Es gibt Filme, die sind einfach schlecht und es gibt Anhäufungen von enormen, kaum faßbaren, manchmal unterhaltsamen Trashs. Und dann gibt es Filme, die sind so abgrundtief unterirdisch, daß sie den Zuschauer sprachlos vor Erstaunen zurücklassen, den Unterkiefer irgendwo auf dem Boden hängend, während die Augenbrauen im Tode erstarrt zu Boden rieseln.
"The Devil's Rain" gehört zu dieser letzten Kategorie - den noch unsäglicheren deutschen Titel lassen wir mal gleich im Keller zurück, denn hier schreit weit und breit nirgendwo irgendeine Leiche - und es ist ein Erlebnis, daß einen erstarrt zurück läßt.
Dieser Nachgeschmack ist um so intensiver, weil ein Blick auf die Besetzungsliste durchaus den Schluß zuläßt, daß die Verantwortlichen wußten, wer Schauspieler ist und wer nicht. Oder es gilt in diesem Fall die nicht seltene Regel, daß man für den zugrunde liegenden Schund händeringend und aus Verzweiflung nach ein paar abgehalfterten Namen suchte, die die Zuschauer dann doch irgendwie ins Kino locken würden, wo sie das Geld dann eben schon ausgegeben hätten.
Schon im Trailer kreischt uns der Blurb entgegen, daß Oscarpreisträger Ernest Borgnine hier ein Schlachtfest der Gemütlichkeit veranstalten würde und da der arme Mann so ziemlich in allem mitgespielt hat, was man ihm angeboten hat, sollte man allein an dieser Tatsache nicht allzu viele Hoffnungen festmachen. Dazu kommen TV-Oldtime Eddie Albert, Worst-of-Darstellerin Ida Lupino, William "Kirk" Shatner höchstpersönlich, ein bereits schnauziger Tom Skerritt, der altgediente Keenan Wynn und in einer kaum erkennbaren, da augenlosen Rolle ein mit diesem Schmonz debütierender John Travolta.
Um den Satanistenkäse noch etwas aufzuforsten, versicherte man sich der Mithilfe des Vorsitzenden der Kirche Satans, Anton Szandor LaVey, als Berater und Aushilfsschauspieler und mit dieser hochbrisanten Mischung ging Robert Fuest, der sich unter Horrorfans immerhin dank seiner zwei Dr.Phibes-Filme (mit Vincent Price) einen guten Namen gemacht hatte, ans teuflische Werk.
Die signifikanteste Schwäche des Films (bevor ich zum Inhalt komme) ist die absolute und unbedingte Unfähigkeit sämtlicher Figuren zur simpelsten Form von Kommunikation. Hier hört NIEMAND irgend JEMANDEM zu - NIE! Deswegen reden auch alle aneinander vorbei, treffen die unverständlichsten Entscheidungen, rennen blindlings ins Verderben oder machen irgendwelche anderen doofen Sachen, um dem satanistischen Mumpitz dann auch noch weitestgehend mit Ignoranz zu begegnen. Wohlgemerkt, alle sind davon betroffen!
Fuest stürzt, nach einem atmosphärisch-ungemütlichen Vorspann zu den Werken von Hieronymus Bosch, den Zuschauer einfach mangte rein, ohne Rücksicht auf Verluste. Es ist eine dunkle und stürmische Nacht, eine arg angejahrte Ida Lupino salbadert was von bösen Träumen und ihre einzige Gesellschaft ist ein mummelgreiser dementer Zausel, dessen Timing dem von Abe Simpson gleicht. Draußen gießt es in Strömen und dann kommt Sprößling Mark nach Hause, ein gar besorgter William Shatner, der robust wie sein Cowboyhut nun mal ist, mit der Faselei um ein Buch, daß irgendwer namens Corbis haben will, nichts anfangen kann, selbst als man es ihm in die Hand drückt. Dann kommt Dad nach Hause und zerschmilzt erst mal auf der Veranda effektvoll zu einem Häuflein Wachs - ein netter Start, auch wenn nie geklärt wird (der reinigende Regen mit dem gleichen Effekt erfolgt ja erst am Ende des Films), wieso er nu jetzt schon dahin sickert. Das scheint Mark aber nicht weiter zu wundern, denn er motzt er mal seine Mutti an und als draußen die Autohupe geht, denkt er sinnigerweise, jetzt käme der echte Papi heim (ja, nee, is klar...). Er geht für 20 Sekunden raus zum Auto und in dieser Zeit entführen leider ungesehene Satanisten Mutti, hängen Fuzzy an der Deckenlampe auf und durchsuchen erfolgsarm das halbe Haus, trotz alledem eine schier unglaubliche Leistung.
Obwohl der ganze Okkultkäse Mark nüscht sagt, holt er sich trotzdem ein Amulettkreuz aus einem Versteck, ignoriert die Buchfaseleien von Fuzzy erneut und düst schnurstracks (binnen zwei Minuten ist es Tag und trocken) durch die Wildnis in das Geisterwüstenstädtchen Stonewall. Dort begrüßt ihn ein schmierlappiger Ernest Borgnine, redet dummes Zeug und bringt ihn dann in eine Minikirche, die innen bedeutend größer ist als außen. Dort haben sich die finsteren Kuttenträger versammelt und keiner von ihnen hat mehr seine Guckerchen, aber das mit der Optik läuft trotzdem ganz prima, wie man bald merkt. Mark kriegt die Hose voll, flieht, gibt dann aber spontan auf, als er die Wagentür seines Autos aufmacht und einer der Kutten seinen Fahrersitz tolldreist besetzt. Ätsch, schon da! Weil ihn diese Frechheit ungemein fertig macht, bricht er zusammen und man kastelt ihn ein.
Inzwischen hat auch der letzte Depp mitbekommen, worum es ungefähr geht, um ein Satansbuch, das ein paar Abtrünnige vor 300 Jahren mitgenommen haben, bevor sie zu Christen konvertierten. Soso!
Umschwenken auf die nächsten Nachkommen der Familie: Tom Skeritt alias Tom macht gerade mit seinem psi-begabten Lästerschwein bzw. Schwesterlein Julie irgendwelche Mumpitzexperimente in der Vorlesung von Prof Richards (Eddie Albert), düst dann aber eiligst von hinnen, weil Mom, Dad und Mark ja absent sind. Daheim in the Wildnis redet man am Sheriff (Keenan Wynn) vorbei, läßt Fuzzy erneut mit dem Buch auf der Faust stehen (keiner hört hier zu, denkt logisch oder plant etwas NICHT intuitiv) und düst mit Julie nach Stonewall. Dort findet man die Kirche verwüstet, ihr Auto explodiert dummerweise und ein Unbekannter mangelt sie mit Marks Wagen fast über. Den Gutesten stellt man dann im alten Saloon, über die fehlenden Augen wird nicht groß gewundert, stattdessen erfahren wir per Rückblende die Backstory von 1680. Borgnine und Shatner werden dort vom wütenden Mob gefangen und abgefackelt.
Im Anschluß an diese Scheiterhaufenglanzleistung im Overacting zieht man im letzten Moment Leine (überall Kutten), hält aber nach zwei Meilen an. Tom hat sich moralisch einwandfrei entschieden, wegen Mom und Dad wieder zurück zu stiefeln. Julie fährt weiter, bis Mutti sich vom Rücksitz erhebt, worauf die gute Tochter KREISCH macht und erstmal nen Baum frontal ansteuert. Tom mischt sich derweil ineffektiv unter die Satanisten, die in einer Berghöhle just aus Mark auch einen blinden Schweizer Käse machen, für diesen Prozess verwandelt sich Borgnine in einen gehörnten Satansknuffel, der stark nach dem unheimlichen Zotti ausschaut. Als Tom enttarnt wird (per Geruch, ganz plötzlich, Deo versagt), schießt er ein paar Leutz in den Wanst (die alle Milch oder so aus ihren deutlichen sichtbaren Brustkissen bluten) und kämpft sich ohne Sinn und Zweck durch die Stadt, um dann nach Haus zu laufen/fahren.
Während das Hirn schon ächzt, ist Richards auf der Ranch angekommen und hat es geschafft, Fuzzys Buch zu studieren. Also fährt man WIEDER nach Stonewall (diesmal wegen Julie), findet die Kirche aufgeräumt und unter dem Altar ein Gefäß Marke Seelenkerker mit eingebautem Fernseher. Den bringt man bei Herannahen der Satanisten zwar auf die Empore, läßt aber das Buch offen liegen (argh). Als dann der fiese Möp bzw. Mob eintrifft, springt Tommyboy mal eben motivationslos auf die ca. 50 Satansjünger los (folgenarm) und läßt den ganz großen Spruch los. Dann hat Richards es wie durch Zauberhand geschafft, das 2-Mann-Gefäß von eben einhändig unbemerkt von der Empore runter vor die Satanisten zu buxieren und droht mit der Zerstörung, was er solange macht, bis die 50 Leutz hinter ihm ihn endlich ergreifen. Anschließend geht die Chose von vorn los, bis der satanshörige Mark aus dem blauen Dunst heraus aufgrund einer netten Bitte den Seelenkerker zerbricht, worauf sofort ein Blitz einschlägt und ein klärender Regen vom Himmel fällt, der das ganze Kroppzeug wie die böse Hexe des Westens wegschmoddern läßt. Bis zum Schlußgag halt...
Man muß sich diese Ansammlung halbgarer, unverständlicher und sinnfreier Handlungen und Vorgehensweisen wirklich en detail auf der Zunge zergehen lassen, denn so doof und zusammenhangslos hat man selten einen so bekannten Cast verpulvert.
Borgnine zieht augenrollend Fratzen, Lupino murmelt ständig dummes Zeug, Shatner guckt so lange schmerzhaft drein, bis man ihm mittels Brenneisen einen KHAAAAAN-Schrei entlockt und Skeritt war eh nie für Mimik berüchtigt. Alle übertreiben schamlos oder zerstören jeden Hauch von dezent gruseligem Setting durch ständige saudumme Entscheidungen.
Und gerade deswegen mag ich den Film irgendwie, der die satanische Panache vom Hammer und Amicus irgendwie mit der dreckigen Direktheit der rohen amerikanischen Filme mischt und einen Wechselbalg daraus schafft. Denn per se könnte die Atmosphäre stimmen, die Geisterstadt wirkt in der prallen Sonne unheimlich und Al de Lory's dissonanter Score fühlt sich enorm ungut an, dazu sind die Schmelzeffekte übrigens gar nicht so schlecht gemacht.
Aber wenn Borgnine als gehörnter Fiffi in roter Robe gar Infernalisches abläßt, dann macht man sich fast in die Hose vor Lachen und die Handlungsweise so ziemlich aller Figuren läßt einen baff und erstaunt zurück. Dann macht der Film wegen seiner Inkompetenz wieder Spaß (die deutsche Synchro ist übrigens ein Flickwerk, da der 85minütige Film für die deutsche Auswertung noch mal um 10 Minuten gekürzt wurde, die man dann mit mäßigem Ersatz nachsynchronisieren ließ - übrigens fast alles Schnittmaterial ist substanziell erklärend für die Hintergründe, Respekt!).
Es hätte also durchaus ein brauchbarer Satansthriller werden können, wenn das Autorentrio nicht so enorm inkompetentes Flickwerk geliefert hätte (die drei blieben danach auch ziemlich erfolglos, allerdings ist von Gerald Hopman immerhin noch "Evilspeak - Der Teufelsschrei", der hier auch noch rumgärt).
Wegen der leisen Qualitäten hinter allen Ecken spendiere ich noch einen Trostpunkt, allerdings soll die miese Wertung nicht darüber hinwegtäuschen, daß ich den Film trotzdem für ein echt knorkes Liebhaberstück halte: kein Trash, sondern aus brauchbaren Zutaten richtig SCHLECHTES KINO, wie es nur die 70er straffrei veröffentlichen durften. Wem dieser luziferische Kasperquatsch also über den Weg läuft: unbedingt ansehen und genießen, aber Kinngurt vorher straff ziehen. (2/10)