„Ihr Motiv ist Töten – mehr wollen Sie nicht!“
Nachdem die 50ies-Event-Kino-Hommage „Popcorn“ im Jahre 1991 Szenen eines fiktiven Drive-In-B-Movies um blutsaugende Riesenmoskitos zeigte, erschien mit dem anscheinend misslungenen „Skeeter“ ein Jahr später tatsächlich endlich ein Tierhorrorfilm um mutierte Mücken, dem 1995 der unter der Regie Gary Jones‘ („Spider“) entstandene „Mosquito“ folgte; eine US-amerikanische Produktion, die Tierhorror mit freiwilligem Trash vermengt.
Irgendwo in den eher dünn besiedelten Gegenden der USA stürzt ein Raumschiff in einen Sumpf ab und die Moskitos, die sich an der extraterrestrischen Besatzung laben, mutieren zu riesigen Ungetümen – zum Schrecken der Gäste des örtlichen Campingplatzes, die zunächst gar nicht wissen, wie ihnen geschieht.
Tierhorrorfilme neigen ja dazu, einfach ohnehin schon als unangenehm empfundene Tiere auf monströse Größe aufzublasen und dadurch Schrecken zu verbreiten. Großer Beliebtheit erfreuen sich dabei Spinnentiere, aber auch Insekten wie z.B. Ameisen wurden schon dementsprechend in Szene gesetzt. Eigenartig, dass in Zeiten von „Tarantula“ und „Formicula“ sich niemand ans Moskito-Thema wagte und umso erfreulicher, dass Jones 1995 eben damit ein ansehnlicher Film gelang. Das Wichtigste bei einer solchen Thematik sind natürlich die Kreaturen – und anhand derer wird deutlich, dass Regisseur Jones der Spezialeffekt-Branche entstammt und beispielsweise schon für Sam Raimis „Tanz der Teufel“-Reihe arbeitete. Die Viecher sehen klasse aus, versprühen dabei aber dennoch den Charme vergangener Monsterfilmzeiten. Sie schwirren durch die Luft und garantieren mit ihren Stacheln manch blutigen Effekt. Zurück lassen sie ausgesaugte Opfer, die als Latexleichen in der Gegend herumliegen – herrlich und 1995 eben schön oldschool.
Ansonsten ist „Mosquito“ Low-Budget-Monster-Trash mit vielen typischen Stärken, aber auch Schwächen. Zunächst einmal wäre da die Billigoptik zu nennen, die aber vermutlich auch durch die schlechte Bildqualität meines Exemplars, das das Ramschlabel „Savoy Film“ zusammen mit drei anderen Filmen auf eine DVD zwängte, in hohem Maße zusätzlich verschlechtert wird. Die Charaktere sind größtenteils debile Flachbirnen, denen man kaum eine weiterreichende Charakterzeichnung gönnte und sie stattdessen skurrilen Unfug sowie zahlreiche Klischee-Einzeiler verzapfen ließ. Der erste auftauchende Riesenmoskito wird überfahren, doch die Fahrer wundern sich kaum über den „Riesenkäfer“, wie sie den Moskitomatsch nennen. Ein Angler versucht, die Fische durch lauthals gerufenes „Fischi Fischi Fischi“ anzulocken... Zumeist handelt es sich dabei um ziemlich schlechte Schauspieler, jedoch hat man mit „Leatherface“-Darsteller Leatherface ein echtes As im Ärmel, das man genüsslich ausspielt, indem man ihn wieder zur Kettensäge greifen lässt, begleitet von einem Insidergag auf den Lippen, bevor er dank schneller, holpriger Charakterentwicklung vom Bösewicht zum Märtyrer wird.
Über weite Strecken geht es also albern (Höhepunkt: Herausploppende Augen eines Moskito-Opfers) und comicartig zu, doch ist es Jones leider nicht gelungen, einen Stil konsequent durchzuziehen. Dann und wann schwankt man irritierend zwischen den Polen Komik und Ernst und es schleichen sich Längen, wenn auch eindeutig im verschmerzbaren Ausmaße, ein. Ein wenig Sleaze darf natürlich auch nicht fehlen; für einen richtigen, über bemüht atmosphärische Orchesterklänge hinausgehenden Soundtrack hat’s aber nicht gereicht. Dafür entschädigt ein wenig ein flottes Metal-Instrumentalstück im Abspann dieser kurzweiligen Insektensause. Unterm Strich ein selbstironischer, sympathischer Tierhorror-Trash-Spaß für Genrefans, der natürlich insbesondere mit seinem Viehzeug punktet, für meinen Geschmack aber gern noch etwas geradliniger ausgerichtet hätte werden dürfen. Für Freunde der alten Schule dennoch Pflicht. „Das ist doch Science-Fiction-Bullshit!"