„Hast gedacht ich krieg dich nicht!?“
– „Verlassen Sie sofort meinen Wagen!“
„Oh, aber ich will doch nur ein bisschen mit dir ficken.“
Zwei auf den ersten Blick ganz sympathische Assis lernen zwei Snobs kennen und laden sich auf deren Hausparty ein. Rüpelhaftes Benehmen der armen Schlucker wechselt sich mit überheblichem Getue der reichen Schnösel ab. Die Hüttengaudi kommt aber erst so richtig in Fahrt, als der Anführer der Ungeladenen ein Rasiermesser zückt und damit den Partygästen vor der Nase herum wedelt. Die anwesenden Herren werden prompt vermöbelt, die Mädels zum Beischlaf gezwungen.
Ein typischer Fall von: Aus Spaß wird ernst. Und Ernst ist heute fünf Jahre alt…
Der italienische Regisseur Ruggero Deodato (bekannt für Gassenhauer wie NACKT UND ZERFLEISCHT, CUT AND RUN und MONDO CANNIBALE 2) liefert mit SCHLITZER einen deftigen Beitrag zum damals in Mode gewesenen Rape&Revenge-Genre ab. Obgleich hier eindeutig mehr Rape als Revenge von Statten geht. Die Damen zieren sich mal mehr, mal weniger, willigen ab und an sogar in den Sex ein und läuten gegebenenfalls auch mal eine reine Damenrunde ein (Lesben-Action), was ziemlich dämlich erscheint. Eine Andere bekommt auf gar unschöne Weise das Rasiermesser zu spüren.
Dies ist im Grunde die Hauptessenz des Films. Über einen tieferen Sinn oder eine Moral sollte man nicht unbedingt nachdenken. Klar könnte man interpretieren, die Arroganz der Schnösel habe dies aggressive Verhalten geweckt, somit verdienen sie auch eine Abreibung. In dem Maße, wie unser „Schlitzer“ hier zu Werke geht, tut es dies aber eindeutig nicht.
Für einen Film mit dem Titel SCHLITZER kommt das Rasiermesser zwar fast ein bisschen selten zum Einsatz (dem Titel nach könnte man auch einen Slasher erwarten), wenn aber mal blitzender Stahl in zartes Frauenfleisch gleitet, dann spürt man die Schnitte beinahe am eigenen Leib.
Der Rache-Akt, bei dem die schwächere Partei plötzlich das Ruder in Händen hält, fällt hier etwas mau aus. Da liefern LAST HOUSE ON THE LEFT oder I SPIT ON YOUR GRAVE schon etwas deftigere Action. In SCHLITZER gelangt man zu der Erkenntnis: Zombies schießt man in den Kopf, Vergewaltigern in den Schritt. Dies geschieht in Zeitlupe. Darsteller David Hess zeigt uns daraufhin, wie viele Amalgam-Füllungen er in den Backenzähnen hat.
In den Hauptrollen entdeckt man viele bekannte Gesichter der damaligen Horror-Szene, wie z.B. den eben genannten David Hess (LAST HOUSE ON THE LEFT, DAS DING AUS DEM SUMPF) und Giovanni Lombardo Radice, dem in CANNIBAL FEROX der Pillermann abgeschnitten wird.
Es gibt freilich noch etwas fiesere Vertreter des Rape&Revenge, siehe I SPIT ON YOUR GRAVE und MÄDCHEN IN DEN KRALLEN TEUFLISCHER BESTIEN, auch ein paar wahnsinnigere Großstadtkiller (siehe z.B. MANIAC), dennoch ist SCHLITZER schon ein arg brutales, durch und durch böses Filmchen. Die Story ist zwar etwas dünn, allerdings heizen stetige Twists die Spannung von neuem an. Und bei den flapsigen Sprüchen des Chef-Vergewaltigers bleibt einem fast das Lachen im Halse stecken, bedenkt man in was für einer Situation er diese vom Stapel lässt.
“Probier sie doch einfach mal aus!”
– „Du meinst, einfach drüber herfallen?“
„Aber natürlich. Glaub mir, die hat doch jetzt schon ein nasses Höschen.“
Fazit:
Viele, viele Vergewaltigungen – das ist gar nicht schön, oh nein. Blut und Gore halten sich in Grenzen, das Ausmaß an sexueller Gewalt erfordert allerdings wirklich starke Nerven.