Der irgendwie unsinnige Titel des Filmes (Mosquito?!) macht es klar: Dem Film liegt keine wirkliche Story zu Grunde, aber wenn man für etwa anderthalb Stunden sein Hirn ausschaltet und sich auf eine 70er-Jahre Trash-Granate erster Güte einstellt, dann kann eigentlich nicht so viel schief gehen. Kurz zur wirklich abstrusen Story: Ein junger taubstummer Mann, der außerhalb der Gesellschaft steht und er einen trostlosen Bürojob verrichtet, wird zum Leichenschänder. Verstört und psychisch krank durch die Erlebnisse seiner Kindheit, in der er von seinem Vater geschlagen (daher auch seine Behinderung) und in der seine Schwester vergewaltigt wurde, werden seine Leichenschändungs-Anfälle immer schlimmer. Die Reste einer in der Story angelegten Ernsthaftigkeit werden aber schon in den ersten Minuten konsequent demontiert. Mosquito, der vorzugsweise im schicken Mini-Motorroller(!) durch die Stadt düst, ist als perverser Leichenschänder nicht eine Sekunde auch nur ansatzweise glaubhaft. Zusammen mit den zwar bemühten aber trashigen Leichenschändungsszenen, die zwar nicht der Tiefpunkt der Filmkunst sind, aber ein paar der
schlechteren Gore-Effekte der Filmgeschichte enthalten, ergibt sich ein netter Trashfilm, der allerdings auf Dauer doch ein wenig an der Gutmütigkeit des Zuschauers nagt. Das liegt zum einen an der üblen Filmmusik, die zum Wesentlichen aus Variationen eines nervtötenden lalala-Geheules besteht, als auch daran, dass fast kein Spannungsbogen besteht. Die oben beschriebenen Szenen sind nicht wirklich spannend, obwohl doch interessant ist, dass in kürzester Zeit so viele jungen Frauen sterben und dementsprechend der Altersdurchschnitt in den Krematorien bei etwa 22 liegt, eine klassische Detektivgeschichte entsteht auch nicht, da der Part der Polizei bis auf die Endszene nicht vorkommt. Zeitweise wirkt der Film sehr zusammengewürfelt, auch die Subplots sind dafür mitverantwortlich. Zum einen das - zugegebenermaßen extrem unterhaltsame - Mädchen, das in der Nachbarschaft des Schänders wohnt, hauptsächlich in einem Kleid in der Gegend herumtanzt und "am liebsten die ganze Welt umarmen möchte" (ihr Selbstmord, bei dem sie von einem Hausdach springt, ist dementsprechend auch eine wahre Erlösung für den Zuschauer). Zum anderen die wohl extra für das Bahnhofspublikum entworfenen Szenen in denen der Schänder seine Zeit mit Prostituierten verbringt. Obwohl diese Szenen, wie auch in einem anderen Review erwähnt, sehr an Jess Franco & Co. Erinnern, können sie durch ihren extremen Trash-Faktor zum Teil überzeugen, oder in welchem anderen Film taucht die Bezeichnung "Penunze" für Geld noch auf? Im großen und ganzen ergibt sich so ein ganz netter, über weite Strecken auch sehr unterhaltsamer Film, der zwar ein paar Mal ein wenig an der Geduld des Zuschauers nagt, aber so viele Brüller hat, dass man darüber die paar Längen leicht vergisst. Man nehme nur den Friedhofsgärtner, der in einer Leichenhalle ungerührt an einem "Mosquito"-Grafitti (zuvor vom Schänder mit Edding angefertigt) vorbeigeht, sich ein bisschen aufregt "Was ist denn das für eine Sauerei?", um dann, vor der Leiche eines - na klar - jungen Mädchens stehend, seine Brotzeit inklusive Wurst und Bier auszupacken und diese genüsslich zu verzehren. Wenn man dem Film also über den Weg läuft, sollte man nicht zögern und sich diese Perle des deutschen Trashkinos der 70er keinesfalls entgehen lassen. 6/10 Punkten