Dorian Gray als Frau und anstelle eines alternden Bildes eine Filmrolle (!) - das ist mal was anderes ...
Passend zum Entstehungsjahr 1983 bietet dieser TV-Film, in dem Dorian Gray (seit wann heissen Frauen "Dorian" ..?! Es gab in den 70ern schon mal eine Softsex-Version mit einer weiblichen Protagonistin, aber da taufte man sie wenigstens in "Doriana" (!) um ...) ein Model mit Schauspielambitionen ist (besagte Filmrolle ist ein Screentest), eigentlich nichts weiter als den pelzig-dekadenten "Denver-Clan"-Look, dem die wichtigsten Versatzstücke der Romanvorlage und eine bedeutungschwangere Erzählerstimme Ansätze der Ernsthaftigkeit klassischer Literatur aufzustülpen versuchen, obwohl es doch nur "Denver-Clan" bleibt ... passend zur Soap gibts auch hier den abgehalfterten Altstar in Gestalt von Anthony Perkins als diabolischer Beeinflusser (Lord) Henry (was sein Charakter in der Geschichte genau zu suchen hat, weiss ich vor lauter Vorspulen nicht...) In den Szenen, in denen er die ältere Version seiner Rolle darstellt (als Kontrast zur ewig jungen Dorian), sieht Perkins übrigens aus wie Iris Berben, wenn sie in Sketchup (wer kennt das noch ..?) einen Mann gespielt hat ...
Wer "Denver-Clan" mag, macht auch hier nicht viel falsch (und seis nur für die Nostalgie). Für Kerle bietet die sehr attraktive Belinda Bauer (ein Ex-Model) in der Titelrolle natürlich ein gewichtiges Argument. Die Düsterkeit der Vorlage geht leider im Schwulst des 80er-Jahre-Highclass-Settings unter - wenn die Film-Dorian altert, erinnert das zunehmend ausufernde Make-up eher an eine Hexe im Low-Budget-Horrorsegment denn an eine ernstzunehmende Fratze des verkommenen Wahnsinns ...
Bemerkenswert: der (meines Wissens nie offiziell veröffentlichte) Titelsong "The Sins Of Dorian Gray" (so auch der Originaltitel des Films) der kanadischen Rocksängerin Dalbello, welcher, wenn als Leitthema eingesetzt, dem Quatsch dann mehr Atmosphäre verleiht als ihm gebührt ...