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In der Silvesternacht kentert der Luxuskreuzer SS Poseidon nach einem schweren Seebeben. Kentern heißt in diesem Fall: Das Schiff dreht sich einmal um und treibt kieloben im Meer. Eine Gruppe überlebender Passagiere der Silvesterfeier sind nun ganz unten, und müssen vor dem unaufhaltsam steigenden Wasser nach oben, in den Wellentunnel der Schiffsschraube. Denn nur dort haben sie eine geringe Chance, aus dem Stahlsarg herauszukommen.

Eigentlich war ich überrascht, wie gut der Film nach über 45 Jahren noch funktioniert. OK, die Tricks wirken ein wenig hausbacken, und Leslie Nielsen kann man in ernsten Rollen einfach nicht ernst nehmen, der wird immer Frank Drebbin bleiben, egal was er vorher angestellt hat. Aber der Film tut das, was ein Film tun soll: Er entführt den Zuschauer für knapp zwei Stunden in eine andere Welt und konfrontiert ihn mit Problemen, die er niemals haben möchte. Diese Aufgabe erfüllt POSEIDON definitiv gut.

Wenn das nur nicht alles so stereotyp wäre. Die Charaktere sind eine Gruppe von Individuen, die 1:1 nach dem Handbuch des kleinen Katastrophenfilmers zusammengestellt wurde. Der Handlungsverlauf ist vorhersehbar, die dramatischen Momente (vor allem die Tode verschiedener Hauptfiguren) noch viel mehr, und irgendwie klatscht Ronald Neame ein Klischee an das andere. Wie gesagt, solange das funktioniert soll mir das recht sein. Aber ein klein wenig mehr Innovationsfreude wäre mir noch viel rechter gewesen. So aber werden die gut inszenierten Actionszenen immer wieder von herzergreifenden Dialogen unterbrochen (eigentlich ist es eher umgekehrt …), Gene Hackman und Ernest Borgnine können sich bei ihren Männerritualen so richtig austoben, und Stella Stevens präsentiert ein Dekolletee das sich leider nicht richtig gewaschen hat. Carol Lynley gibt die Scream Queen mit Hang zur Leistungsverweigerung („Ich kann das nicht.“ „Doch, Du kannst das!“ „Meinst Du wirklich?“), Jack Albertson und Shelley Winters sind für die Romantik zuständig, und Fred Sadoff ist das Schwein von der Reederei. Wer irgendeine Titanic-Verfilmung gesehen hat kennt alle hier Anwesenden, und wer schon mal einen Katastrophenfilm gesehen hat ebenfalls.

Bleibt als Fazit, dass man 112 Minuten auch wesentlich schlechter rumbringen kann. Aber halt auch wesentlich besser …

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