Review

Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen Fassung vom Label E.C.Entertainment, erschienen als Version in einem Amaray-Case sowie als auf 500 Stück limitierte Edition in einer großen Hartbox!

Bevor der Zuschauer überhaupt den italienischen Originaltitel "La Casa Sperduta Del Parco" ausgesprochen hat, ereignet sich schon der erste Gewaltakt des Films: Ein junges Mädchen wird von dem kaltblütigen Psychopathen Alex brutal überfallen und während er sie vergewaltigt zu Tode stranguliert.

Bereits in den ersten Minuten zeigt Regisseur Ruggero Deodato (verantwortlich für den zwei Jahre zuvor entstandenen Klassiker "Cannibal Holocaust") was sein Publikum in den nächsten knapp 90 Minuten erwarten wird: ein kammerspielartiger Thriller mit einer rassistischen und frauenverachtenden Note, bei dem im Gegensatz zu seinem Kannibalenschocker vielmehr die psychische Gewalt durch sexuelle Erniedrigungen und Quälereien im Vordergrund steht  als blutige Gewaltexzesse. Unblutig ist "Der Schlitzer" aber keinesfalls, vor allem gegen Ende steigert sich Alex unaufhaltsam in einen Rausch und mißhandelt ein weiteres junges Mädchen, in dem er sie mittels eines Rasiermessers verunstaltet. Vor allem diese Szene gehört angesichts ihrer Brutalität zu den besten des Films, vor allem David Hess grandioses, ausdrucksstarkes Spiel kommt hier voll und ganz zur Geltung. Obwohl er sein Opfer nur leicht verstümmelt sind diese Szenen mit dem Rasiermesser viel intensiver als beispielsweise die grauenhaften Rasiermesser-Morde in Lucio Fulcis "Der New York Ripper" und Deodato tut gut daran dem Motto zu folgen, dass weniger mehr ist.

Ebenso wie "Der New York Ripper" ist "Der Schlitzer" eine sleazige Vermischung von Sex und Gewalt, setzt aber dabei mehr auf die Ausarbeitung der Charaktere, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Automechaniker Alex (David Hess aus "The Last House On The Left") und seinem geistig und sozial  zurückgebliebenen Freund Ricky (Giovanni Lombardo Radice aus "Die Rache der Kannibalen") liegt:
Alex ist ein skrupelloser, gewalttätiger und unberechenbarer Psychopath und kaltblütiger Frauenmörder, Ricky ist eigentlich nur ein unterwürfiger Mitläufer ohne eigene Meinung.
Auf einer Party von arroganten Schnöseln, die sich mit den beiden Proleten einen Spaß machen wollen, eskaliert die Situation und Alex zückt das Rasiermesser...

Von nun an liegt eine bedrohliche und beklemmende  Atmosphäre in der Luft und Deodato schafft es, sein Kammerspiel bis zum Showdown spannend zu gestalten. Den beiden Drehbuchautoren Gianfranco Clerici und Vincenzo Mannini gelingt es, dem vorhersehbaren Ausgang der Situation noch einige überraschende Wendungen beizusteuern, auch wenn der größte Logikfehler der Handlung allzu offensichtlich erscheint:

Mehrmals haben die sich in der Überzahl befindlichen und teilweise ungefesselten Geiseln die Möglichkeit, zu der Waffe zu greifen, zu der letzten Endes gegriffen wird, da es mehrere Situationen gibt, in denen weder Alex noch Ricky bei ihren Geiseln sind um diese in Schach zu halten.

Sieht der Zuschauer von diesem Manko einmal ab, gibt es an "Der Schlitzer" kaum etwas zu bemängeln. Der Soundtrack von Riz Ortolani mit zwei komponierten Songs (unter anderem "Sweety") mag unpassend wirken, verleiht dem Werk aber eine eigene Note und ist schön anzuhören.
Vor allem aber sind die schauspielerischen Leistungen von fast allen Darstellern hervorragend. Giovanni Lombardo Radici beweist erneut seine Wandlungsfähigkeit und David Hess als Sadist und Prolet ist nach Wes Cravens Rape&Revenge-Klassiker "The Last House On The Left" auf solche Rollen spezialisiert, die er stets perfekt ausfüllt. Lorraine De Selle als Gloria dagegen ist zwar in ihrer Rolle als eine der arroganten Partygäste überzeugender als in "Die Rache der Kannibalen", doch ihr Minenspiel ist einseitig. Ganz zu schweigen von Marie Claude Joseph als glatzköpfige Glenda, deren Mimik nicht im Ansatz die Greuel zum Ausdruck bringt, die ihr widerfahren.
Die Dialoge sind rau und obszön, passen aber zum düsteren Grundton, vor allem aber ist die deutsche Synchronisation sehr gelungen.

Insgesamt ist "Der Schlitzer" weitaus spannender, dramatischer und vor allem glaubwürdiger als Deodatos Werke wie dem bereits erwähnten "Cannibal Holocaust" oder dem späteren "Cut And Run" und darf somit als Highlight im Schaffen des Regisseurs angesehen werden.

7 von 10 Punkte!

Details
Ähnliche Filme