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Es drängt sich die Frage auf, ob Regisser Shimizu wie die Figuren seiner Filme ebenfalls Opfer eines Fluchs ist. Der Fluch immer und immer wieder den gleichen Film zu drehen. Nach der ursprünglichen Fernsehanthologie, den zwei Direct-to-video-Versionen und den darauf folgenden Kinoversionen ist dieses amerikanische Remake nämlich bereits der sechste Ju-on. Zudem laufen im Moment die Vorbereitungen für „The Grudge 2“, und „Ju-on: The Grudge 3“ ist angeblich auch noch in Planung.
„The Grudge“ erzählt ziemlich genau die Geschichte aus „Ju-on: The Grudge“, komplett mit Sozialarbeiterin, ermittelndem Polizistenduo, im Haus lebendem Ehepaar plus seniler Mutter und Schwester/Schwägerin und unchronologischer, allerdings nicht mehr annähernd so geschickt verschachtelter Erzählstruktur. Wenn Elemente verändert wurden, ist das in den wenigsten Fällen wirklich positiv, sondern eher simplifiziert um mehr den amerikanischen Erzählmustern zu entsprechen, auch wenn Shimizu es weitestgehend versucht, dem Film seine typische japanische Note zu verleihen. Da gibt es gegen Ende eine Szene, in der die Hintergründe des Fluchs in allen Einzelheiten dargelegt werden, ohne den Zuschauer selbst zum Mitdenken anzuregen, und das Element, dass sich der Fluch auf andere überträgt, geht auch flöten.
Dafür gibt es gleich zu Beginn eine ganz klassische Szene nach dem Schema „Ich geh mal besser auf den Dachboden, weil dort ein Geist lauern könnte, dessen Anblick mich tot umfallen lässt“. Wobei man der wiederum zugute halten muss, dass sie trotz der argen Vorhersehbarkeit auch den Zuschauer fast tot umfallen lässt. Auch sonst gibt es einige schaurige Momente, wie zum Beispiel die Rückkehr Yokos, besonders grauenhaft und im Gegensatz zum Rest des Film ungewöhnlich explizit.
Unter den Schauspielern befinden sich diesmal Sarah Michelle Gellar, durchaus erprobt mit übernatürlichen Erscheinungen aber schauspielerisch kein Brett, Bill Pullman als verstörter Freefallfanatiker, Ted Raimi, wie sollte es bei dem Produzent auch anders sein, und Ryo Ishibashi, bereits in „Audition“ auf schmerzhafte Weise mit einer wütenden Frau konfrontiert, darf als Polizist ermitteln und sogar englisch reden. Takashi Matsuyama ist übrigens wieder wie in „Ju-on: The Grudge“ der eifersüchtige Familienvater und Takako Fuji darf bereits zum sechsten Mal in ihrer bisher sehr einseitigen Karriere als gepeinigter Geist über den Boden kriechen oder sich je nach Bedarf in anderen Formen manifestieren.
Handlungstechnisch bietet sich wie gesagt nichts wirklich Neues, abgesehen von Nebenfiguren, die weggestrichen oder durch andere ergänzt wurden, handwerklich ist das alles aber nach wie auf einem hohen Level und gerade jemandem, der keines der Originale kennt, kann der Film sicherlich gehörige Schauer über den Rücken jagen. Der Mangel an Originaliät ist sein größtes Manko, aber was will man schon erwarten vom fünften Aufguss des gleichen Stoffes, der sich zu allem Überfluss noch dezent an amerikanische Konventionen anpasst, was gerade durch das lächerliche Ende unterstrichen wird, das nicht mal im Ansatz die Klasse des Originals erreicht oder vergleichbare Gänsehaut erzeugt.
Durchschnitt wie er durchschnittlicher nicht sein könnte.

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