Voyeurismus auf die Spitze treibt. Zum anderen präsentiert Carpenter eine Szene, die ohne jeden Schnitt auskommt und nur von der sich bewegenden Kamera bestimmt wird.
Das Schlussbild dieser Szene ist es schließlich auch, die in ihrer stilisierten Pracht im Gedächtnis hängen bleibt. Von einem Kran aus zeigt uns Carpenter den kleinen Michael, das blutige Messer in der Hand, während seine Eltern um ihn herum stehen. Die Unwirklichkeit der Szene wird unterstrichen durch die absolute Bewegungslosigkeit, die hier vorherrscht.
Getragen wird "Halloween" auch und besonders von der Musik, die Carpenter selbst komponierte. Als Verantwortliche des Studios den Film seinerzeit ohne Musik sahen, fühlten sie sich gelangweilt, weswegen Carpenter entschloss, den Film mit der Musik zu retten. Tatsächlich ist es so, dass die Musik, die in ihrer Wirkung an die "Psycho"-Komposition von Bernhard Herrmann erinnert, sehr stark zum Gelingen des Films beiträgt.
"Halloween" ist bis heute Carpenters Meisterwerk geblieben. Der Film prägte ein ganzes Subgenre des Horrors und legte gleichzeitig die Meßlatte, an der sich Nachfolger versuchten mussten, sehr hoch. Der erste Michael Myers-Streich - Carpenter benannte den Killer übrigens nach einem Bekannten, was diesen doch sehr verdutzte - mag auf so manchen heute wie ein anachronistisches Stück Film wirken, da er zwar die Regeln aufstellt, nach denen Slasher-Filme funktionieren, dabei jedoch konsequent sein eigenes Ding betreibt. Weder ist der Film blutig und brutal, noch ist er dilettantisch. "Halloween" ist schlichtweg ein Klassiker, bei dem Carpenter auf seinem künstlerischen Höhepunkt war und sich sämtlicher künstlerischer Freiheiten bedienen konnte.