Schauplatz 1: Wieder einmal hat Jean mit Ihrem Freund eine größere Auseinandersetzung, bei der er auch wieder handgreiflich wird und das unter den Augen ihrer Tochter Griff. Verzweifelt ergreifen beide die Flucht, Zielort unbekannt, nur weg von hier.
Schauplatz 2: Der grummelige Rancher Einar geht seinem üblichen Tagesablauf nach. Außer Mitch, seinem langjährigen Angestellten und Freund, lässt er praktisch niemanden an sich ran. Dieser kann ihn auch nur noch moralisch unterstützen, da er von einem Bären angefallen wurde und wohl für immer an Krücken gehen muss.
Wieder zurück: In ihrer Verzweiflung fährt Jean mit Ihrer Tochter zu Einar, ihrem Schwiegervater, und bittet ihn um eine Bleibe. Dieser ist davon ganz und gar nicht begeistert, gibt er ihr doch die Schuld am Tod seines einzigen Sohnes, da sie den Wagen fuhr, in dem dieser bei einem Unfall zu Tode kam. Auch zu Griff ist Einar zunächst sehr abweisend, doch langsam aber sicher scheint sie das Herz ihres Großvaters mit ihrer drolligen Art erweichen zu können. Doch dann taucht Jeans Lover in der Stadt auf, entschlossen sie zurückzuholen.
Einige Miesepeter werden jetzt wieder sagen, „hab ich doch schon tausend Mal gehört" oder „die Lopez spielt schon wieder ne misshandelte Gattin wie in GENUG". Stimmt beides, aber ich kann mich nicht erinnern einen Film dieser Machart, sprich Familiendrama, gesehen zu haben, der mir so gut gefallen hat.
„Ein Ungezähmtes Leben" gehört zu den klassischen Fällen, die man gerne mal vor sich herschiebt, weil man sich nach Durchlesen der Handlung schon darüber im Klaren ist, das man hier ein Drama kredenzt bekommt, mit vielen Dialogen und wenig Action. Aber gestern hab ich mich mal durchgedrungen den Film in den DVD-Player einzulegen und bin so sehr positiv überrascht worden.
Jennifer Lopez macht ihre Sache gar nicht schlecht, obwohl ich sie weder für eine übermäßig begabte Schauspielerin und schon gar nicht Sängerin halte (was sie hier zum Glück auch nicht tut). Auch dem Charme der kleinen Becca Gardner kann man sich nur schwer entziehen. Die absoluten Höhepunkte des Films stellen jedoch die Dialoge zwischen den Haudegen Freeman und Redford dar. Ersteren halte ich eh für einen der besten und charismatischsten Darsteller, die Hollywood zu bieten hat, da er eine unglaubliche Leinwandpräsenz besitzt, da verzeihe ich ihm auch mal einen Fehltritt wie „Dreamcatcher". Redford hielt ich jahrelang für überbewertet, doch mittlerweile hat er mich durch Filme wie „Spy Game", „3 Tage des Condor" oder „Sneakers" vom Gegenteil überzeugt. Insbesondere ihre Gespräche über den Bären, der Freemans Charakter so zugesetzt hat, sind absolut großartig.
Dazu gesellt sich eine gelungene Regie von Lasse Hallström, der es schafft dieses Drama zu keiner Zeit langweilig werden zu lassen. Auch die Landschaftsaufnahmen sind sehr schön eingefangen, und er begeht dabei glücklicherweise auch nicht den Fehler wie viele vor ihm, die Bilder der Umgebung in den Vordergrund zu stellen. Sie dienen lediglich zur Unterstützung des großartigen Ensembles.
Was mir noch besonders positiv auffiel sind die Gespräche der Beteiligten. Gerade in diesem Genre wirkt manches doch sehr unnatürlich, was an Dialogen zwischen einzelnen Personen kommuniziert wird. Hier ist das an keiner Stelle so. Alle Reaktionen, Gegenreaktionen und Dialoge der Beteiligten sind für den Zuschauer nachvollziehbar und wirken nie künstlich aufgesetzt.
Fazit: Ein wirklich sehenswertes Drama mit großartiger Besetzung, das nachhaltig Wirkung hinterlässt.