Ich verstehe den Erfolg von „Lost“ beim besten Willen nicht!
Eine Gruppe Überlebender (darunter Stars wie „Stepfather“ Terry O’Quinn und „Herr der Ringe“-Hobbit Dominic Monaghan) findet sich nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel wieder …
Diese Idee wurde schon zig Mal verfilmt. Keine Ahnung, warum daraus nun auch noch eine Serie werden musste.
Zugegeben, J.J. Abrams inszeniert wirklich professionell und die ersten 15 Minuten sind richtig gut! Doch dann raschelt es auf einmal im Gebüsch und der Realismus weicht der Fantasy. Wie in einer in die Länge gezogenen Version von „Jurassic Park 3" rennen plötzlich alle vor irgendeinem riesigen Monster davon, dass der Zuschauer nicht zu Gesicht bekommt. Später stößt die Gruppe noch auf einen wild gewordenen Eisbär (!). Na wenn das nicht mal der Aufregung zu viel für ein schwaches Herz ist ..!?!
Statt sich trotz solcher Schwachsinns-Einfälle auf Survival-Action zu konzentrieren, verliert sich Abrams zudem in vielen, total uninteressanten Rückblenden, die schon mal ein wenig Background der Gestrandeten offen legen sollen. Dumm, dass dabei auch das letzte bisschen Spannung baden geht.
Nach diesem „Was bin ich?“-Konzept gestalten sich wohl alle 26 Folgen. Ich vermute mal, dass keiner der Gestrandeten mit weißer Weste davon kommt. Bestimmt haben nur Junkies, Terroristen und Vergewaltiger die Flugzeugkatastrophe überlebt. Und vielleicht entdeckt die Gruppe im Verlauf der ersten Staffel - neben dem Eisbär - auch noch den Yeti oder die Arche Noah oder Roseanne. Wer weiß, wer weiß …
„Lost“ scheint eine der Serien zu sein, die von Woche zu Woche immer mehr an Logik und Glaubwürdigkeit zugunsten billiger Effekthascherei und überzeichneter Figuren einbüßt.
Erinnert ihr euch noch an diese Mysteryserie namens „Akte X“, die Mitte der 90er für leere Straßen sorgte? Damals gingen einsame, alte Jungfern nach 20 Uhr nicht mehr ans Telefon, weil sie befürchteten, der übersinnliche Serienkiller der aktuellen Episode will ihnen Sauereien ins Ohr flüstern, bevor er sie durch die Hörmuschel stranguliert. Das war auch so ein Fall: Beginnt mit lautem Geschrei und verschwindet einige Jährchen später sang- und klanglos wie ein leiser Furz von der Bildfläche, weil kein Schwein mehr durchgeblickt hat.
Ich fürchte nur, dass es bei „Lost“ nicht so lange dauern wird!
Fazit:
Wer genügend Geduld und Sonne im Gemüt für die Antworten auf so brennend interessante Fragen wie „Was macht ein Eisbär auf einer Tropeninsel?“ oder „Wie viele Folgen braucht es, um alle Charaktere bis auf die Unterwäsche zu durchleuchten?“ hat, sollte auch die zweite Staffel einschalten. Ich für meinen Teil verzichte bereits jetzt auf den Rest der ersten. 3/10 Punkten.