Review

Bisweilen kommt es auch im Horror B-Movie Bereich mal vor, dass der deutsche Filmtitel nicht sinnentstellend oder irreführend ausfällt. "Nachts, wenn die Leichen schreien" klingt zwar wesentlich reisserischer als "The Devil's Rain", ist aber durchaus zutreffend auf den Inhalt des Films und hat irgendwie sogar was cooles. Nicht ganz so cool ist der Film an sich, auch wenn mit Ernest Borgnine und William Shatner zwei überaus prominente Mimen mitwirken.

Da mit Abgabe der Bewertung das Fazit quasi eh schon feststeht, kann ich die Begründung hierfür auch schon mal vorwegnehmen: Der Film fängt sehr gediegen an und hat einen tierischen Abgang. Dazwischen liegen allerdings einige recht zähe Filmminuten, von diversen qualitativen Mängeln ganz zu schweigen. Doch eines nach dem anderen.

Inhaltsangabe: Vor 300 Jahren wurde der satanische Sektenführer Jonathan Corbis (Borgnine) von einem Mitglied der Preston Familie verraten. Ein Buch, in dem die Mitglieder der Sekte ihre Namen verewigten, wurde damals von den Prestons entwendet und bis zum heutigen Tag sorgsam gehütet, damit Corbis die Seelen der Teufelsanbeter nicht dem Leibhaftigen zuführen kann. In der Gegenwart beginnt Corbis sich an den Prestons zu rächen und versucht das Buch wieder in seine Gewalt zu bringen.

Der Vorspann beginnt mit einer Detailaufnahme von Hieronymus Boschs Tryptichon "The Garden of Delights", unterlegt von einem typischen 70er Jahre Horrorfilm Soundtrack, in den kongenial das Seufzen und Stöhnen gemarterter Seelen hinein gemixt wurde. In Kombination mit Boschs apokalyptischem Gemälde kommt hier richtig Stimmung auf. Dann beginnt der Film auch einigermaßen vielversprechend und wenn alsbald der erste der (im übrigen grundsätzlich augenlosen) Zombies sich im prasselnden Regen in einen schleimigen Klumpen verwandelt, dann ist das schon ein wenig neckisch.

Leider ist daraufhin für längere Zeit erst mal die Luft raus. Shatner und Borgnine spielen zwar recht gut aufgelegt gegen das Drehbuch an, können damit aber auch nicht wirklich für Höhepunkte sorgen. Zudem kennt man das komplette Programm von Shatners Gestik und Mimik nur allzu gut aus ungezählten "Star Trek" Folgen und irgendwie wartet man nur drauf, dass er endlich zu Phaser und Tricorder greift. Ähnliches gilt für Ernest Borgnine, der mit seinem gutmütigen, kumpelhaften Dauergrinsen in der Rolle des Oberteufelanbeters auf mich absolut fehl besetzt wirkt.

Richtig spannend oder unheimlich wird es dann bis zum Finale hin nicht mehr, lediglich die eine oder andere unerwartete Attacke eines Augenlosen lässt einen gelegentlich aufmerken, ansonsten ist die krude Story leider auch noch ziemlich unspannend inszeniert. Für was man bei dem ganzen Mummenschanz um Corbis' Satanskult noch die Dienste von Herrn Howard Stanton Levey, besser bekannt unter dessen Künstlernamen Anton Szandor LaVey, in Anspruch nehmen musste, das entzieht sich völlig meinem Verständnis. LaVey hatte in den Vereinigten Staaten ja einst die Church of Satan gegründet und von sich behauptet, als erster den modernen Satanismus definiert und kultiviert zu haben. Nur ist die religiöse Komponente in Bezug auf Satanismus in "The Devil's Rain" ziemlich lächerlich und für die Handlung obendrein auch noch ziemlich nebensächlich ausgefallen. Naja, völlig werbeunwirksam wird LaVeys Cameo schon nicht gewesen sein, am wenigsten für ihn selbst.

Nackte Haut gibt es übrigens keine zu sehen (und mal ehrlich: was ist schon eine schwarze Messe ohne obenrum barfüßige Jungfrauen?), überhaupt spielt nur ein einziges Mädel mit, das man sich vielleicht mal unbekleidet vorstellen möchte. Die Special Effects sind äußerst läppisch geraten und kommen selbst für einen B-Movie von 1975 ziemlich naiv rüber. Mit Ausnahme des großartigen Schlußes, wenn sich die ganze Zombiebande dann unter den Kapuzenmäntelchen sozusagen in wohlgefälligen Schleim auflöst. Hier erhält der deutsche Titel dann endlich auch seine Berechtigung. Ja, das entschädigt für so manche vorausgegangene Länge und ist auch einen fetten Extrapunkt wert, für einen ansonsten ziemlich durchschnittlichen, trashigen 70er Jahre B-Horrorstreifen.

Fazit: Wer auf billige, trashige Horrorkost aus der Epoche steht, wird dem Film sicherlich einiges abgewinnen können. Da es jedoch auch in dieser Schublade objektiv betrachtet deutlich bessere Vertreter gibt, ist "The Devil's Rain" nur Durchschnittsware mit ein paar kuriosen Besonderheiten am Rande. Mehr als 4 Punkte ist "The Devil's Rain" nicht wert, plus den Bonus fürs überaus gelungene Ende macht das unterm Strich knapp 5 / 10 Zählern.

PS:

Die Kapiteleinteilung der amerikanischen VCI DVD kommt mit der ominösen Betitelung "Travolta Zombie" für Kapitel 10 daher. Leider kann das Auge nicht den Verdacht bestätigen, der sich durch diese Bezeichnung aufdrängt. Die Antwort steht wohl in Corbis' Buch...

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