Review

Die komplette Serie

Ein paar sehr oberflächliche Eindrücke:

Staffel 1
erstmals veröffentlicht: 21.06.2011

Es ist soweit. Mit gehöriger Verspätung ist die junge Mutter der Mystery-Serien, die "Akte X" zur Großmutter befördert, auch in meinem Player gelandet. Zumindest die erste Staffel. Und was soll ich sagen? Ich bin ABSOLUT...

...ernüchtert.

Zugegeben, ein gewisser Suchteffekt stellt sich schon ein, zumindest wurden die 25 Episoden recht zügig im Binge-Modus abgearbeitet. Das Opening ist sehr, sehr stark, und der Versuchung zu widerstehen, einen spektakulären Flugzeugabsturz zu inszenieren, war absolut die richtige Entscheidung. Auch die Inselatmosphäre erweist sich als stimmungsvoll und passt darüber hinaus sogar perfekt in das derzeitige Wetter (Stand: Juni 2011), das zwischen Sonnenphasen und Regen mit Gewitter wechselt.

Ansonsten sehe ich schablonenhafte Figuren in einem Sozialexperiment, das in schlimmen Momenten auf Big-Brother-Niveau herabsinkt, "vertieft" mit unsäglich oberflächlichen Flashbackszenen, die einfach nicht funktionieren wollen. Dabei halten die Darsteller ihre Figuren durch ihre fast durchgängig sehr guten Leistungen (herausragend: Terry O`Quinn) noch so interessant wie nur möglich, können deren Zweidimensionalität aber nicht auffangen, sondern bloß die Hoffnung vertagen, dass vielleicht in Zukunft Interessanteres passiert.

Alleine die "Klassenaufteilung" in den Standardcast, der immer direkt vor der Linse steht, und den Statisten, die mal durch den Hintergrund laufen und hin und wieder als Auffanglager für neue Figuren herhalten müssen, die dann auch gerne mal wieder sofort aus dem Spiel genommen werden, das ist schon sehr unglücklich gelöst.

Und Mystery? Also als Vorbereitung auf zukünftige Staffeln kann man das ja noch gelten lassen, aber für sich betrachtet lösen die Vorkommnisse auf der Insel bislang noch kaum mehr als ein Schulterzucken aus. Zu deutlich wird die Komponente auf Mainstreamkompatibilität geeicht, denn abgesehen von den wenigen (Alp-)Traumsequenzen wird viel zu handschriftlos und ausgedehnt inszeniert, als dass die Mystery-Elemente für Schauder sorgen könnten.

Fazit? Mittelschwere Enttäuschung... Maximal
5/10

Staffel 2
erstmals veröffentlicht: 10.07.2011

Erwartungsgemäß werden nun die psychologische Schubladen aufgemacht. Dass die Serie ab jetzt immer wieder neue Fässer anbrechen wird und ein langfristiges Konzept damit über den Haufen wirft, deutet sich dabei mit wehenden Flaggen an. Ansonsten herrschen dieselben Probleme wie vorher, daran ändert auch die Neuentdeckung unter Land nicht viel. Immer noch dominiert komplett uninspiriertes Rein- und Rausschreiben von Figuren, die beispielsweise gern mal in den Rückblenden schön ausgeschmückt werden, um ihnen dann auf der Insel jegliche Bedeutung zu nehmen. Und der sich anbahnende übergreifende Erzählstrang um die "Anderen" erweist sich auch als luftleer.

Das größte Problem bleibt aber die viel zu glattpolierte Mainstreamsprache. Ein Hauch Lynch'schen Wahnsinns hätte Wunder wirken können. So muss man sich mit einer Handvoll surrealer Traumsequenzen begnügen. Schade. Wären da nicht einige wenige interessante Charaktere (ganz oben immer noch Terry O'Quinn), die Serie wäre wohl ein richtiger Totalausfall.
(noch 5/10)

Staffel 3
erstmals veröffentlicht: 20.08.2011

Zugegeben, die letzte Folge hat (abgesehen von der zu erwartenden Sache um den kleenen Hobbit) am Ende ein paar nette Überraschungen in petto, aber irgendwie bleibt das Gefühl, dass in Staffel 4 dann doch wieder der Kurs gewechselt wird. Nach diesem Motto läuft das nämlich jetzt Folge für Folge. Dieser ganze Unterbau um die "Anderen" zündet wie ein Streichholz im Monsun. Sinnvoller wäre gewesen, man hätte den Isolationsaspekt zunehmend weiter betont. Dass sich jetzt eine Art Insel-Big-Brother mit zwei Dörfern anbahnt, soll wohl soziologisch experimentell sein, bleibt aber luftleerer Budenzauber.
(5/10)

Staffel 4
erstmals veröffentlicht: 13.09.2011

Die Tatsache, dass die Insel jetzt nicht mehr nur noch für Flashbacks verlassen wird, sondern auch für Ausschnitte aus der Zukunft, gefällt immerhin schon mal besser als die kompletten Staffeln 1 bis 3. Das legt den Eindruck nahe, dass hier ein Bogen geschlossen werden und die Serie zu einem runden Abschluss gebracht werden soll. Auch sonst legt sich die Straffung wohltuend auf den Handlungsbogen nieder, mit dem Ergebnis, dass sich die Füllepisoden sich in Grenzen halten. Inhaltlich bleibt dagegen alles beim Alten, die glattpolierte Oberflächlichkeit bleibt ein Ärgernis. Mehr als leidliche Unterhaltung darf man wohl auch für die verbliebenen beiden Staffeln nicht mehr erwarten.

Staffel 5 + 6
erstmals veröffentlicht: 30.11.2011

Die letzten beiden Staffeln haben mir erstaunlicherweise am besten gefallen (wo doch gerade die 6 wegen ihrer "finalen Verarsche" immer runtergemacht wird), aber das wundert mich schon fast nicht mehr. Es bleibt das Resümee: Höchst durchschnittliche Serie mit einer interessanten Prämisse zwar, aber zu hohem Soap-Anteil und diskontinuierlicher Erzählweise. Positiv in Erinnerung bleiben vor allem Henry Ian Cusick als Desmond und Terry O'Quinn als John Locke, mit Abstrichen vielleicht noch Elizabeth Mitchell und für's Augn natürlich Evangeline Lilly.

Gesamt: 5/10

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