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Meet the Urmels

Team America, die Weltpolizei. Im unermüdlichen Einsatz gegen das Böse in der Welt (leicht zu erkennen an Turban, Bart und einem Wortschatz der sich auf "Derka Derka Jihad" beschränkt) legen sie nebenbei mal Paris oder Kairo in Schutt und Asche. Der Preis der Freiheit eben. Schwierig wird es erst, als sich die liberale, linke Hollywoodprominent auf die Selbsternannten Weltenretter einschießt. Die Film Actors Guild, kurz FAG will auf einer Weltfriedenskonferenz dafür sorgen, das der arroganten Truppe endlich das Handwerk gelegt wird, damit Frieden und Harmonie einkehren können in der Welt. Dummerweise haben die FAG-Aktivisten dabei übersehen, das die Konferenz ausgerechnet von Kim Jong Il veranstaltet wird, der damit lediglich ein Ablenkungsmanöver inszeniert um in aller Ruhe weltweite Terroranschläge auszulösen. Der Einzige der den Tag noch retten kann ist Broadway-Musical-Star Gary Johnston, der eigentlich nur als Aushilfe ins Team America aufgenommen wurde. Doch bevor er den totalen Armageddon verhindern kann, muß er seine Kollegen befreien und die Mitglieder von FAG aus dem Weg räumen. Wird er sich gegen Alec Baldwin, Tim Robbins, Matt Damon und ihre liberalen Helfershelfer durchsetzen können?

Die "South Park"-Macher Parker und Stone drehen alles durch den Wolf was anderen heilig ist. Ob nun die religiöse, patriotische Rechte, die Schurkenstaaten, Hollywood-Action-Heuler oder die links-liberalen Gutmenschen - vor Team America sind alle gleich. Gleich bescheuert.
Im Schutze des V-Effekts der durch die Verwendung von Marionetten statt Schauspielern entsteht, pinkeln sie mit kindlicher Freude allen Seiten ans Bein. Subtilität ist ihre Sache nicht. Wie ein Gummiegodzilla durch eine Spielzeugstadt, trampeln Parker und Stone durch die politische Welt- und Gemütslage der westlichen Zivilisation. Im an RENT angelehnten Musical LEASE, darf Hauptdarsteller Gary eine schmissige Nummer mit dem Titel "Everyone has AIDS" zum Besten geben und Diktator Kim Jung Il deklamiert in bestem Pidgin-English "I'm so ronry (lonely)". Das beiläufig die versammelten Action und Patriotenfilm-Klischees a la Bruckheimer demontiert und seziert werden versteht sich fast von selbst.

Höhepunkte der Musikuntermalung finden sich in bizarren Songs wie dem Liebeslied "I miss you and Pearl Harbor sucks" - in dem sehr explizit mit dem mißratenen Kriegsheuler abgerechnet wird oder dem treibenden Rockstück "Montage", das im wesentlichen davon handelt, das man Trainingsfortschritte im Film am Besten in einer Montage zusammenschneidet...

Technisch gesehen ist Team America untadelig. In seinem Genre, in dem es nur mit dem "Augsburger-Puppenkiste"-Film oder "Meet the Feebles" konkurriert, stellt es bislang ein Unikat da. Einen Actionfilm mit Marionetten. Alleine die wahnwitzige Idee ringt einem eine gewisse Ehrfurcht ab. Die Ausführung ist dann auch dementsprechend bizarr. Wie irritiert der Film in den USA aufgenommen wurde, zeigt sich auch daran, das eine Sexszene mit den Puppen fürs Kinorelease gekürzt wurde - den Europäern wird hingegen die Hardcore-Fassung serviert.
Enttäuscht werden sicherlich jene, die einen einfachen Film erwarten, der fröhliches Bush-Bashing betreibt. Simplifizierung und platte Parolen sind Trey / Parker sichtlich suspekt und so bekommen Michael Moore, Linkspropagandist und professioneller Schwarz/Weiß-Zeichner und die versammelte Hollywood-Linke gehörig eins aufs Maul.

Versteckt sich also im Endeffekt doch eine reaktionäre Botschaft hinter dem fröhlichen Marionettentheater? Sollten die "South Park"-Masterminds am Ende doch die Auge um Auge-Politik der Warhawks gutheissen?

Sie bleiben ambivalent. Wahrscheinlicher als versteckten Patriotismus findet sich in Team America jedoch eine ungezügelte Lust an der Demontage und dem Tabubruch. Alles wird niedergemacht, damit es neu entstehen kann. Selber denken, statt Parolen nachbeten.

Kein Film für Freunde der einfachen Erklärungsansätze, aber ein dreister und notwendiger Trick in die Weichteile der Meinungsbilder aller Coulleur.

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