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Mit „The Poseidon Adventure“ fand 1972 ein Film seinen Weg ins Kino, der nicht ganz unwichtig für eines der dominantesten Genres der Siebziger war – dem Katastrophenfilm. Als Mitauslöser eines wahren Booms von Naturkatastrophen, Feuerinfernos und Flugzeugunfällen lieferte er zudem ein Genrerezept ab, das infolge zig mal erfolgreich kopiert wurde und bis heute Gültigkeit erfährt.
Aber auch an den größten Klassikern nagt der Zeit und so hat sich auf dem achtfach Oscar-nominierten (einen gab’s für den Titelsong „The Morning After“) „The Poseidon Adventure“ nach über 30 Jahren eine leichte, jedoch unübersehbare Staubschicht gebildet.

Regisseur Ronald Neame („The Odessa File”), der sieben Jahre später dann gleich einen „Meteor“ auf der Erde einschlagen lassen durfte, zieht seinen Film nach der Vorlage von Paul Gallico ganz traditionell auf. Den Luxusliner sehen wir aus der Totalen zwar nur als sehr liebevoll designtes Miniaturmodell in der Badewanne, aber die schunkelnde Kameraarbeit sorgt dann doch für reichlich Seegang in den Studiosets.

Der Luxusliner „Poseidon“ ist an Sylvester auf großer Überfahrt, der Besitzer setzt den Captain (Leslie Nielsen!) unter Druck, damit das Schiffchen noch ein paar Knoten mehr Fahrt macht und nebenher werden die ganzen Besatzungsmitglieder und Reisenden vorgestellt, die dann später, nach der Katastrophe, in den Vordergrund treten, um darauf um ihr Leben zu kämpfen. Das Repertoire reicht von standardisierten Charakteren wie dem älteren Ehepaar, dem granteligen Miesepeter, der hübschen, jungen Frau, dem aufgeweckten Jungen und dem freundlichen Stuart bis zu Gene Hackman („The Domino Principle“, „Runaway Jury“), der hier als in Ungnade, weil nicht dem Idealbild der Kirche entsprechender Reverend, die sich ihm anvertrauende Meute aus dem Schiff manövriert.

Nachdem schon per Funkspruch ein Seebeben gemeldet wurde, trifft die Welle auch pünktlich zu den Feierlichkeiten ein, rollt über das Schiff und kippt es um, so dass die „Poseidon“ kieloben im Ozean treibt. Time is running out, denn von unten kommt das Wasser und obwohl das Ende droht, beschließt ein Großteil der Überlebenden dort unten auf Hilfe zu warten. Da nützen alle Überredungskünste und Appelle von Reverend Scott nichts. Eine tödliche Entscheidung, wie sich bald herausstellen soll.

Für die kleine Gruppe um Scott soll es ein Kampf gegen die Zeit werden. Ihnen fehlt zwar die entscheidende Idee, denn wie sie durch den Rumpf gelangen, wissen sie noch nicht, doch sie haben beschlossen um ihr Leben zu kämpfen und nicht einfach das Schicksal richten zu lassen.

Kameraarbeit und Setdesign sind in „The Poseidon Adventure“ wirklich hochklassig. Nach seiner etwas zähen, fast halbstündigen Exposition kommt der Film auf Touren. Durch das umgedrehte Boot kämpft sich die Gruppe, wird vor Leichen, versperrte Zugänge und Sackgassen gestellt. Alle werden den Aufstieg nicht überleben. Dank Feuer und Wasser haben sie alle den nahenden Tod vor Augen und das verbindet sie, auch wenn sich da auch ein paar nicht sonderlich wohl gesonnene Figuren zusammenraufen müssen.

„The Poseidon Adventure“ bleibt während dieses Aufstiegs ein reinrassiger Popcornfilm, der seinen zynischen Humor nicht verliert und Helden gebärt, leider aber auch arg pathetische Tode sterben lässt – inklusiver gefühlsduseliger Dialoge. Dafür entschädigen weitestgehend die wilden Kletterpartien durch alle möglichen, zerstörten und verschmorten Teile des Schiffs.

Obwohl L.B. Abbott (langjährige Spezialeffektinstitution bei 20th Century Fox) tief in die Trickkiste griff und mit der umgekippten Poseidon einige imposante Szenen auf seinem Können beruhen, will der Streifen nicht so recht zünden, denn John Williams Score war noch nicht von der späteren Genialität geprägt und außer Gene Hackman versinken alle Schauspieler (u. a. Ernest Borgnine, „The Wild Bunch“, „Airwolf“, Roddy McDowall, Shelley Winters) in ihren profillosen Rollen. Nun, das ist in Katastrophenfilmen nichts Neues, doch trotz aller Sets verhält sich die Rettung eher unspektakulär.

Das mag auf die Budgetschwierigkeiten zurückzuführen sein, denn der Film hatte damals mit einer Überschreitung seiner finanziellen Mittel zu kämpfen. Deshalb auch der überhastete, unspektakuläre Ausstieg und der Abflug per Rettungshubschrauber – die Kohle ging zuneige. Zum anderen fehlt der Krabbellei, trotz straighter Erzählweise, ein wenig Tempo, Abwechslung und vor allem Überraschungen. Die kleine Gruppe immer wieder vor die selben Probleme zu stellen, ist auf die Dauer eine monotone Angelegenheit, die nur durch kleine Überraschungen, wie das Treffen auf weitere Überlebende, aufgelockert wird. Na immerhin ist unter ihnen der Zusammenhalt spürbar.


Fazit:
Bleibt ein in die Jahre gekommener und in diesem Fall eben nicht zeitloser Klassiker des Katastrophenfilms, der einige spektakuläre Bilder parat hat, letztlich aber an seiner Ideenarmut krankt. So erstklassig die Kameraarbeit und die Sets auch sind, so durchschnittlich ist auch der Großteil der Schauspieler. „The Poseidon Adventure“ ist ein handelsüblicher Genrebeitrag, der damals seinen Ruf weg hatte, weil er technisch seiner Zeit voraus war. Trotz des unorthodoxen und deshalb so attraktiven Szenarios bleibt dem Film eine höhere Bewertung verwehrt. Dafür mangelt es einfach an spektakulären Rettungsaktionen, Hilfestellungen in letzter Sekunde und eben den berühmten Momenten, in denen das Publikum das Blut in den Adern gefrieren sollte.

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