New Amsterdam, 1686. Eva (LeeAnne Baker), die heiße, schwarzgewandete Hexe mit den langen schneeweißen Haaren, den pechschwarzen Augen und den langen, blutroten Fingernägeln schreitet entschlossen Richtung Teufelsaltar, um eine Schwarze Messe zu zelebrieren. Erst legt sie ein flottes Tänzchen aufs Parkett, dann sabotiert sie mit Hilfe einer Voodoo-Puppe eine Hochzeit, bricht den Willen der Braut und zwingt sie, sich dem unheiligen Unsterblichkeitsritual als Blutopfer zur Verfügung zu stellen. Plötzlich erscheinen einige Männer unter Führung eines Schwarzen auf der Bildfläche und machen dem teuflischen Spuk ein Ende, indem sie der überraschten Hexe ein Messer in den Leib rammen. Diese ist verständlicherweise sauer, schwört Rache und verspricht, eines Tages wiederzukehren. Dreihundert Jahre später. Die heiße Motorradbraut schwingt sich auf ihre Maschine und braust, begleitet von einem dröhnenden Rocksong, durch die New Yorker Nacht ihrem Ziel entgegen. Eva trägt nun eine punkige Kurzhaarfrisur sowie coole Lederklamotten, ansonsten ist jedoch alles beim Alten. Ihr Ziel ist klar. Die damals unterbrochene Zeremonie muß beendet werden. Zu diesem Zwecke benötigt sie nicht nur den verloren gegangenen "Devil's Ring", sondern auch das passende, jungfräuliche Opfer. Ihre Wahl fällt auf die vor dreihundert Jahren geopferte Braut, welche nun als Dawn (Jacquie Fitz) reinkarniert ist und sich als Reporterin durchs Leben schlägt. Zusammen mit Polizist Billy (Michael Conte) und Reverend Henry (William K. Reed) nimmt sie den Kampf gegen die Hexe und deren Zombiebrut auf.
Schon beim Vorspann von Bruce Hickeys Necropolis werden, je nach persönlicher Sichtweise, entweder massig Glückshormone produziert und in den Blutkreislauf gepumpt, oder es beginnen sämtliche Alarmsirenen aufs Nervenaufreibendste zu schrillen. Ersteres natürlich, wenn man ein Fan von Tim Kincaids (Regie) und Cynthia De Paulas (Produktion) Genrefilmen ist (wie z. B. Bad Girls Dormitory, Robot Holocaust, Breeders, Riot on 42nd St. und Mutant Hunt), letzteres dann, wenn man mit diesen billigen und zugegeben etwas "speziellen" B-Movies überhaupt nichts anfangen kann. Kincaid und De Paula fungieren bei Necropolis als Produzenten, während mit LeeAnne Baker (die Kathleen in Breeders und der Pleasure Droid in Mutant Hunt) eine ihrer Stammaktricen die Hauptrolle innehat. Und über einen Mangel an diesem kauzigen, unerhört eigenwilligen Charme, der aus Kincaids Horror- und Exploitationfilmen in Übermaß trieft, kann sich auch Necropolis wahrlich nicht beklagen. Necropolis hat einfach ein derart angenehmes, wunderbar schräges Flair, daß es (mir zumindest) völlig egal ist, daß der Streifen auf qualitativer Ebene ein ziemliches Fiasko ist, daß die Geschichte eigentlich überhaupt keinen Sinn ergibt und daß man im Eifer des Gefechts auf die Charakterisierung der Figuren leider vergessen hat. Denn trotz all dieser Defizite (und noch so einigen mehr) übt dieses Flick einen so starken, verkorksten Reiz aus, daß man dem seltsamen Geschehen einfach fasziniert folgen muß. Den Blick abzuwenden oder gar den Film abzubrechen birgt das nicht unerhebliche Risiko, etwas Einmaliges zu verpassen.
Zum Beispiel würde einem dann vermutlich die aberwitzige und haarsträubend perverse Sequenz entgehen, in der Eva ihren Oberkörper freimacht und sich mit Hilfe ihrer Magie zwei weitere Brustpaare wachsen läßt, um damit ihre eklige Zombiebrut zu füttern. Man könnte jedoch auch versäumen, wie Eva einem Rocker zärtlich übers Gesicht streicht, woraufhin ihm Schleim oder Hirngelee oder was-auch-immer aus den Poren quillt, an welchem sie dann genüßlich nascht. Das sind echte Hingucker, bei denen man kopfschüttelnd und mit offenem Mund vor der Glotze sitzt und sich fragt, was sich Herr Hickey dabei bloß gedacht haben mag. Ein Hingucker ist - neben dem coolen Poster Artwork - auch LeeAnne Baker, die zwar weder übermäßig hübsch, noch mit einem Killerbody gesegnet ist, die aber genug Ausstrahlung und Sex-Appeal mitbringt, um die Blicke des sogenannten starken Geschlechts zu bannen. Die spärlich gesäten Spezialeffekte, wie zum Beispiel eine abgetrennte Hand (die danach ein bösartiges Eigenleben entwickelt) oder eine knuffige Enthauptung, stammen von Ed French (Blood Rage), während für die musikalische Untermalung überwiegend Musikstücke aus den Filmen Trancers, Eliminators und The Alchemist recycelt wurden, die allesamt, wie auch Necropolis, von Charles Bands Empire Pictures veröffentlicht wurden. LeeAnne Bakers Gegenspielerin, Jacquie Fitz (in ihrem ersten und gleichzeitig auch letzten Filmauftritt), mangelt es wie dem Rest der Cast an schauspielerischem Talent, aber sie schafft es immerhin, recht sympathisch rüberzukommen, weswegen das Finale auch nicht wirkungslos verpufft.
Für die einen ist Necropolis, der höchstwahrscheinlich niemals in irgendwelchen Bestenlisten auftauchen wird (*), somit vergeudete Lebenszeit, für die anderen hingegen - mich eingeschlossen - ist er ein drolliges, denkwürdiges Guilty Pleasure, welches man keinesfalls missen möchte.
(*) Lediglich in der Liste der besten Filme, in denen sich eine geile Hexe zusätzliche Titten wachsen läßt, um damit scheußliche, zombieähnliche Kreaturen zu füttern, darf er sich berechtigte Chancen auf eine Top-Platzierung machen.