Dr. Exortio führt Böses im Schilde und erweckt den Vampir-Graf Satanas samt Gefolgschaft zu neuem Leben (nachdem dieser kurz zuvor von dem beherzten Dr. Seward mit einem klitzekleinen Hämmerchen gepfählt wurde). Außerdem hat Dr. Exortio das Frankenstein-Monster unter seiner Kontrolle, mit dessen Hilfe er sich die nötigen weiblichen Versuchskaninchen beschafft. Das Ganze läuft aber nicht so glatt, wie es sich der Doktor vergestellt hat, und endet, nachdem sich auch noch ein Werwolf einmischt, im heillosen Durcheinander.
"Die Nacht der offenen Särge" gehört zu den paar Franco-Filmen, die in der ersten Hälfte der 70er Jahre vom liechtensteinischen Geldgeber Prodif co-produziert wurden.
Es ist sicher einfach diesen Schnellschuß als hanebüchenen, schludrig inszenierten Schund abzutun, doch für den wohlwollenden Filmfreund mit Sinn fürs Absonderliche hat Franco mehr zu bieten, als es zunächst erscheint.
Daß er diesen Film in halsbrecherischer Geschwindigkeit fertiggestellt haben muß, zeigt sich schon am weithin fehlenden Dialog. Fast sämtliche handlungserläuternden Texte werden als Erzählerstimme aus dem Off dargeboten.
Die Kamera vollführt geradezu amateurhafte Kapriolen. Besonders schönes Beispiel: Dr. Seward geht an der Burgmauer entlang und sieht sich um. Ohne dramaturgischen Grund zoomt die Kamera an ihn heran, dann wieder zurück und ein zweites Mal heran - ohne Gegenschnitt. Simpel auch die Tricktechnik: Steht eine Verwandlung an, so wird ganz dicht auf die im Reagenzglas zappelnde (echte) Fledermaus gezoomt - Schnitt - Zoom zurück, und Graf Satanas liegt fix und fertig da. So geht´s doch auch.
Der britische Charakter-Mime Dennis Price wirkt in seinem Blubber-Labor geradezu rührend orientierungslos in seiner Bösewichts-Rolle. Howard Vernon jedoch besitzt als Dracula (bzw. Graf Satanas in der dt. Fassung) eine bedrohlich-dämonische Präsenz. Seine Szenen gehören zu den gelungensten des gesamten Werkes.
Daß Dr. Seward mit dem Pferdefuhrwerk durch die Wälder rollt, und ein anderer Protagonist auch schonmal mit einem modernen Mercedes heranbraust, mag auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Aber es ist genau jener dramturgische Kniff, der auch schon im Universal-Klassiker "Wolfman" Anwendung fand, und der die Handlung in einen zeitlich nicht einzuordnenden Rahmen stellt.
Unbedingt erwähnt werden muß die vortreffliche Musik von Bruno Nicolai. Der Film profitiert ganz erheblich von den düsteren, orchestralen Klängen, die aus "Justine" und "El Conde Dracula" zusammengestellt wurden.
Also: Turbulent geht´s zu in Francos Hau-Ruck-Fassung des ehrenwerten Universal-Monster-Kintopps. Nicht ganz so unterhaltsam wie der vermutlich zeitgleich entstandene "Maldicion de Frankenstein", hält "Die Nacht der offenen Särge", allen Spielverderbern und HD-Anbetern zum Trotz, viel Potential für einen amüsanten Abend bereit. Es muß ja nicht immer Hammer oder Bava sein. Und, mal ganz nebenbei, ein Film, der Britt Nichols als Vampirbraut anzubieten hat, kann sooo schlecht nicht sein!