Wenn es um deutsche Filme geht, rümpfe ich seit jeher die Nase. Manchmal glaube ich, daß die fehlende Synchronisation alles verdirbt und inzwischen gesellt sich der Gedanke dazu, daß unsere Schauspieler einfach eine zu sehr theatergewichtete Ausbildung erhalten. Diese mag für Theaterstücke angehen, in Spielfilmen aber versagt dann die Theatralik in Kombination mit den unnatürlichen Dialogen komplett (kein Deutscher spricht so !).
Faszinierend daß ausgerechnet ein Comedian den anderen etwas vormacht wenn auch explizit nur in einer bestimmten Rolle.
Stromberg dürfte die beste deutsche (Tragik-)Comdedyserie sein, welche die Fernsehwelt je erblickt hat. Wer in einem größeren bürolastigen Firma arbeitet KENNT diese Archetypen oder hat zumindest schon Geschichten von solchen gehört und Wiedererkennung ist ja ein wichtiges Rädchen im Humorgetriebe.
Die Serie handelt vom scheinbar unaufhaltsamen und gnadenlos selbstverschuldeten beruflichen (und privaten) Abstieg des Bernd Stromberg in einer großen Versicherungsgesellschaft. Großmaul, Egoist, Feigling, Fettnapftreter, fachliche Null und emphatisch völlig unbegabt.
Die erste Staffel stellt ihn und seine Abteilung vor, die fast allesamt großartig und sehenswerte Charaktere sind. Egal ob Ernie, Riesenbaby, nie ernst genommen, überangagiert oder Erika, liebenswerte, überemotionale Fressmaschine (sie erinnert ein wenig an Ophelia aus den Clever und Smart-Comics) - einfach tolles Zusammenspiel mit glaubwürdiger Darstellung in Mimik und Gestik.
Die Love-Story um Tanja und Macho-Ulf konnte mich nicht so begeistern, da sie doch relativ gewöhnlich daherkam.
Leider kommt Herr Becker, Strombergs neuer Vorgesetzter und Hauptproblem in den ersten beiden Staffeln insgesamt recht selten vor - Becker wird sehr überzeugend gespielt und ist anfangs die einzige Hoffnung gegen Strombergs Eskapaden. Es gibt noch weitere unterhaltsame Nebenfiguren von der wenigstens Nicole, Strombergs dümmliche Zwischendurchgeliebte erwähnt werden muß. So hohl zu spielen (und zu lachen) will auch gekonnt sein.
Die zweite Staffel hält das Niveau, auch wenn sie gegen Ende immer mehr an Glaubwürdigkeit verliert. Spätestens hier wäre jeder Mensch wie Stromberg längst aus der Firma entlassen worden.
Leider, so muß man sagen, haben die Fans der Serie nach einer dritten Staffel verlangt. Und so kam was kommen mußte: Völlig an den Haaren herbeigezogene Wiederherstellung Strombergs alter Position in seiner Abteilung, an der er in bekannter aber immer unglaubwürdigerer Manier selbst herumsägt.
Nun ist die vierte Staffel offiziell bestätigt worden. Pflichtschuldig werde ich sie sehen, aber erwarten tue ich nichts gutes mehr.
1. Staffel: 9 Punkte
2. Staffel: 8 Punkte
3. Staffel: 5 Punkte
ergibt 7 Punkte