Bollywood strikes back!! Again...
"Ich bin immer für dich da" (bzw Main Hoon Na) ist die bereits dritte deutsche Erstausstrahlung im Rahmen des großen Bollywood-Ticks von RTLII.
Die Inder wollten es nun wirklich wissen, und bescheeren der westlichen Welt einen skurillen knallbunten Genremix in epischer Breite.
Was aber innerhalb Indiens zu einen rießen Kassenschlager wurde, und wohl das darstellt, was anno 1991 Terminator 2 in den USA war, ist aber trotz aller Bemühung nicht wirklich für jedermann zugänglich.
Was haben sich die Inder mit diesem Projekt erhofft?
Da zappt nun der ahnungslose Zuschauer durchs deutsche TV-Programm, schaltet nun auf RTL2, und sieht wie in Gewändern gekleidete, leicht gebräunte Leute indisch singen und tanzen. Eine erste aufgebrachte Reaktion beim registrieren dieser Szene wäre:
"Seit wann empfängt die olle Schüssel MTV-India?"
Aber ne, das ist immernoch RTL2, und zeigt uns nun indische Filmkultur, die wohl bis in alle Ewigkeiten an diesem einen für die Inder wahrscheinlich unverzichtbaren Element kranken wird.
Also womit wollen uns die Inder dann beeindrucken?
Mit der Story?
Bollywoods Megastar und Aushängeschild Nr.1 Sharuk Khan spielt den Elite Soldat Major Ram Prasad Sharma (das soll sich mal einer merken können) und kämpft für die Friedensinitiative "Milaap", die den Jahrzente langen Konflikt zwischen Indien und Pakistan beenden soll.
Natürlich gibt es eine Gegenpartei in Form von skrupellosen Terroristen (real bad-asses) denen das gar nicht schmeckt, und nehmen also die hübsche Sanjana (Amrita Rao) ins Visir!
Ihr Vater, General Bakshi will seine Tochter in Schutz nehmen und schickt Major Ram undercover auf die Schule seiner Tochter.
Hier schafft es nicht nur Sanjana im Auge zu behalten und sie vor Anschlägen zu beschützen, sondern auch seinen langvermissten Halbbruder zu finden. Dazu kommt noch eine hübsche Chemielehrerin, die für die Handlung ebenfalls nicht ganz unrelevant ist...
Hui, na da haben die sich aber was ganz stereotypes einfallen lassen. Aber wie bei unzähligen anderen Filmen war es auch hier nie die Idee gewesen die originellste Geschichte seit Matrix zu erfinden. Die ganz annehmbare Handlung muss einfach nur noch geschickt miteinander vernetzt werden, und die Darsteller, sowie die Action und andere wichtige Elemente werden schon den Rest tun, und fertig ist das große Bollywood Projekt.
Denkste!!
Man sieht dem Film zwar seine professionelle Inszenierung an, von billigem Trash kann eigentlich nicht wirklich die Rede sein, trotzdem aber sind hier laufend Fehler bemerkbar, die dem Regessieur Farah Khan unterlaufen sind.
Und ich denke da ist die gesamte Grundidee dieser Filmproduktion nicht ganz unschuldig daran, denn wenn man eine solch große Menge an unterschiedlichen Genres in einen Film packt, und noch versucht sämtliche Stilmittel amerikanischer Produktionen schamhaft nachzukopieren, ist ein Desaster schon quasi vorprogrammiert.
Was hat sich da der Regessieur nur dabei gedacht?
Seine Kindheit verbrachte er wohl damit sich Filme aller Art anzusehen; diese gefielen ihm so gut, dass er sich schwor, eines Tages wenn er die Gelegenheit bekommt Filme zu machen, all seine coolen Ideen in einen Film zu verpacken.
So bleibt es bei Main Hoon Na nicht einfach nur bei einem Action-Film. Ein Action-Film inklusive Martial-Arts als eine Art Agenten-Thriller. Agenten-Thriller mit viel Familien Drama. Ein Familien Drama, das immer wieder komödiantischen Einlagen Weichen muss. Komödiantische Einlagen, die sich sehr oft, in den unverzichtbaren Tanzeinlagen finden lassen. Tanzeinlagen, die im Film so oft vorkommen, dass der Durchschnittsfilmgucker meint er würde sich ein Musical ansehen. Ein Musical kombiniert aus der West Side Story und dem ein oder anderen älteren Disney Film.
ARRRRRRRRRRGH, ja was isses denn nu?
Ich würde ihn ja gerne als Action-Drama bezeichnen, aber diese dummen Tanzeinlagen nehmen den sich an sonst so ernst nehmen den Film jegliche Seriösität.
Mal werden traurige Emotionsausbrüche gezeigt, man sieht, wie hilflose Gefangene eiskalt erschossen werden, in den Actionszenen erfolgt höchst dramatische Musik, wenn die Hauptfigur anscheinend dem Tode geweiht ist...
ABER ZWISCHENDRIN SINGEN UND TANZEN DIE GANZEN LEUTE!!! Fröhliche Musik, fröhliches Gedudel, lustige Klamotten, komische Späße und andere Blödsinnigkeiten.
Nicht nur dass das den Film ins Lächerliche zieht, nein es macht ihn auch unnötig lange, mit Bild-und Tonmaterial welches den Film in keinster Weise auch nur irgendwie vorantreibt. Vielleicht sieht es ja für den ein oder anderen ja ganz interessant aus, aber in einem Film hat sowas trotzdem nichts verloren, und wenn dann sollte man sich vollkommen auf das Genre des Musicals konzentrieren, und nicht als unabwendbares Teilelement eines Filmes verwenden.
Aber so sind nunmal die Inder, ich glaube da sprechen wir alle gegen eine Wand, dennoch wären die knappen 3 Stunden mit Verzicht auf die Musicals um einiges erträglicher.
Aber eigentlich ist das noch das geringste Problem.
So belanglos und unnötig diese Musicals auch sein mögen, man kann ihnen nicht ihre Qualität absprechen, sofern man Ohren für indische Musik und Tanz hat.
Viel schlimmer ist eigentlich das was der Regessieur mit den Actionszenen angestellt hat.
Es sieht zwar alles ganz spektakulär und ordentlich inszeniert aus, aber hin und wieder tummeln sich solch trashige Einlagen auf, die wirklich unfreiwillig komisch sind und dazu noch ziemlich selbstzweckhaft aussehen.
Ram fährt auf einem Motorrad-ähnlichem Vehicel, und springt dabei über einen Haufen von Bambusstäben die aus einem nebenher fahrenden LKW hinausragen.
Örks, erinnert mich an Jackie Chan's Sprung vom Fahrrad über die Leiter aus Project A, nur dass das eben innerhalb einer Einstellung erfolgen konnte, und ohne mehrere Schnitte sowie ungünstigen Kameraperspektiven und dem Einsatz von Slow-Mo auskam.
Anschließend schleudert es noch einen kleinen Benzintank in die Luft, der landet im Tunnel, und oh überraschung, er explodiert genau hinter Ram, der gerade wegfährt.
Das erinnert nun sehr stark an Terminator 2.
Und nun konnte es der Regessieur auch nicht lassen, die berühmte Matrix-Limbo-Bullet-Dance-Szene zu kopieren, in dem er Ram unbefugter Weise ins Lehrerzimmer hereinstampft, und schließlich vom Lehrer angespukt wird. Die Spuke zieht ihre Wirbelungen nach sich, und Ram ist gerade dabei sich wie Neo einen Krampf im Rücken zu holen.
Diese Szene war bisher nur in Matrix ernst zu nehmen. Jedes zukünftige Nachkopieren dieser berühmten Szene diente ausschließlich parodistischen Zwecken, und so auch hier, in einem Film, der sich stellenweise doch sehr ernst nimmt.
Die Matrix Anleihen hören auch gar nicht auf und zeigen immer wieder Bullet Time an jeder passenden oder unpassenden Stelle und stinken geradezu vor Selbstzweck!!
Die Krönung jedoch erwartet den Zuschauer aber erst im ultimativen Showdown.
Ram und der skrupellose ober Terrorist, der sich zuvor als Dozent ausgab an der Schule ausgab stehen sich nun auf einer Art Hängebrücke im Gebäude gegenüber und wollen sich nun für 5 min den ultimativen Martialarts-Fight liefern.
Und nun zeigen uns die Inder wie wenig Ahnung sie von Kampfsport haben. Oder besser gesagt die richtige Inszenierung einer solchen Szene.
Der also knapp 5minütige Fight, umgerechnet etwa 300 Sekunden erfolgt in etwa 300 Schnitten!!!
Nach jedem Schlag, jedem Sprung, jedem Griff, und jeder Einlage erfolgt ein Schnitt. So versinkt dieser Kampf in einem achso oberstylishcoolem Hau-Drauf Wirr Warr, das wirklich nichts von gekonnter Martial Arts zeigen lässt.
Mensch Leute, China liegt doch nebenan, und Hong Kong Kong ist gleich um die Ecke, die Thailänder liegen über die nächste Pfütze, und ihr schafft es nicht beachtliche Martial-Arts-Szenen zu drehen?
Ich nehme es ja den Hauptdarstellern nicht übel, wenn sie eben keine Kampfkünstler sind. Aber für ein Filmprojekt dieser Größe, welches sich für sonst auch nichts zu schade war, hätte man es den beiden Hauptaktueren ruhig zumuten können sich ein wenig auf diese Szene vorzubereiten, und sie zumindest mal in einem 5 Sekündigen Schlagabtausch ohne Schnitt agieren lassen.
Richtig lächerlich wird es noch, wenn der böse Terrorist Ram auf den Boden schmeißt, sich überlegen fühlt, und gleichmal seinen Kopf ganz cool verrenkt, so dass man ein knaxen hört. Das kamm ziemlich doof und wannabe, aber was ist das?????
Nur wenige Sekunden später liegt Ram wieder am Boden, und der Bad Guy muss schon wieder seinen Kopf knaxen lassen!!!!
Was um Himmels Willen soll dieser Blödsinn?
Die auffällig unrealistische Action geht weiter, und zeigt wie sich Ram mit einem Hechtsprung auf den Bad guy stürzt, und mehrere Meter weiterfliegt, ja sogar aus dem gesplittert kommt. Ist das denn beim Editing dieser Szene niemanden aufgefallen, dass das unrealistisch blöd aussieht?
Nun hat Ram dem Kerl einen Ring aus seiner Granate entfernt, zeigt den Ring und rennt davon, um sich mit einem Sprung in den nahe fliegenden Hubschauber zu retten. Und der Bad Guy sieht nun keinen Sinn mehr darin noch ein letztes mal zu feuern und akzeptiert nun sein Schicksal, dass er gleich in die Luft fliegen wird, ohne versucht zu haben seinen Granatengürtel zu entfernen.
Das Dach des Gebäudes verschwindet in einer rießigen CGI-Explosion, Ram hängt am Hubschrauber, fliegt gen Sicherhieit, und dazu spielt ein grässlicher Kirchen-Orchester-Techno-Trance-Mix wie er unpassender nicht hätte sein können.
Bei den Schauspielern kann man eigentlich nicht viel meckern, die machen ihre Sachen doch größtenteils gut, obwohl der aufgesetzte coole Blick von Sharuk Khan schonmal nerven kann.
Nun ist der Film zu Ende und ich mit meinen Nerven am Ende.
Was war das nun? Ein Film der nicht wusste was er wollte?
Oder ein Film, den man eigentlich eher als Audio-Visuelles Gesamtkunstwerk bezeichnen sollte?
Der Film zeigt viel von allem was sich in der amerikanischen Filmwelt findet, und zwar soviel, dass das alles zusammen in einem Film gar nicht mehr logisch erscheint.
In dem Film stecken so viele Genres, soviele berühmte Stilmittel, dass es sich hier um ein nettes filmisches Erlebnis handelt, andererseits, ist vieles von dem Gezeigten im Gesamtkonzept unbrauchbar, sodass dieser Werk nicht so ganz als "Film" einzustufen ist.
Eigentlich fehlen nur noch Aliens vom Planeten Omicron, ein "World War Second"-Szenario, die Ninja-Turtles und Jesus, dann wäre der skurille Mix perfekt.
Bleiben wir aber mal dabei, dass dieses Machwerk doch recht unterhaltsam ist, trotz vieler Längen (inklusive Tanzeinlagen) und reihenweise teurig trashigen Actioneinlagen, die entweder zum Lachen oder zum Kopfschütteln animieren.
Meinetwegen soll der Bollywood-Franchise weiterlaufen, evtl würde ich sogar neues Terrain begrüßen, und mir einen indischen Porno angucken, der Kamasutra in Reinkultur zeigt xD