"War department authorities report that morale is high all along the front. Battle - hardened doughboys fresh from epic - making triumphs..."
- "Skip the commercial, Jarvess."
Im Nachhinein ist es schon recht interessant zu sehen, mit welchen Marketingofferten man versuchte, wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg die Zuschauer für genau dieses Thema zu begeisterten und es sogar noch mit grosser kommerzieller Verwertbarkeit vollbracht hat. Bei Battleground probierte man es mit "The First Great Picture Of The Second World War !", was insofern schon soweit nicht stimmte, da bereits ab 1943 Werke wie Bestimmung Tokio, Stahlgewitter, Der Held von Burma, Landung in Salerno und Schnellboote vor Bataan vorgelegt wurden und Regisseur William A. Wellman sich auch schon 1945 mit Schlachtgewitter am Monte Cassino [ OT: Story of G.I. Joe ] um eine Aufbereitung bemüht hat. Wellmans erste Fassung seiner Sichtweise dürfte hierzulande ebenso wie das hiesige Nachfolgeprojekt und der Abschluss Von Panzern überrollt [ 1957 ] vor allem heutzutage weitgehend unbekannt sein, geniesst aber in seinem Vaterland einen sehr guten Ruf.
Story of G.I. Joe wurde in seiner analytisch - berichterstattenden Rekonstruktion von General Eisenhower als bester Kriegsfilm aller Zeiten bezeichnet; auch Battleground bekommt regelmässig seine Ehrungen ab, erweist sich aber oft als eine [mehr oder weniger] gelungene Kopie. Die Schwierigkeiten treten nicht so sehr filmisch auf: Kamera und Schnitt sind ihrer Zeit voraus. Nur vermag das Geschriebene diesmal keinen semidokumentarischen Anspruch zu erreichen und hält man zuweilen diverse Flaggen hoch; was zuvor noch vermieden wurde. Die Handlung verhält sich zugänglicher, stellt auch klare Identifikationsfiguren in den Raum und beschwört dazu noch eine Seite - an - Seite Kameradschaft. Teilweise ist man dabei gar nicht so weit entfernt von "The guts! The girls! The glory! of a lot of wonderful guys!"; ist wohl doch ein Unterschied, ob man sich auf Büchern eines Kriegsberichterstatters beruft oder sich das Skript von Jemand schreiben lässt, der vorher für die Marx Brothers verfasst hat.
[Der Golden Globe und Academy Award für Autor Robert Pirosh ist insgesamt unverständlich. Der für Kameramann Paul Vogel gerechtfertigt; so vollendet, wie er sich im equirectangularen Format austobt und dem Geschehen einen täuschenden Effekt des Realen verleiht.]
Der zeitliche und örtliche Standpunkt der Geschichte wird in inserts direkt nach den credits bekanntgegeben: A US Army Camp somewhere in France, December 1944.
Die 101te Airborne Division bereitet sich auf einen dreitägigen Ausflug nach Paris vor, rein zum Vergnügen wohlgemerkt. Man drillt, exerziert, stopft sich den Mund mit Kautabak voll, spielt Football und bestaunt den Weihnachtsbaum. Neuankömmling Pvt. Jim Layton [ Marshall Thompson ] wird mitsamt dem Zuschauer in die verschworene Einheit der Screaming Eagles geworfen, die sich einen Ruf als kampfstarke und tapfere Gruppe erworben haben.
Layton hat ebenso Mühe wie das Publikum, sich mit dem Haufen der Männer anzufreunden. Der army slang, das großspurige und gleichzeitig inhaltsleere Gehabe, der twang, der plumpe Slapstick und vor allem das schlechte Schauspiel wirft einen zurück; nicht nur aus dem Mannschaftszelt hinaus, sondern gleich ganz weit in die Praxis.
Der Prolog von Battleground ist Unterhaltungsfilm, pure Projektion, schlecht gestelltes Schmierentheater. Lange erste Minuten, indem einem gar nichts anderes überbleibt, als die in allen Regenbogenfarben schillernden Figuren, ihr aufdringliches Singen und die warspeak - Satzhülsen weitgehend auszublenden.
Es hilft, dass es alsbald losgeht. Nicht nach Paris, sondern auf plötzlichen Marschbefehl nach Bastogne, um die Deutschen aufzuhalten. Die wie hingeklatscht wirkende Einführung verwandelt sich statt in die übliche Erzählstrategie einer klassischen Kino-Dramaturgie in eine episodische Aneinanderreihung von Anekdoten. Die Umgebung in eine finstere Nebelbank, in der Hollywood seine umfassende Übersicht verliert, aber eine formal überzeugende Inszenierung mit handfesteren Schwerpunkten sowie auch Ansätzen zur Kritik durchscheinen vermag. Wellman schafft es im Laufe der Zeit immer wieder, in kleinen Details und trotz oft sagenhaft theatralischen Darstellern dennoch, Sehnsüchte nach der Heimat und einem friedlichen Leben erklingen zu lassen und dies mit der bitteren gegenwärtigen Wahrheit in Relation zu setzen.
Der Film wird skeptischer, trauriger, in den stillen Szenen auch naturalistisch und simultan ästhetisch stillvoll. In der fast traumhaften Peripherie verliert er den „Kämpfer-Mythos“, die Hinweise darauf, wo er überhaupt spielt und damit auch die Ziele, die man mit dem Eintritt in die Armee noch verbunden hat.
So wusste der ehemalige Kolummnist Jarvess [ John Hodiak ] fern in Amerika noch, was er in die Schreibmaschine hämmerte, als er es als Pflicht eines Jeden ansah, gegen den Faschismus zu kämpfen. Seine in blumigen Worten geschriebene Botschaft der Befreiung von Tyrannei und Unterdrückung war rhetorisch logisch, überzeugend und unangreifbar. Hier in der weissen, kalten Schneepracht in einem selbst geschaufelten Fuchsbau mitten in einem Waldstück klingt das auf dem Papier vielleicht immer noch gut, aber nützt weiter nichts. In der konfusen, klaustrophobischen Orientierungslosigkeit des sphärischen Rundblicks verschwindet die politische Rahmenbedingung und die eindimensionale Überzeugung daran und macht dem Gehorchen knapper Befehle und dem verzweifelten Retten der eigenen Haut Platz.
Wellman folgt dabei der Grundregel effektiver Propaganda - alles recht einfach zu halten - und nutzt auch das entwickelte Instrumentarium an entsprechenden Techniken sowie der simplen Feindbildkonstruktion. Hält sich an die äusseren Gesetze von Parallelismus und Steigerung, aber nicht sklavisch an die bis dahin bestehenden Vorgaben des War Activities Committee of the Motion Pictures Industry. Und besteht auf einer einigermassen ehrlichen, gemindert schönfärberischen und damit auch ernsthaften Aussage, was aus dem Herstellungsjahr zu erklären ist. Er fühlt sich nicht [mehr] dem Ziel verschrieben, blind die landesweite Verteidigung zu unterstützen und den Film als probates Mittel zur Ausbildung von Soldaten und zur Stärkung ihrer Moral darzureichen.
Dass zwar nationales Pathos und ideologische Monologe in der Regel verschwunden sind, aber der amerikanische way of life mit dem weitgehend unsichtbaren und eher heimtückisch agierenden Kriegsgegner kontrastiert wird, bleibt dennoch nicht aus.
Der Heidenspaß hört spätestens dann auf, als die Deutschen als antlitzlose Schattenwesen in getarnter Uniform und perfektem Englisch ganz offen durchs Unterholz strauchen, sogar die Codewörter kennen und bald keiner mehr weiss, wer nun zu den Eigenen gehört und wer nicht. Nicht einmal Informationen erhält man, sondern muss sie sich aus Feldpost und gelieferten Zeitungen zusammenklauben, die kundiger Bescheid wissen als die Soldaten selber: "Is the 101st the only division up here ?" - "It doesn't say. We'll have to wait for the next edition."
Pvt. Jim Layton als zentraler Ansprechpartner des Publikums ist dabei Einer von Uns. Der Aussenseiter, der erst langsam nach Startschwierigkeiten von den Älteren akzeptiert wird. Indem und weil er sich im Kampf bewährt. Erst überängstlich, konfliktscheu und leise traut er sich mit zunehmenden Aktivitäten forscher mit seinen Kameraden und gegen den Feind vorzugehen. Wandelt sich zum Helden. Geht als Nichtraucher in die Armee, lehnt erst angebotene Zigaretten ab, schnorrt dann doch und wird bald zum Dauergeber- und nehmer. Die "I found a home in the army" Mentalität, das Vertrauen in den Mann neben sich und das Füreinander Einstehende ist üppig vorhanden. Eine Christus - Symbolik taucht wenig unverblümt mitten am Wegesrand ebenso auf wie Bibelsprüche und ein Kaplan zur Feiertagsmesse; der auch die 64$ Dollar Frage beantwortet, ob diese Mission nötig war. Mit eindeutigem Ja. Man empfiehlt sich mit dem Verweigern einer konkreten politischen Meinungsbildung, aber betont die moralische Legitimität des Krieges, der gerne als der Beste seiner Art angesehen wird.
Die Heroik des Dienstes steht zum Glück dahinter zurück und geht eher in geschickten Taktieren auf, wenn denn überhaupt mal zur Waffe gegriffen wird. Die letale Bedrohung ist zwar ständig präsent, aber ausser auf einem explosiven Patrouillengang und einem nächtlichen Überfall bewegen sich beide Kontrahenten der Ardennenoffensive aneinander vorbei. Der vorläufige Showdown mit Schützenhilfe der Artillerie wird gar knapp in Überblendtechnik zusammengerafft. Die Zeit dazwischen ist mit Warten und Vertreiben der Langeweile gestopft. Mehr Ruhe als Action, wobei sich die Vorgänge auch stetig wiederholen, um die Monotonie einzufangen und auch eine abstrakte Schönheit des Augenblicks durchscheinen zu lassen. Das Sitzen, Pausieren und Schnattern. Das Graben von Schlaflöchern, nur um dann weiter zu ziehen. Das Bemühen, Rühreier im Stahlhelm aufzukochen. Das Suchen nach den dritten Zähnen. Alles, was wenig mit dem üblich militärischem Professionalismus und dem gewohnten Erzählmuster des Genrekinos zu tun hat. Viele dargestellte Eigenheiten entsprechen in ihrer Sinnlosigkeit und banalen Absurdiät oft einer mässigen Burleske; teilweise wähnt man sich bei Schütze Bumm in Nöten oder Mikosch rückt ein. Das Gleiche gilt auch für die offenkundige death-by-character Kausalität; soll aber alles aus Überlieferung stammen.
Der Humor ist dabei sowohl von der beabsichtigten Sorte als auch unfreiwilliger Natur, wobei man bei beiden Spielarten der Pointendramaturgie den Zugang zur menschlich - besinnlichen Geschichte selber kurzzeitig immer mal verliert. Den zusätzlichen Nominierungen für Bester Film, Bester Regisseur, Bester Schnitt und Bester Nebendarsteller [ James Whitmore ] hat dies keinen Abbruch getan.