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Mit „The Tailor of Panama“ gelang Produzent und Regisseur John Boorman („Deliverance“) eine ambitionierte, aber letzten Endes nicht ganz überzeugende, Agenten-Persiflage – quasi ein Anti-Agentenfilm, der sein ganzes Genre aufs Korn nimmt.

Kernfigur ist der MI-6-Agent Andrew Osnard (Pierce Brosnan), der nach etlichen Verfehlungen seine letzte Chance in Panama erhält und dort brauchbare Informationen beschaffen soll. Brosnan gibt hier mit sichtlichem Spaß das genaue Gegenteil eines Bond-Charakters, ist skrupellos, erpresst und vögelt sich durch viele Matratzen. Panama entpuppt sich als Sündenpfuhl, dominiert von Kriminalität und Korruption. Mittendrin der britische Schneider Harold Pendel (Geoffrey Rush), der für eine Schar einflussreicher Personen, inklusive Staatsoberhaupt, die Anzüge näht und dabei stets ein offenes Ohr hat.

Genau diese Person macht sich Osnard zunutze, wühlt in seiner schillernden Vergangenheit herum, droht sie gegenüber Pendels Frau zu eröffnen und setzt den Schneider auch finanziell unter Druck, beziehungsweise verspricht ihm großzügige Summen, sofern er denn brauchbare Informationen bekommt. Was bleibt Pendel da noch anderes übrig, wo ihm doch der gesellschaftliche und finanzielle Kollaps drohen?

Aufgrund fehlenden Erfolgs nimmt das Chaos schon bald seinen Lauf, da Harold, dem die Rolle des Spions langsam einen gewissen Kick gibt, nicht an interessante Fakten gelangt, dafür die Arbeit seiner in Staatsdiensten tätigen Frau vervielfältigt und sich schließlich aus ihm nah stehenden Figuren (die schließlich für seine Lügen büßen müssen) eine stille Revolution zusammenbastelt, die hinten und vorn erlogen ist, Osnards Vorgesetzte aber mehr als nur zufrieden stellt.

Hier ist die Pointe versteckt, denn sich ganz auf bloße Worthülsen verlassend, in ihrer Engstirnigkeit nur auf Erfolg bedacht, übermittelt der britische Geheimdienst diese Infos sofort den Amerikanern, die umgehend eine Invasion planen und bereitwillig die Millionen zur Verfügung stellen. Angestachelt von Tatendrang und Patriotismus bricht ein General fast in Tränen aus.
Osnard zieht derweil geschickt zu eigener Bereicherung die Fäden im Hintergrund, während Pendel lange Zeit gar nicht merkt, dass er von Anfang an nur als Werkzeug diente, um die Altervorsorge eines in die Jahre gekommenen Agenten zu sichern. Wer falsch spielt, lügt und betrügt – der gewinnt, so ist die Aussage. Und wer sieht, wie Osnard, als er sich aus dem Staub macht, alle seine Figuren wie Gebrauchsgegenstände fallen lässt, der erkennt, dass Bond und Co mehr Schein als Sein sind. Die finale Entwicklung mag übertrieben erscheinen, ist aber wohl Boormans Stil zuzuschreiben, der den Film sich wohl so grotesk und übertrieben entwickeln lassen wollte.
Letzen Endes ist aber nur der Status Quo wieder hergestellt, was nicht ganz befriedigend ist, da so weder ein aussagekräftiges Fazit über die Leichtgläubigkeit in diesem Geschäft gezogen werden kann, noch die Personen wirklich etwas dazugelernt haben.

Überspitzt stellt Boorman gern bekannte Situationen wie das Treffen von Informanten oder den Austausch von Informationen dar. Ob ein Treffen im Puff, bei dem sich Brosnan ganz frei von einem Porno inspirieren lässt, oder die Zusammenkunft in einer Schwulenbar – alles ist auf Parodie von Klischees ausgelegt. Dass Brosnan hier großartig mit seinem Image spielt, muss nicht weiter erwähnt werden, wohl aber Geoffrey Rush, der als leichtgläubiger und unter Druck geratener Schneider bald nicht mehr in seinem Geflecht zu Recht findet und unterzugehen droht.

Auch wenn der Trailer Tempo verspricht, was einige Zuschauer dazu bewegt den Film nachher deutlich negativer zu bewerten, sollte man sich hier auf ein sehr Dialog lastiges Stück gefasst machten, in dem einige spitze Wortgefechte zu finden sind. Letztlich wirkt der Film dabei aber zu langatmig, da die Handlung lange in ihrer Weiterentwicklung fest steckt. Während die Figuren der desillusionierten Rebellen ausbaufähig gewesen wären, wird zum Beispiel eine, aus irgendeinem Grund ziemlich freizügige Jamie Lee Curtis, obwohl ihre Funktion eher sekundär ist, zu oft in den Vordergrund gerückt.

Fazit:
„The Tailor of Panama“ kommt nicht über den Status einer mittelmäßigen Agentenparodie hinaus, da ihm eine gute Portion Sarkasmus fehlt. So ungewöhnlich der Film sich auch entwickelt und Agentenelemente aufs Korn nimmt, es scheint ihm der rechte Drive zu fehlen. So bleibt ein langatmiger, von Rush und Brosnan gut gespielter Film, der Potential verschenkt, für Genreliebhaber aber nicht uninteressant ist.

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