Nachdem ich mich lange davor verschlossen hatte, war es im April 2013 so weit: ich sah mir 'Lost' an.
Dank der Anschaffung der Amazon-exklusiven Blu-ray-Komplett-Box musste ich keine sechs Jahre auf die Auflösung warten, sondern war in der Lage, mir das ganze Abenteuer in nur drei Monaten reinzuziehen.
Schon nach den ersten drei Folgen war ich absolut süchtig und bereits nach der Hälfte der ersten Staffel löste jedes Ende einer Episode umgehend Entzugserscheinungen aus.
Sicherlich gab es zwischendurch auch weniger prickelnde Geschichten und mit noch größerer Wahrscheinlichkeit wussten die Autoren zu Beginn noch nicht, wie die Serie enden würde. Insgesamt aber ist 'Lost' eines der spektakulärsten Fernsehereignisse aller Zeiten, das nicht ohne Grund schnell zum globalen Phänomen wurde.
Äußerst bemerkenswert ist auch die Vielzahl an interessanten Charakteren, auf die die diversen Nebenhandlungen verlagert werden können. Mal lag der Fokus auf Jack, dann auf Sawyer, dann ging es ausschließlich um Sun und Kim, plötzlich war Locke wieder dran. Sagenhaft.
Der Serienaufbau erinnerte mich irgendwie an einem Baum. Der Absturz auf der Insel war der Stamm. Von ihm aus erstreckten sich Äste, Zweige und Blätter zu einem gewaltigen Geflecht, dessen Zusammenhang man erst nach und nach erahnen konnte.
Trotz der chaotischen sechsten Staffel (Stichwort: Flash-Sideways) und der nicht für alle Fans befriedigenden Auflösung: Höchstwertung und die Bitte an deutsche TV-Anstalten, sich daran mal ein Beispiel zu nehmen, wie Fernsehen sein kann.