Review

Selbst der neugierige B-Movie-Fan sollte sich an „Man with a Gun“ nur mit stark eingeschränkten Erwartungen heranwagen, auch wenn Nu Image, die 1994 hauptsächlich noch für problemlos goutierbare B-Ware garantierten, hier mitfinanzierte, ansonsten allerdings scheinbar herzlich wenig mit dieser Produktion zu tun hatte. Innerhalb der Crew tauchen jedenfalls keine der üblichen Verdächtigen auf und da auch Regisseur David Wyles genau wie Autorin Laurie Finstad-Knizhnik zwei völlig unbeschriebene Blätter sind, fällt es schwer zu glauben, dass Lerner und Co. mehr mit dem Projekt zu tun hatten.

So prall ist das dann auch nicht, was dem Zuschauer hier in kurzen 80 Minuten geboten wird. Wohl als Hommage des Film Noir geplant, versucht David Wyles mit wenig Talent ein noch indiskutableres Drehbuch zu verfilmen, das krampfhaft versucht Elemente dieses filmischen Stils aneinander zu koppeln und einigermaßen modern zu interpretieren.

Von verregneten Nächten, einer Schwarzweiß-Sequenz, einem tragischen Antihelden mit harter Schale und weichem Kern, der Femme Fatale, Trenchcoats, vielen zwielichtigen Gangstern und Mafiosos und einem bitteren Ende wurde hier auch einiges zusammengeschwemmt. Ein unterhaltsamer Film wurde trotzdem nie draus.

Das liegt hier einmal weniger an den Darstellern, denn was Wyles hier an Material zur Verfügung stand, stellt sich als sehr illust heraus, auch wenn Michael Madsen („Reservoir Dogs“, „Executive Target“) und Gary „Ich spiel’ für Geld in jedem Scheiß mit“ Busey („Lethal Weapon“, „Under Siege“) gerade ihren endgültigen Abstieg in die B-Liga feiern durften, von wo aus zumindest Madsen ab und an noch mal abrücken darf (u.a. bekanntlich für Tarantino), Jennifer Tilly („Bride of Chucky“, „Do Not Disturb“) ihren Durchbruch erst ein Jahr später mit „Bound“ feiern sollte und Typen wie Bill Cobbs („The Bodyguard“, „Demolition Man“) oder Robert Loggia („An Officer and a Gentleman“, „Scarface“) sich eigentlich viel zu schade für solche Nebenrollen sein sollten.

Die Story in der sie mitspielen, ist gelinde ausgedrückt langweiliger Schrott ohne weiteren Nährwert, der das Publikum einladend zur Vorspultaste des Videorecorders blicken lässt, obwohl der Auftakt, ein Auftragsmord, durchgeführt von John Hardin (Madsen), der Mann fürs Grobe von Jack Rushton (Busey), einem halbseidene Geschäfte abwickelnden Immobilienspekulanten, noch einigermaßen prickelnd inszeniert wurde. Der Rest ist dann allerdings nur noch eine filmische, unnötig komplizierte Schlaftablette.

Denn Jack ist seine Frau Rena (Tilly) ausgebüxt. Nun droht sie ihm damit, belastende Beweise seiner illegalen Geschäfte der Staatsanwaltschaft zu überlassen, wenn er nicht mit der Knete rüberrückt. Jack ist davon naturgemäß wenig angetan und schickt John los, damit er sie mundtot macht. Nur hat der eine Affäre mit Rena, was nun wiederum dazu führt, dass Rena John einspannt, damit er ihre Zwillingsschwester Kathy umbringt und ihre Leiche stattdessen präsentiert. Soweit keine schlechte Idee, wenn John da nicht ungewohnte Skrupel kommen und die verruchte Rena nicht falsch spielen würde(n), Jack von seinem eigenen Blut abgesägt werden soll und im Hintergrund noch der geheime Mafioso operieren würde.

Klingt etwas kompliziert, ist es aber nicht. Das Meiste peilt man fix und über unsinnige Szenen, wie Jacks drohender Finanzkollaps, denkt man am besten nicht weiter nach, weil sie so schrecklich viel mit dem eigentlichen Plot auch gar nicht zu tun haben.
Madsen, damals noch nicht so aufgedunsen, sticht aus dem Film etwas heraus (Kaum jemand, der sich so cool und unverwechselbar eine Zigarette anstecken kann), darf seinen philosophierenden, zynischen Gedanken in inneren Monologen (noch ein Kennzeichen des Film Noir) freien Lauf lassen und ist als einziger in der Lage seine Figur über eine einzelne Dimension hinauszubringen. Seine emotionelle Krise, in die er sich zielstrebig bewegt, wird nur leider oberflächlich abgehandelt. Immerhin ist der Film in der Lage seinen abwägenden Charakter einer Wandlung zu unterziehen, die nicht wie aus dem Nichts plötzlich vor einem steht. Für sein gutes Herz, das irgendwann zum Vorschein kommt und ihn in eine komplizierte Lage bringt, erntet er dann auch einige Sympathien und zwar nicht nur bei Kathy.

Das hilft aber alles nichts, wenn so unglaublich viel Leerlauf herrscht. Hier wird jeder betrogen oder betrügt selbst, Action gibt es, abgesehen vom finalen und dann auch nur mittelprächtig gefilmten Shootout in einer Lagerhalle, keine und Spannung fällt ohnehin flach. „Man with a Gun“ stolpert müde, fad und vorhersehbar vor sich hin, hat eigentlich keine einzig richtig gute Szene geschweige denn Klasse, wo auch immer.


Fazit:
Lieblos und uninspiriert beschreibt „Man with a Gun“ wohl ganz gut. Sichtlich zeitgenössisch gemeinter Film Noir mit vielen der gängigen Elemente, aber ohne das dafür auch dringend notwendige Talent so eine schicksalhafte Geschichte auch ansprechend umzusetzen. Das Szenario indem ständig jeder jeden hintergeht, Vertrauen missbraucht und auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, langweilt auf die Dauer, weil total belanglos. Die Riege spielt solide, kann allerdings auch nicht mehr viel retten. Nicht mal für die B-Fraktion zu gebrauchen, wenn auch ganz solide bebildert.

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