Eine goldene Kritikerregel besagt ja bekanntlich, daß man unabhängig und möglichst objektiv urteilen soll - nur fragt sich wie das möglich sein soll, denn alleine persönliche Erfahrungen oder Erinnerungen beeinflussen -manchmal auch unmerklich - jedes Urteil und so ging es mir mit diesem Film, der von vornherein schon eine Menge Pluspunkte für mich hatte :
Ich war als Austauschschüler Ende der 70er eine Zeit lang in New Orleans und - gerade auch im Zusammenhang mit der Katrina-Katastrophe - waren erst kürzlich wieder viele Erinnerungen hoch gekommen.
Dieses Lebensgefühl bestimmt den Rhythmus des Films, ein langsames völlig entspanntes Tempo ,gleichsam wie die Musik, die von hierher kommt und die ein selbstverständlicher Teil des Films ist. Dazu noch Schauspieler wie Scarlett Johansson und John Travolta, da kann doch nichts mehr schief gehen....
Kann es doch, leider ! - Und das liegt keineswegs an den oben genannten Ingredenzien. Die Schauspieler agieren absolut überzeugend, Travolta mit gewohnter Präsenz und Frau Johansson ist einfach entzückend.
Auch das Tempo des Films ist stimmig, die Story wird langsam vorangetragen - immer wieder macht der Film kleine Pausen - so daß man das Lebensgefühl in Louisiana nachempfinden kann und auch als Zuseher ganz entspannt wird, wenn man sich auf den Film einlassen kann...
Aber das ist nicht einfach, denn die Story ist einfach zu dünn und in den Details zu unglaubwürdig!
Das beginnt schon, wenn man Purslaine (Scarlett Johansson) zu Beginn in Ihrer Bruchbude mit ihrem Freund erlebt. Alles ist heruntergekommen, nur Frau Johansson glänzt. Sie bricht dann auch sehr schnell (nachdem sie vom Tod ihrer Mutter erfahren hatte) nach New Orleans auf und fährt zum Haus ihrer Mutter, von wo sie vor vielen Jahren abgehauen war. Und das ist auch gut so, denn keine Sekunde kann man nachvollziehen, warum sie mit dem Kerl zusammenlebte und alles um sich herum vergammeln ließ.
Und das nicht etwa weil Pursy nicht schön lässig auf der Veranda sitzen und rauchen kann - denn das kann sie sehr gut - sondern sie wirkt immer wie eine intelligente, wohl erzogene Tochter, die etwas vom Pfad der Tugend abkam.
Im Haus ihrer Mutter angekommen, muß sie feststellen, daß dort schon zwei Alkoholiker wohnen.
Die beiden Alkoholiker werden von Travolta und Gabriel Macht als intellektuelle Loser gespielt, die schon länger gemeinsam mit Pursy's Mutter zusammenlebten und dort weiteres Wohnrecht haben. Deshalb muß sich Pursy mit ihnen zusammenraufen und automatisch verändern sich alle drei an Hand der entstehenden Konflikte...
Das mit den Alkoholikern sollte man nicht zu ernst nehmen, denn außer daß die Jungs meistens ne Flasche in der Hand halten, bis Mittags schlafen und unrasiert sind kann man keine Unpäßlichkeiten erkennen. Weder verliert Irgendjemand die Kontrolle noch kommt es zu unästhetischen Exsessen und selbstverständlich sind beide immer geistig auf der Höhe.
Dazu ist Travolta natürlich in Wirklichkeit ein ehemaliger Professor und Macht sein damaliger Schüler, der vergeblich versucht ein Buch zu schreiben, außerdem hat Travolta natürlich ein tragisches Schicksal hinter sich usw.,usw. so läuft das ganze vorhersehbar bis zum Ende weiter....
Ich frage mich, warum man dem Ganzen eigentlich eine solch künstliche Dramatik aufsetzen mußte? - Vielleicht traute man sich einfach nicht ,einen Film zu drehen, in dem Menschen, die sicher auch einiges erlebt haben, von leichter Melancholie umflort in New Orleans in einem langsamen Rhythmus zusammenleben .
Zugegeben - das hört sich nicht nach großer Kasse an den Kinos an, aber genau so ein Film ist es irgendwie doch geworden, nur eben noch mit einer künstlich aufgeblähten Story, die dieses Gefühl gleichzeitig wieder zerstört.
Mir persönlich hat der Film gefallen - aus den oben genannten Gründen - und für das vermittelte Lebensgefühl erhält er von mir 8 Punkte, aber als Gesamtfilm leider nur (5/10).