Review

Ich möchte eines vorweg sagen: Diese Bewertung des Films unterliegt meiner ganz persönlichen, subjektiven Meinung, die auf der Basis meiner Erwartungen an einen Horrorfilm beruht. Daher rührt auch die positive Wertung. Würde ich, wie es viele andere auch hier getan haben alle zu beachtenden Bewertungskriterien eines Films gleich gewichten, so würde ich auch höchstens zu einer Wertung im unteren Mittelfeld (4-5 Punkte) kommen. Doch dies ist nicht meine Absicht. Bei einem Horrorfilm kommt es mir persöhnlich primär auf folgende Kriterien an:
1. Atmosphäre 2. die daraus resultierende Spannung 3. gut umgesetzte Schockmomente 4. keine übertriebenen Längen und großen Abbrüche der Spannung (man soll nicht zu viel Zeit zum Luftholen haben)
Dafür sind für mich andere (in anderen Genres sehr wichtige) Aspekte nicht so wichtig bzw. ein nicht nötiger, aber wenn vorhanden erfreulicher Bonus:
gute Story (ist perfekt wenn sie in einem Horrorstreifen vorhanden ist ->"The Others", "The Sixth Sense" - aber nicht zwingend notwendig), schauspielerische Leistung (hier reicht meiner Meinung nach schon eine halbwegs akzeptable Leistung aus, denn die "Hauptrolle" ist sowieso die Atmosphäre)
Kurz gesagt es geht viel mehr um das Drumherum als um den eigentlichen Inhalt.

Nun, nach dem ihr wisst wie ich bei der Bewertung gewichte, komme ich jetzt zum Eigentlichen - dem Film.
Seit Langem war ich schon auf der Suche nach einem Horrorstreifen der mich endlich mal wieder das Fürchten lehrt...dies geschah zuletzt bei "Silent Hill". Die meisten unter Horror verbuchten Filme sind es einfach nicht. Diese Filme gehören eigentlich in die Splatterecke und haben meines Erachtens nicht das Geringste mit Horror zu tun ("Hostel", "The Texas Chainsawmassacre", "Saw", etc.). So ist mir aufgefallen, dass das eigentliche Gruselkino gar nicht so groß ist wie es auf den ersten Blick scheint. Und schon gar nicht die Auswahl von wirklich guten Filmen aus dieser Sparte. Um so erfreuter war ich als ich eher durch Zufall auf "The Grudge" kam. Ich sollte dazu sagen, dass ich zu den Glücklichen gehöre, die das Original nicht gesehen haben (ich kann den echten japanischen Horrorfilmen nichts abgewinnen), denn sonst wäre die Spannung zum großen Teil raus gewesen, da das Original - handlungstechnisch - nur unwesentlich anders sein soll.
Zu erst möchte ich aber dann doch einmal kurz auf die negativen Aspekte des Films eingehen. Da wäre zu aller erst die "Story" - wenn mann sie so bezeichnen mag. Ich muss allen Kritikern des Films Recht geben wenn sie sagen, dass es im Prinzip gar keine Story in dem Film gibt. Es ist vielmehr eine Ausgangssituation, die Basis für die relativ eigenständigen Episoden des Filmes bietet. Ein, aufgrund einer darin gestorbenen Familie, verfluchtes Haus mit der seltenen Eigenschaft alle Personen die es einmal betreten haben früher oder später (meist früher) in den Tod zu treiben und zwar mit Hilfe der Geister der verstorben Familie...noch Fragen? Der Film erzählt mehr oder weniger die Geschichten von einer Hand voll Leuten, die alle dem Haus einen Besuch abstatteten. Also wenn es überhaupt eine Story gibt, dann nur eine flache.
Ein Weiter Kritikpunkt ist die, in der Tat nicht besonders herrausragende Leistung der Darsteller (ganz abgesehen von der schlichten Fehlbesetzung der Rolle der Kare Davis durch Sarah Michelle Gellar). Fairerweise muss man sagen, dass die Leistungen aber auch nicht superschlecht war. Es sind eben keine nennensweten Darbietungen von schauspielerischen Können vorhanden. Auch Bill Pullmann hatte schon überzeugender gespielt ("Lost Highway").
Doch wie schon oben erwähnt sind grade diese Punkte meines Erachtens nicht so wichtig bei einem Film dieser Art. Wenn ich mir einen Horrorfilm ansehe will ich in erster Linie Horror (bedrückende/verstörende Atmosphäre, Schockmomente, etc.) und erst in zweiter Linie eine gute Story und perfekte Schauspieler...als nicht zwingender Bonus quasi.

Und wahrlich, An Spannung und Atmosphäre mangelt es in diesem Film nicht!!! Er ist sehr schnell. Nach bereits 5 Min. schlägt das Herz schon bis zum Hals und es hat bis zu dem Ende nach kanpp 90 Min sogut wie keine Zeit sich wieder zu beruhigen, wenn man sich nur auf den Film einlässt. In vielen Filmen ist es so, dass nach einer Spannungssequenz meist eine Zeitlang nichts weiter passiert um die Story ein wenig vorranzutreiben (hier liegt dann wohl auch der Vorteil wenn es keine Story gibt die es vorranzu treiben gilt). In "The Grudge" ist es anders, die Rahmenstory dient hier nur dazu, dem Zuschauer einen Grund für die Geschehnisse zu liefern - eine Basis - mehr nicht. Auf dieser Basi wird das Herzstück des Films konstruiert und zeigt wie bedrückend ein Horrorfilm sein kann. Es ist das Zusammenspiel vieler Aspekte, die diese wirklich enorme Atmosphäre erzeugen. Da ist die Kameraführung, die voyeuristisch die Handlung verfolgt und genau so gesetzt ist dass sich eine große Spannung aufbaut, weil man genau soviel sieht wie man sehen muss...nicht mehr...den Rest muss/kann man erahnen. Man weiß nicht was da ist aber man kann es sich denken...und diese Spannung zerreist einen fast wenn sie nur lang genug andauert. Genauso gekonnt gesetzt ist der Schnitt. Immer an der richtigen Stelle um die Spannung noch einmal zu steigen und die Kameraeinstellung nicht zu langatmig wirken zu lassen. Auch das Licht und die Schatten sind wichtige Mittel im Film. Ohne diese finsteren, leicht eingefärbten Bilder würde der Film nichts wert sein. Und dann ist da noch das wichtigste von allem: Die Soundkulisse. Diesen Aspekt hat Takashi Shimizu in Perfektion eingebracht. Zusammen entsteht ein derart bedrückendes und beänstigendes Gefühl in einem, dass man an manchen Stellen kaum hinsehen kann (und das ist bei anderen Filmen fast nie der Fall). Sicherlich sind dies keine neuen Mittel im Horrorgenre, aber die altbekannten Mittel sind so brilliant und absolut perfekt in Scene gesetzt, dass dies gar nicht so stark ins Gewicht fällt. Außerdem hatte niemand die Absicht dem Film einen Inovationspreis zu verleihen. Und grade dass man vorausehen kann, dass etwas passieren wird, lässt die Spannung doch erst entstehen. Der gesamte Film ist eigentlich eine unaufhaltsame Achterbahnfahrt die durch die gut eingesetzte Kammera, Licht und Schatten, Schnitt und Sound mit der Angst der Zuschauer vor Dingen, die sie nicht sehen aber erahnen können spielt. Man lässt sich auf sie ein, und wird nach eineinhalb Stunden mit einem flauen Gefühl im Magen entlassen.

Fazit: Wenn man Horrorfilme wegen der Atmosphäre und Spannung mag und nicht so viel Wert auf eine geniale Story in selbigen legt, der kann mit "The Grudge" nichts falsch machen...im Gegenteil ich denke, dass er seine wahre Freude an diesem Film haben wird. Wer allerdings brilliante schauspielerische Leistungen haben will (für den dürfte Sarah Micelle Gellar sowieso ein Dorn im Auge sein) und eine ausgeklügelte Story erwartet oder das japanische Original schon gesehen hat für den Dürfte er eine Entäuschung bezüglich dieser Punkte sein.

Vor allem bei diesem Film gilt: Am besten mit 5.1 Anlage Nachts im leeren, dunklen Haus direkt vor dem Bildschirm genießen!!! Definitiv nichts für schwache Nerven!

9/10 Punkten

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