Lange hat man warten müssen bis Jet Li wieder die Kinoleinwand unsicher macht. Nach dem etwas platten "Born 2 Die" scheint sich der Hongkong-Star wieder unter die Fittiche von Luc Besson begeben zu haben, der für handfeste, stilvolle Produktionen bekannt ist. Hier bietet sich natürlich sofort der Vergleich mit "Kiss of the Dragon" an, dessen unterkühlte, französische Stimmung sich deutlich von amerikanischen 08/15-Kloppern abhob.
Auch "Unleased" zeichnet dieser ganz spezielle, "dreckige" europäische Flair aus, wobei es hier deutlich emotionaler zur Sache geht. Hier vorab ein Lob an die Schauspieler, die ihre Rollen mit vollem Einsatz verkörpern, vor allem Bob Hoskins geht richtig in seiner Rolle als fieser Gangsterboss auf.
Die Story selbst über den Keller-Kampfsklaven, der seine Gefühle entdeckt und sich letztendlich gegen seine Unterdrücker zur Wehr setzt, mag zwar sicher nicht immer glaubhaft wirken, ist aber sehr originell für einen Martial-Arts-Film und lässt einen gewissen Anspruch und auch eine Botschaft nicht missen. Die Szenen, als Danny bei der Familie aufgenommen wird, sind rührend und witzig, und erscheinen zu keiner Zeit aufgesetzt oder auch langatmig. Die Kamera findet immer die richtigen Bilder zur jeweiligen Stimmung und einige besonders kunstvolle Einstellungen (die "Flashback"-Szenen oder das Klavierspiel am Ende) machen deutlich, dass sich die Macher etwas niveauvoller ausdrücken wollten als in vergleichbaren Werken des Genres.
Zur Action kommt es eher selten, wenn dann aber gewaltig (der Film enthält deutlich längere Fights als "KOD"). Da prügelt sich der wildgewordene Danny dann zu "Massive Attack" mit beinnahe maschineller Präzision den Weg frei - akrobatisch, blitzschnell und knüppelhart. Hier zeigt sich einmal mehr die einfallsreiche Choreographie Yuen Woo Pings, was sich in trickreichen Kameraperspektiven, geschickt eingesetzten Zeitraffern und relativ wenigen Schnitten wiederspiegelt. Nach dem ein oder anderen Knochenbruch dürfte auch ein gewisses "Raunen" im Publikum nicht ausbleiben. Diese Szenen allein machen den Film jedoch nicht aus, es ist gerade die feine Symbiose aus Drama und Action, die diesen Streifen zum einem cineastischen Genuss kreiert.
Kurzum - diesen Film sollten sich auch die Leute nicht entgehen lassen, die dem tumben Action-Film normalerweise nichts abgewinnen können. Meiner Meinung nach Jet Li's bisher bester nicht-asiatischer Film und ganz nah dran an seinen Klassikern wie "OUATIC" oder "Fist of Legend", wobei der Vergleich hier sicher etwas hinkt (die HK-Filme spielten in einer älteren Epoche unter einem anderem, historisch angehauchten Hintergrund).
9/10 Punkten: Absolut überzeugend - Reingehen, eintauchen und Staunen!