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Harry Essex verfasste in seinem Leben fast 40 Drehbücher, unter anderem für den 1954 von Jack Arnold verfilmten "Schrecken vom Amazonas". Die Mischung aus Mensch und Meeresbewohner hatte es ihm offenbar angetan und so fertigte Essex erneut ein Skript ähnlichen Musters an und führte auch gleich Regie, - eine fatale Entscheidung.

Irgendwo in Mexiko untersuchen Dr. Smith (Kerwin Mathews) und seine Freundin Susan (Pier Angeli) mit einigen Kollegen die heimischen Gewässer auf radioaktive Anzeichen und stoßen dabei auf einen kleinen mutierten Kraken. Derweil berichten Einheimische vom Oktopusmenschen, der schon bald das Expeditionsteam heimsucht...

Es ist nicht nur traurig, dass Pier Angeli, die mal eine Weile mit James Dean liiert war, noch im selben Jahr im Alter von 39 an einer Überdosis Tabletten starb, sondern dass das Kostüm des Titelgebenden eines der ersten Gehversuche von Rick Baker darstellte, welcher mittlerweile zu den besten Maskenbildnern Hollywoods zählt, - anhand des Ganzkörpergummikostüms hätte man ihm das seinerzeit wohl kaum prophezeit.

Octaman ist leider bereits nach wenigen Minuten komplett zu sehen, was die Spannung natürlich merklich dämpft, zumal die Kreatur allenfalls als schlechte Geisterbahnattraktion durchgeht. Beim Ganzkörperanzug mit Noppen reichte es nicht für mechanische Tricks, weshalb ein Großteil der Tentakeln schlicht am Körper baumelt und nur durch Fäden zusammengehalten wird. Der große Kopf ist indes völlig unbeweglich, so dass der Mund dauerhaft geöffnet ist und die Klüsen nur stur geradeaus blicken, während der Typ keucht, als hätte er Asthma im Endstadium. Soweit also zur wenig bedrohlich erscheinenden Bedrohung.

Die Figuren entfachen jedoch auch keine Sympathien, da die Männer größtenteils frauenfeindliches Verhalten an den Tag legen, die Einheimischen aufgrund des verseuchten Wassers ja ohnehin sterben werden (also reist man eher ab, als sich um eine Gegenmaßnahme zu bemühen) und wenn Indianer schlicht Indo gerufen werden, kann es mit dem kulturellen Respekt auch nicht weit her sein. Immerhin fördern ein paar selten dumme Dialoge kleinere Schmunzler zutage und auch die kollektiv schlechten Performances erheitern ein ums andere Mal.

Allerdings zieht sich die Geschichte besonders im Mittelteil, da sie kaum für Abwechslung sorgt und stets nach demselben Muster abläuft: Octaman beobachtet, holt sich nachts eine Randfigur, Octaman verschwindet wieder. Dazwischen werfen die Protagonisten wilde Theorien in den Raum, ziehen zwischenzeitlich ein paar Meter weiter, um gegen Ende in einer Höhle zu landen, während der Monstermann bis kurz vorm Finale zeitweilig ganz abtaucht.

Die spannungsarm und nur selten lustig vorgetragene Geschichte wird über weite Teile von einem grottigen Score untermalt, welcher phasenweise nur aus Trommeln besteht, die Egosicht der Kreatur (sie sieht alles fünffach) nutzt sich auch rasch ab und selbst als ein Feuerkreis um das Monster gezogen und dieses mit einer Lampe geblendet wird, will sich kaum ein Mitfiebern einstellen. Am Rande bekommt man zwar kleinere Gewalteinlagen wie ein entstelltes Gesicht und eine Tentakelspitze im Bauch, doch am Ende dürfte es allenfalls für eingefleischte Trashfans ein Vergnügen sein, sich diesen reichlich dilettantischen Käse reinzupfeifen.
4 von 10

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