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Filme, welche sich mit dem Thema Drogen beschäftigen, gibt es viele. Eher selten gab es dagegen bisher Filme, welche einen Drogendealer als Hauptprotagonisten hatten. Der wohl bekannteste Vertreter dieser Art aus der jüngeren Vergangenheit ist dabei wohl Ted Demmes „Blow“ mit Johnny Depp. Während dieser Film jedoch Ereignisse aus dem Leben des real existierenden, amerikanischen Drogendealers George Jung schildert, sind die Geschichte und Figuren in „Layer Cake“ komplett fiktional.

Daniel Craig (demnächst als neuer James Bond in „Casino Royal“ zu sehen) übernimmt hier die Rolle des Drogenhändlers „XXX“, dessen Namen man im gesamten Film nicht erfährt. Insofern inszenatorisch konsequent, da doch einer von XXX’s Geschäftsgrundsätzen lautet „nicht auffallen“. Demzufolge ist er jeder und niemand. XXX wird dem Zuschauer als nüchterner, cleverer Geschäftsmann vorgestellt, für den Drogen ausschließlich ein Geschäft sind. Trotz oder gerade deswegen wird er einem nie unsympathisch. Craig passt dabei durch seine kühle, unauffällige Art sehr gut in die Rolle und schafft es aufgrund seines zweifellos vorhandenen Charismas sofort, den Zuschauer zu vereinnahmen. Einen großen Anteil daran hat jedoch auch die sehr stilvolle, aber trotzdem bodenständige und vor allem ruhige Inszenierung von Regisseur Matthew Vaughn. Im Nachhinein betrachtet ein echter Glücksfall, sollte doch ursprünglich Guy Ritchi („Snatch“, „Bube Dame König Gras“) auf Vaughn’s Wunsch hin die Regie übernehmen. Da dieser jedoch ablehnte, nahm Vaughn kurzerhand selbst auf dem Regiestuhl platz. Unter Ritchi wäre es höchstwahrscheinlich ein wesentlich wilderer, hektischerer, aber nicht unbedingt besserer Film geworden.

Vaughn jedenfalls bedient sich einer Menge interessanter Stilmittel, ohne dabei jedoch zu übertreiben oder in, heutzutage leider so übliche, Stakattoschnitte zu verfallen. Dies wäre allerdings auch recht schwierig gewesen, da es im gesamten Film praktisch keine erwähnenswerten Actionszenen gibt. Ein echter Hingucker ist bereits die etwa 10-menütige Einleitung in den Film. Ohne erkennbare Schnitte, sondern mit sehr stilvollen Übergängen wird da anfangs durch verschiedene Zeitepochen gesprungen, während Craig per Off-Kommentar seine Motivation und Job beschreibt. Überhaupt verfügt der gesamte Film über eine sehr edle Optik und sieht mit seinen 6 Millionen an Produktionskosten optisch wesentlich teurer aus, als er eigentlich ist. Der ruhige Inszenierungsstil erinnert mehr als einmal an die früheren Filme von Michael Mann.

Die Story des Films ist zwar nicht übermäßig komplex, geht aber dennoch in Ordnung. Trotzdem hat man Anfangs mitunter Probleme, dem Geschehen zu folgen. Dies ist auch die erste kleine Schwäche des Films. Zu Beginn des Films werden einem in kürzester Zeit eine Vielzahl von Charakteren präsentiert, welche erst einmal alle vom Zuschauer erfasst werden wollen. Hier hätte sich Vaughn etwas mehr Zeit lassen bzw. das ganze etwas übersichtlicher gestalten können. Ist man jedoch erst einmal durchgestiegen, präsentiert sich eine recht clevere und mit der ein oder anderen Überraschung gespickte Story. Auch an skurrilen Charakteren mangelt es nicht, allerdings gibt es von diesen wesentlich weniger als in Ritchis Filmen, weshalb auch der Grundton des Films wesentlich ernster und auch erwachsener ist.

Sehr positiv fällt der Soundtrack des Films auf, welcher sich aus ruhigen Elektronikklängen und 80s-Musik zusammensetzt. Das Geschehen wird dabei immer passend und mitunter auch sehr zynisch unterstrichen, was insbesondere bei der Restaurantszene, welche mit Duran Duran’s „Ordinary World“ unterlegt ist, sehr gut zur Geltung kommt.

Die restlichen Darsteller machen ihre Sache größtenteils souverän, wobei eigentlich nur Colm Meaney als rechte Hand von XXX’s Boss und Michael Gambon als Mafiaboss länger in (positiver) Erinnerung bleiben. Mehr oder weniger ein Totalausfall ist dagegen die Figur vom Duke, dargestellt von Jamie Foreman. Dieser betreibt in einigen Szenen leider schier kaum zu ertragendes Overacting, welches, ob nun gewollt oder nicht, leider so überhaupt nicht zum restlichen Grundton des Films passen will. Dem schließt sich Sally Hawkins als Dukes Freundin Slasha an, welche den ganzen Film über im Grunde nichts weiter macht als hysterisch zu kreischen. Glücklicherweise hält sich die Screentime der beiden in erträglichen Grenzen, so dass dies dem Film im nachhinein betrachtet nur begrenzt schadet. Sienna Miller als Loveinterest ist dagegen verschenkt, dient sie doch mehr oder weniger nur als Eyecandy. Sehr beeindruckend dagegen die Figur des Dragan. Obwohl er den ganzen Film über praktisch nicht zu sehen ist, entwickelt er eine beeindruckende Präsenz. Seine Figur ist auch für eines meiner persönlichen Highlights des Films verantwortlich, dass erste Telefongespräch zwischen ihm und XXX.

Besondere Erwähnung verdient auch noch das Ende, über das sich jeder selbst seine Meinung bilden sollte. Sicherlich ist es recht mutig und gegen die Sehgewohnheiten der Zuschauer, andererseits ist es doch, gerade in Anbetracht des in seiner Art sehr nüchternen und neutralen restlichen Films, recht inkonsequent, ergreift es doch deutlich Partei, ist in seiner Aussage sehr aufgesetzt und schwingt mehr als deutlich mit der Moralkeule. Im Interview auf der DVD erfährt man zudem, dass das jetzige Ende des Films auch nicht das ursprünglich geplante und von Sony favorisierte war, sondern von der Crew sogar heimlich gedreht und in den Film ohne vorherige Absprache mit Sony für die Testvorführungen integriert wurde. Da es beim Testpublikum, wohl in erster Linie aufgrund des Verstoßes gegen die Sehgewohnheiten als willkommene Abwechslung empfunden, jedoch sehr gut ankam, wurde es letztendlich im Film belassen.

Trotz dieser, im Gesamtkontext des Films betrachteten, eher geringeren Mängel überwiegt das positive deutlich. Gute Darstellerleistungen, eine ordentliche Story, die edle Inszenierung und der sehr gute Soundtrack machen „Layer Cake“ zu einem echten Geheimtipp, welcher hierzulande leider noch nicht einmal den Weg in die Kinos schaffte. Schade drum, aber es gibt ja die DVD.

Sehr gute 8 von 10 Punkten.

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